Für digitale Nomaden sind Kopfhörer eines der wichtigsten Utensilien. Zwar könnte man bei so manchen auffälligen Over-Ear-Modellen fast an ein Lifestyle-Produkt denken, aber im Grunde geht es um den perfekten Klang.
Richtig genießen kann man diesen erst, wenn nicht nur der Tragekomfort stimmt, sondern auch die Bedienung überzeugt. Für den Tragkomfort verantwortlich sind wohl geformte Ohrpolster, die idealerweise mit echtem Leder bezogen sind. Das ist viel angenehmer als Stoff oder zum Schwitzen neigendes Kunstleder. Die größeren Over-Ear-Modelle, die über das komplette Ohr gehen, sind hierbei meist auch angenehmer und sitzen besser als die kompakten ohraufliegenden On-Ear-Modelle.
Beim Bedienungskomfort sind gerade die drahtlosen Bluetooth-Kopfhörer im Vorteil; hier stört kein Kabel, man bleibt nicht an der Kleidung hängen und das Kabel kann man weder verlieren noch versehentlich abreißen. Vor allem aber sind für das iPhone 7 (Plus) Bluetooth-Kopfhörer mit die erste Wahl, denn auf die Klinkenbuchse hat Apple verzichtet. Sehen Sie hier eine Auswahl der besten Over-Ear-Kopfhörer:
JBL E55BT : Das Leichtgewicht
Beim ersten Kontakt mit dem E55BT ist man von seinem geringen Gewicht überrascht. Nur 231 Gramm bringt der Kopfhörer auf die Waage und zählt damit zu den leichtesten Over-Ear-Bluetooth-Kopfhörern. Das geringe Gewicht kommt nicht von ungefähr, Kunststoff, wohin das Auge reicht, und der Bügel ist mit Stoff bezogen. Das spiegelt sich aber auch in seinem günstigen Preis wider.
Auf der Haben-Seite ist neben dem günstigen Preis eine ordentliche Membrangröße von 50 mm. Somit steht technisch einem vollen Klang nichts im Wege. Die Over-Ear-Konstruktion mit ihrer guten Überdeckung der Ohren sorgt für ungestörten Musikgenuss. Leider wird das ein wenig durch das verwendete Material der Ohrpolster gestört, es neigt beim langen Tragen zum Schwitzen.
Günstiger Preis und Style, damit ist die Zielgruppe klar. Jugendliche hören kein Jazz und Klassik, das schreit deutlich nach Hiphop und Pop, also elektronischer Musik. Beginnen wir mit Toy von Yello, dem Maximum an elektronischer Musik. Sehr klar und offen zeigt sich das Klangbild. Stimmen sind etwas zurück genommen, sehr breit zeigt sich die Bühne. Etwas überrascht die Bassabstimmung, bei einer so großen Membran hätte man mit einem kräftigen Bass rechnen können. Dem ist aber nicht so, JBL hat den E55BT nicht extrem abgestimmt, sondern eher gefällig.
Typischer englischer Pop/Rock, zum Beispiel von New Order auf Complete Music, spielt locker auf, ohne weh zu tun. Die Gitarrenriffs klingen klar, mitwippen garantiert. Das Schlagzeug spielt sich nicht in den Vordergrund. Etwas anders das Bild bei Krisza mit ihrer hellen und klaren Stimme, die sehr präsent im Raum steht. Der Bass bei "Hideaway" gibt einen schönen Grundtakt, hier merkt man zum ersten mal die Membranfläche des E55BT. Auch beim Ausflug in das Kuscherock-Genre zeigt sich der E55BT als gefälliger Begleiter.
Während der Klang in Ordnung geht, hakt es deutlich bei der Bedienung. Die Tasten des E55BT liegen dicht beieinander und unterscheiden sich nur schwer. Die Konsequenz ist ein wildes Fühlen und Suchen. Viel zu oft hat man die Pause-Taste getroffen und nicht Lautstärke-Leiser. Das ist etwas frustrierend.
Das einem Bluetooth Kopfhörer ein Klinkenkabel beiliegt, um weiter Musik zu hören, wenn der Akku leer ist, gehört zum guten Ton. Beim E55BT hat dieses sogar eine Taste zur Fernbedienung und das ist sehr selten. Mit der einen Taste kann man die Musik steuern: Ein Klick - Wiedergabe starten oder stoppen, Doppelklick - ein Lied weiter, Dreifachklick - ein Lied zurück und ein langer Klick ruft Siri auf.
Der Akku ist auch wieder ein Highlight, 20 Stunden werden angegeben, bei uns hat er fast 30 Stunden durchgehalten. Das ist ein Wort. Geladen wird über einen Standard Mikro-USB-Anschluss.
Empfehlung
Das Design ist nicht aufregend, aber modern und in Verbindung mit den vier lieferbaren Farben ein Hingucker. Speziell in weiß oder rot. Gut auch, das man ihn schön platzsparend zusammenklappen kann. Leider hat JBL auf eine Tasche zum Schutz verzichtet.
Die Bedienung ist das größte Manko am E55BT. Die Tasten liegen zu nah beieinander und eine Tracksteuerung, bei der man zum nächsten Lied kommt, gibt es nicht. Das war beim Vorgänger E50BT wesentlich besser. Der Klang geht im Angesicht des Preis voll in Ordnung. Ein Klangfeuerwerk wie bei einem 400,- Euro Kopfhörer kann man nicht erwarten, der E55BT kostet immerhin nur 129,-. Somit empfiehlt sich der E55BT als unaufgeregter Kopfhörer mit starkem Akku und günstigem Preis.
