"Wir haben aber noch gar kein Bankkonto" ist Serge Brins Antwort, als ihm Andreas von Bechtolsheim einen Scheck über hunderttausend Dollar anbietet. "Dann löst ihn ein, sobald ihr eins habt", so der Sun-Mitbegründer. Er bleibt nicht der einzige Investor, am 7. September 1998 ist Google offiziell gegründet - mit einem Startkapital von 1,1 Millionen.
Bei näherer Betrachtung verliert die legendäre Szene aber etwas an Magie: Es sind keine unbekannten Entwickler, die man hier mit Geld überschüttet. Überzeugend ist nicht nur die revolutionäre Suchmaschine, die sie präsentieren - ein ganzes Akademiker-Netzwerk der Stanford Universität bürgt für die beiden Elite-Uni-Absolventen. Mit dem Google Vorläufer "Backrub", der die Internetanbindung der Uni stark beanspruchte, hat Page zusammen mit Scott Hassan, Alan Steremberg und Sergey Brin eine voll funktionsfähige Suchmaschine entwickelt. Eine neuartige Internetsuche, die schon bei den ersten Präsentationen mit aktuellen Marktführern mithält. Es ist der Stanford-Professor David Cheriton, der für Investoren sorgt und mit einem ähnlichen Betrag wie Bechtolsheim einsteigt - und der ihn später zum mehrfachen Milliardär macht. Laut Forbes sind die beiden Firmenanteile 2014 jeweils zwei Milliarden Dollar wert.
- Der Investor
Mit einer Investition von 100.000 Dollar durch den Sun-Gründer Bechtolsheim beginnt die Geschichte von Google - der Investor verdient dadurch knapp zwei Milliarden. - Backrub
Die in Standford entwickelt Suchmaschine Back Rub ist Vorläufer von Googles Suche. Die Hand im Logo ist übrigens die von Larry Page - der das Foto mit einem Kopierer erstellte. - Hypermodern
Die heutigen Data Center sind weit moderner. Hier wurde eine finnische Papierfabrik an der Ostsee zum Rechenzentrum umgebaut, zur Kühlung kommt Meerwasser zum Einsatz. - Endloses Betastadium
Die erste Version der Google-Website bezeichnet Google noch als "Beta", was auch für viele weitere Projekte wie Google Mail übernommen wird. Die Suchmaschine ist aber bereits früh ein ausgereiftes Angebot. - Die Väter des Erfolgs
Serge Brin und Larry Page lernen sich in Standford kennen, sie gründen 1998 Google. Seit 4. April 2011 ist Page CEO von Google, ein Posten den er ab 2001 an Eric Schmidt abgegeben hatte. - Zwei weitere wichtige Köpfe: David Cheriton...
Der Stanford-Dozent David Cheriton vermittelt den beiden Firmengründern den Kon-takt zu Bechtolsheim und andern Investoren. Auch er ist durch die Investition in Google heute Milliardär. - ... und Eric Schmidt
Der Infomatiker und Manager Eric Schmidt kommt 2001 zu Google. Nach Stationen bei Sun als CTO und Novell als CEO übernimmt er den Posten des CEO bei Google. Am vierten April 2011 wechselt er in den Verwaltungsrat von Google. - Ab an die Börse
Der Börsengang am 19. August 2004 ist für Google ein großer Erfolg. Ende 2013 er-reicht sie erstmals einen Stand von 1000 Dollar, was einem Firmenwert von 327 Milli-arden entspricht. - Es geht nur in eine Richtung...
