Bundesbankpräsident Joachim Nagel ist mit Blick auf die Inflation im Euroraum zuversichtlich. "Die große Welle der Inflation ist überstanden", sagte Nagel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Wenn es keinen weiteren unerwarteten großen Schock gibt, wie es beispielsweise im Februar 2022 der Angriff Russlands auf die Ukraine war, dann sollte sich die Inflation im Trend weiter auf zwei Prozent zubewegen."
Man dürfe aber nicht vorzeitig in Jubel ausbrechen. "Noch sind wir nicht am Ziel. Wir müssen weiter aufmerksam bleiben und die Risiken auf dem Weg zurück zu stabilen Preisen im Blick behalten, das ist unsere Aufgabe als Zentralbank."
Der Bundesbankpräsident wollte sich aber nicht festlegen, ob er auf der nächsten Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) für eine Zinssenkung stimmt. "Wir sind auch weiterhin nicht mit dem Autopiloten unterwegs", betonte Nagel. "Aber ich sage mal: Ich sehe die Inflation auf gutem Wege."
An den Finanzmärkten wird mit einer Senkung der Leitzinsen gerechnet
Die EZB entscheidet am 12. September über die Leitzinsen. An den Finanzmärkten wird mit einer Senkung gerechnet. Zuletzt hatte sich die Inflation in der Eurozone mit 2,2 Prozent im August dem EZB-Ziel von mittelfristig zwei Prozent genähert. Die Zentralbank hatte im Juni erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen gesenkt. Im Juli ließ die EZB die Zinsen unverändert und hielt sich die Tür für Leitzinssenkungen im September offen.
Nagel deutete im Gespräch mit der FAZ zudem an, er befürchte auch für das laufende Jahr operative Verluste für die Bundesbank. "Wir werden möglicherweise im laufenden Jahr auf einer ähnlichen Größenordnung wie 2023 liegen. Weil wir unsere Risikovorsorge weitestgehend verbraucht haben, werden wir mit Verlustvorträgen für die kommenden Jahre arbeiten müssen."
"Aber, was für mich wichtig ist: Die Gewinne der Bundesbank werden in der Zukunft wieder zurückkommen." Die Bilanz der Bundesbank sei solide, es gebe große Bewertungsreserven, sagte Nagel. "Deshalb muss sich niemand Sorgen machen - die Bundesbank benötigt kein zusätzliches Kapital." (dpa/rs)