Payment-Trends 2021

Die Kreditkarte bekommt ein eigenes Wallet, girocard geht ins Netz



Ralf Gladis ist Mitgründer und Geschäftsführer des internationalen Payment Service Providers Computop – the payment people. Ralf Gladis ist verantwortlich für das Produktportfolio und die strategische Ausrichtung von Computop. 2022 wurde Ralf Gladis in das Digital Finance Forum berufen, die Expertenkommission des Bundesfinanzministeriums.

 
Wie werden wir 2021 bezahlen? Noch öfter kontaktlos - mit der Girocard. der Kreditkarte oder dem Smartphone. PIN und Passwörter verlieren an Bedeutung, biometrische Merkmale sind im Kommen.
Kontaktloses Bezahlen wird 2021 weiter an Boden gut machen.
Kontaktloses Bezahlen wird 2021 weiter an Boden gut machen.
Foto: Rido - shutterstock.com

Beim Jahreswechsel wirft man gern den Blick auf die kommenden Trends. Auch für 2021 heißt der Megatrend im Zahlungsverkehr: Convenience, auf Deutsch Komfort. Diese Vorhersage treffen wir jedes Jahr, und sie hat sich noch immer bewahrheitet, denn Innovationen setzen sich nur dann im Markt durch, wenn sie das Bezahlen für den Nutzer einfacher machen. Selbst der wichtige Aspekt Sicherheit überzeugt nicht, wenn er mit mehr Komplikationen verbunden ist. Welcher Komfortgewinn wird sich also 2021 durchsetzen?

Die naheliegende Antwort lautet: kontaktloses Bezahlen. Im Jahr der Pandemie werden sich noch mehr Menschen daran gewöhnen, auch für kleinere Beträge im Ladengeschäft mit der Karte oder dem Smartphone ohne virenträchtige Berührungen zu bezahlen. In einer Studie im Auftrag der EURO Kartensysteme gaben bereits ein Viertel der befragten Smartphone-Nutzer mit Onlinebanking an, regelmäßig mit der digitalen Girocard im Handy zu bezahlen. Von dieser Quote hätte man ein Jahr zuvor nur träumen können. Ein Jahr später in die Zukunft geschaut, werden wir hier weiteren Zuwachs sehen.

Die Integration der Girocard in das iPhone, die für Sparkassenkunden seit 2020 möglich ist, wird uns als anhaltender Trend auch 2021 begleiten. Die Verbindung von Deutschlands beliebtester Karte mit einem hochwertigen Smartphone dürfte in den kommenden Jahren eine schon viel zu lange bestehende Lücke schließen: den Einsatz der Girocard im E-Commerce. Für Konsumenten ein Gewinn an Komfort, für Apple Pay ein potenziell großer Sprung im Onlinehandel.

Wallets im Kommen

Auf das Vordringen der Wallets und die dadurch verringerte Sichtbarkeit der Kartenmarken haben Visa, Mastercard und Co. eine Antwort: Click-to-Pay. Was als SRC (Secure Remote Commerce) begonnen und in den USA und Kanada bereits im Einsatz ist, wird 2021 auch uns Europäern zur Verfügung stehen. Click-to-Pay ist ein eigenes Wallet der großen Kreditkarten-Unternehmen, in das die vorhandenen Karten sehr einfach über die Bank oder die Websites der Kartenmarken integriert werden können.

Der Komfortaspekt hier: Sobald man im Checkout auf das Logo klickt, kann man direkt eine der hinterlegten Karten mit ihrer individuellen Grafik auswählen - alle Daten sind bereits vorhanden und werden zusammen mit einem transaktionsspezifischen Kryptogramm übertragen. Selbst ein Kartenwechsel, der ein neues Ablaufdatum oder eine neue Sicherheitsnummer (CVV) mit sich bringt, wird im Hintergrund verarbeitet, so dass der Übergang reibungslos funktioniert.

Ein Trend im Hintergrund ist die Tokenisierung. Mit dem Ziel, die echten Kreditkartennummern (Primary Account Number PAN) möglichst aus dem Zahlungsverkehr herauszuhalten, geben nun auch die großen Kartenmarken eigene Ersatznummern heraus, die sogenannten Token. Nicht nur die PAN wird dabei ersetzt, auch andere Kartendaten sind im Token integriert. Das Verfahren bildet die Grundlage für das Click-to-Pay-Wallet, aber auch normale Kartenzahlungen außerhalb des Wallets profitieren von dieser Sicherheitsmaßnahme. Die Token werden im Auftrag von VISA und Mastercard durch Token Service Provider vergeben.

Abschied vom der Passwort-PIN-Kombination

Das Jahr 2021 steht zudem im Zeichen des herannahenden Abschieds von PIN und Passwort. Biometrische Merkmale machen die sichere Authentifizierung viel einfacher: Das Smartphone hilft dabei, bringt es doch die notwendige Technologie bereits mit. Wir verzeichnen zunehmendes Interesse der Händler, ihren Käufern den Login in ihr Kundenkonto über einen Fingerabdruck oder über die Face-ID zu ermöglichen.

Der FIDO-Standard steht für ein einfaches wie sicheres Verfahren, das auch die sensiblen biometrischen Daten der Kunden schützt. Was für Wallets und das Online-Banking schon häufig gelernt ist, wird sich auf viele weitere Anwendungen ausweiten.

Über das Jahr 2021 hinaus weist die Retail Payments Strategy, die die EU-Kommission jüngst veröffentlichte. Im Mittelpunkt dieses Papiers steht Instant Payment (SCT Inst), also die Echtzeitüberweisung im SEPA- Raum. Dieses Zahlungsverfahren soll an Bedeutung gewinnen, als europaweite, unterschiedliche Währungen übergreifende Alternative zu den US-dominierten Kreditkarten und Wallets. Mehr als eine Willensbekundung sind die im Strategiepapier geäußerten Vorstellungen jedoch noch nicht, die Umsetzung in konkrete Vorgaben wird die Payment-Branche auch in den kommenden Jahren beschäftigen - und somit noch für einige weitere spannenden Vorhersagen relevant bleiben.

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