Seit der Gründung von Google sind Umsatz und Gewinn kontinuierlich gestiegen. Auf-fällig sind die Umsatzsteigerungen der beiden letzten Jahre, obwohl hier durch den Kauf von Motorola hohe Verlusten entstanden. - Alle wollen zu Google
Bei der Frage nach dem beliebtesten Arbeitgeber ist Google auch in Deutschland im-mer auf einem der ersten Plätze. Grund dafür ist ein Ruf als innovativer Markführer, der sich gut um seine Mitarbeiter kümmert. - Männerdomäne
Die Anzahl der Frauen bei Google ist eher gering, 70 Prozent der knapp 48.000 Ange-stellten (und 83 Prozent der Entwickler) sind männlich. Auch Minderheiten sind nur schwach vertreten, was von Google als Problem angesehen wird. - Wettbewerber Facebook
Facebook ist zwar keine Suchmaschine, die Plattform von Mark Zuckerberg hat aber eine Nutzerzahl von 1,23 Milliarden und ist als Anbieter von Werbeplatz eine echte Bedrohung für Google - sinkt doch der Stückpreis für Werbung und ist das Mobilge-schäft noch im Aufbau. - Kreativer Freiraum
Google macht immer wieder mit coolen Büro-Fotos auf sich aufmerksam, hier etwa mit einem als Iglu gestalteten Besprechungsraum. - Venedig-Feeling
Wahlweise kann eine Besprechung in einer Gondel abgehalten werden. - Die alles beherrschende Suchmaschine
Google ist als Suchmaschine Marktführer, Konkurrenten wie Bing, Yahoo und DuckDuckGo haben da wenig Chancen. Vor allem bei der Suche nach deutschen Seiten ist ihnen Google klar überlegen. - Spielchen für Zwischendurch
Die Suchmaschine bietet viele versteckte Funktionen wie „zerg rush“: Gibt man den Befehl in der Suchleiste ein, zerschießen kleine Buchstabe alle Suchtreffer auf der Website. - Immer ausgefeiltere Angebote
Eine Neuerung bei der Google-Suche ist der so genannte Knowledge Graph - sucht man beispielsweise Informationen zu einem Film, sind diese im rechten Seitenbereich zu sehen. Dabei greift Google auf fremde und eigene Quellen zurück. - Google Plus
Google Plus ist eine direkte Antwort auf Facebook, Google soll etwa tausend Angestellte auf dieses Projekt angesetzt haben. - Google Maps
Seit 2005 gibt es den Dienst Google Maps, der immer mehr Funktionen erhält. Beein-druckend sind die hoch aufgelösten Satellitenfotos, das Schwesterprodukt Google E-arth ist mittlerweile in Google Maps integriert. Interessant für Android-Nutzer: In einigen Städten werden auf Android-Geräten bereits Daten öffentlicher Verkehrsmittel angezeigt. - Das eigene Tablet
Googles Tablet Nexus 7 ist eines der erfolgreichsten Android-Tablet. Vor allem in Deutschland ist Android sehr erfolgreich und erreicht bei Smartphones bereits einen Marktanteil von über 75 Prozent. - Der ewige Kampf ums Straßenbild
Nur dank einer ganzen Flotte an Kamera-Fahrzeugen konnte Google Streetview anbieten. Das Angebot stieß aber unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes bald auf Kritik. In Österreich ist Streetview seit kurzem sogar verboten. - Google Glass
Wenig Begeisterung bei Datenschützern löst Google neues Produkt Google Glass aus. Die in den so genannten Google-X-Labs entwickelte Brille kann Informationen im Sichtfeld des Benutzers einblenden, die integrierte Kamera wird aber zum Hauptthema und sorgt für einige Verbote - unter anderem in britischen Kinos. - Die Zukunft: Ab auf die Straße
Selbstfahrende Autos sind schon länger ein Thema für Google, im Mai 2014 präsentiert das Unternehmen einen ersten Prototyp. Dank Laser-Scanner und vieler Sensoren soll es äußerst sicher sein. Laut Brin sei es schließlich Verschwendung, wenn Autos ungenutzt herumstünden. Selbstfahrende Autos könnten einfach neue Passagiere aufnehmen.
Anfänge als Unternehmen
Bereits im Betastadium erhält Google viel Medienaufmerksamkeit. PC Magazine schreibt 1999, Google hätte "an uncanny knack for returning extremely relevant results". Aber auch Seiten wie Salon.com loben die hohe Trefferquote der Suchergebnisse. Basis für diese Leistung ist der berühmte Page Rank-Algorithmus, der jeder Seite einen Wert zuweist, der von den Links auf diese Seite abhängt.
Ein Verkauf des Unternehmens ist gleich zu Beginn im Gespräch, den Interessenten Excite, Yahoo und Altavista erscheint der Kaufpreis von einer Million US-Dollar allerdings zu hoch.
Den Wendepunkt schafft Google im Juni 2000. Ab diesem Zeitpunkt ist es für vier Jahre die offizielle Suchmaschine des Portals Yahoo. An einer eigenen Suchtechnologie hat Yahoo damals kein Interesse, vor Google hatte der Internetpionier die Suchtechnologie von Inktomi verwendet. Das Yahoo-Suchteam besteht damals laut Udi Manber (ab 2006 bei Google) aus gerade einmal sechs Entwicklern. Für Google bringt die gut bezahlte Arbeit für Yahoo den Durchbruch, indirekt macht Yahoo nämlich Millionen von Yahoo-Kunden mit der neuen Suchmaschine vertraut. Von 2000 bis 2003 kann Google so die Anzahl der täglichen Suchanfragen von 100 Millionen auf 200 Millionen pro Jahr steigern. Die Lizenzierung der Suchmaschine allein bringt allerdings zu wenig Geld für Wachstum, nur vergleichsweise magere sechs Millionen Dollar im Jahr. Googles Geschäftsmodell, Suchergebnisse zu strukturieren, ist außerdem bald nicht mehr einzigartig. Seit 2000 gibt es immer mehr Konkurrenten wie Teoma, 2001 kommt WiseNut auf den Markt. Starke Konkurrenz kommt außerdem von Inktomi und Overture, die ein funktionierendes Geschäftsmodell haben. Sie können den Portalen sogar Gebühren für die Nutzung zahlen, da sie sich über die Vermischung der Suchtreffer mit Werbung finanzieren.
Personalflut
Gleichzeitig investiert Google stark in Personal und Server. In den ersten Jahren stellt Google über 50 Entwickler ein und ist bald ein beliebtes Berufsziel unter Informatikern. Ende 2002 erhält das neue Unternehmen 1000 Bewerbungen pro Tag, wie die New York Times berichtet.
Bewusst orientieren sich Page und Brin an Moores Law: Die Preise für Speicherplatz und CPU-Power würden sich jedes Jahr verringern und eine globale Suchmaschine wie Google erst möglich machen. Zwar kauft Google nur preiswerte Standard-Server und nutzt Linux als Betriebssystem, dafür benötigt es aber riesige Stückzahlen.
Die Suchalgorithmen entwickelt Google laufend weiter, die Entwickler betreiben dazu einen immensen Aufwand. Ein eigenes Dateisystem Google File System gehört ebenfalls zu den Erfolgsgeheimnissen wie die Parallelisierung von Berechnungen mit Map Reduce. Schnelle Suchanfragen ermöglicht das Vorhalten der größten Teile des Suchindex im Arbeitsspeicher. Jede simple Anfrage beschäftigt bis zu tausend Rechner, die Antwortzeit beträgt trotzdem nur ein halbe Sekunde, weit schneller als bei vielen Konkurrenten. Eine Milliarde Webseiten sind 2003 indiziert, bis Sommer 2003 aktualisiert Google den Index monatlich, dann täglich.
Die Investoren Sequoia Capital und Kleiner Perkins hatten kurz nach der Gründung 25 Millionen Dollar in Google investiert, die Gründen Page und Brin werden dafür allerdings von den beiden Investoren bald gezwungen, einen erfahrenen Geschäftsführer einzustellen. Eric Schmidt wird 2001 ausgewählt und ist erst Chairmann, im August CEO. Larry Page ist nun President of Products und Sergey Brin President of Technology.
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Finanzierung durch Werbung
Werbeanzeigen bietet Google seit Ende 2000 an, das für Werbekunden recht preiswerte Adwords startet mit 350 Kunden. Ab Februar 2002 gibt es dann eine komplett neue Version des Dienstes "Adwords". Werbung wird jetzt auf der Suchseite in einem komplexen System versteigert und über Pay-per-Click abgerechnet. Laut Google bemerken die Nutzer die Werbeanzeigen in Textform kaum, sie sind aber äußerst einträglich. Ab Juni 2003 gibt es zusätzlich die Werbeform Adsense. Letztere ermöglicht beliebigen Webseiten die Einblendung von Werbung auf der eigenen Website. Das System ist aber sowohl bei Publishern als auch Kunden umstritten, so gibt es angeblich öfter Probleme mit Spam, Betrug und Konten-Sperrungen. Bis 2013 schüttet Google an die Publisher 5,2 Milliarden Euro aus, also gerade einmal 500 Millionen pro Jahr. Haupteinnahmequelle von Google ist unbestritten seit zwölf Jahren Adwords.
Noch 2002 liegt der Umsatz von Google bei 400 Millionen US-Dollar, 2003 sind es schon 1,5 Milliarden. Die Finanzierung durch Werbung behandelt Google bis zum Börsengang 2004 wie ein Geheimnis. Die Gewinne steigen aber, von knapp hundert Millionen in den Jahren 2002 und 2003 auf 400 Millionen im Jahr 2004 und 1,4 Milliarden im Jahr 2005.
Größter Konkurrent ist die Suchmaschine Overture mit ähnlichem Geschäftsmodell, die bei Endanwendern zwar weniger beliebt, beim Verkauf von Anzeigen aber äußerst erfolgreich ist. 2003 übernimmt Yahoo den Konkurrenten. Eine positive Folge ist das Ende eines Patenstreits, den Overture mit Google führte. Einen Umsatzsprung bringt eine Neuerung die 2012 kommt: die Einführung von Product Listing Ads, im Prinzip Google Anzeigen mit Produktbildern.
Konkurrenten
Warum hat Google über Konkurrenten wie Inktomi und Altavista gesiegt? Ein Grund ist die erstklassige Technik. Schon 1999 kürt das deutsche Magazin CT Google in einem Vergleichstest zur besten Suchmaschine: Trotz eher kleinem Index und weniger Suchfunktionen für Profis liefert Google im Test bessere Suchergebnisse als Konkurrenten wie Altavista, Lycos und Excite. Der zweite Grund ist wohl das Geld: Während die Einnahmen von Google wachsen, sinken die Einnahmen der Portale wie Yahoo und Altavista. Vor allem in der Dotcom-Krise von 2000 geraten viele Firmen in Geldnöte: So beantragt Excite 2001 Insolvenz, das angeschlagene Altavista schluckt 2003 der Konkurrent Overture, nach dem Zusammenschluss mit Time Warner beginnt der Niedergang von AOL. Die Bertelsmann-Suchmaschine Lycos Europe überlebt immerhin bis 2008.