Hersteller: | |
Preis: | |
Note: | 2,1 gut |
Alternativen: | Pioneer SE-MS7BT |
Vorteile: | guter Klang, lange Akkulaufzeit, günstiger Preis, Audiokabel mit Taste |
Nachteile: | unbefriedigende Bedienung, keine Schutztasche |
Bowers & Wilkins P7 Wireless: Bluetooth für Musikliebhaber
Leder und Metall, das ist immer wieder eine gerne genommene Kombination für einen hochwertigen Kopfhörer und in der 400-Euro-Preisklasse des P7 Wireless nicht weg zu denken . Bowers & Wilkins setzt es genauso perfekt und chic um wie beim drahtgebundenen Bruder. Die Materialauswahl ist schön und gut, aber der Klang ist natürlich das Wichtigste an einem Kopfhörer.
Vom P7 hat er die großen 40 mm Chassis geerbt - ebenso die tolle passive Abschottung der Außengeräusche. Bei der Bluetooth-Übertragung setzt B&W nicht nur auf aptX, mit dem iPhone-Nutzer nichts anfangen können, sondern auch auf AAC, was sich sehr positiv bemerkbar macht.
Endlich mal ein Bluetooth-Kopfhörer, der eine Hochtonwiedergabe hat, die man auch als solche bezeichnen kann. So behält Sade ihre seidige Stimme und George Michaels klare und kräftige Stimme wird nicht künstlich beschnitten. Bei unserer ersten Session quer durch Jazz und Soul, von Diana Krall, über George Michael, Kiesza, Malia bis Sade, zeigt der P7 Wireless seine Stärken in einer - für Bluetooth-Kopfhörer - exzellenten Hochtonauflösung. Da wird nichts übermäßig beschnitten, nichts klingt angestrengt oder gepresst. Recht frei und klar sind Stimmen genauso angenehm zu hören wie akustische Instrumente .
Nachdem seine akustische Seite schon überzeugt hat, ist jetzt elektronische Musik an der Reihe. Als Meister ihres Fachs zählen die Schweizer Yello. Ihr neues Album "Toy" beginnt gleich mit sphärischen Klängen, die ein wenig an Jean Michel Jarre erinnern. Klar und hell lässt einen der P7 Wireless eintauchen in die Welt von Yello. Beim zweiten Titel "Limbo" sorgen die trockenen Beats zum Mitwippen im Takt.
Viele Jahrzehnte vor "Toy" gab es auch schon elektronische Musik, die meist auf aktuellen Abspielgeräten etwas müde und schlapp klingt. Tief in die Kiste gegriffen hat der Autor und Depeche-Mode-Fan und eines seiner Lieblingsalben herausgekramt. Mit "Speak & Spell" zurück in die 80ziger versetzt, merkt man, wie gut B&W die Abstimmung des P7 Wireless gelungen ist. Eine App braucht der P7 Wireless nicht, da man am Klang wenig aussetzen kann. Gelegentlich meint es aber der Bass zu gut.
Die Bedienung wirft keine Fragen auf, drei deutlich zu unterscheidende Tasten steuern die Musikwiedergabe und die Lautstärke. Schnickschnack wie berührungsempfindliche Oberflächen sind B&W fremd. Warum auch, wenn es so schon perfekt funktioniert. Der Ein/Ausschalter ist nicht ganz so einfach mit dicken Fingern zu bedienen, mit dem Fingernagel geht es besser. Dafür ist der eingelassene Schalter auch vor versehentlichem Bedienen geschützt.
Für den Transport legt B&W wieder die gleiche noble Ledertasche wie schon beim normalen P7 bei. Für den Akku, der in der Praxis auch die angegebenen 17 Stunden durchhält, steht ein Micro-USB-Anschluss zur Verfügung. Natürlich wird ein passendes Kabel mitgeliefert ebenso wie ein Klinkenkabel, wenn man einmal kein Bluetooth nutzen möchte .
Empfehlung
Wenn man sich den Kopfhörer eines renommierten Herstellers wie Bowers & Wilkens näher betrachtet, dann hat man bestimmte Vorstellungen: Feinste Materialauswahl, tadellose Verarbeitung und einen exzellenten Klang. In allen diesen Punkten kann der P7 Wireless überzeugen. Das verwundert eigentlich auch nicht. Denn er ist "einfach" nur ein P7 ohne Kabel, hat also dessen hervorragende Gene geerbt. Dass es aber im Grunde nicht so einfach ist, zeigen unsere Tests immer wieder. Die klanglich abgespeckte Bluetooth-Übertragung enttäuscht oft gerade am iPhone. Dass dies nicht sein muss, beweist Bowers & Wilkins mit dem P7 Wireless. Hat uns die Wireless Variante des P5 nicht voll überzeugen können, verhält es sich beim P7 anders.
Den P7 Wireless zieht man gerne auf, nicht nur wegen seines feinen Leders, sondern auch wegen des feinen Klangs. Die Hochtonauflösung überzeugt bei fast jedem Musikgenre, was sicher an der Unterstützung des hochwertigen AAC-Codec via Bluetooth liegt. Der Bass ist wie schon bei der kabelgebundenen Variante ohne Tadel. Für einen Aufpreis von 50,- € gegenüber dem normalen P7 ein faires Angebot.
P7 Wireless | |
Hersteller: | |
Preis: | 399,- € |
Note: | 1,1 sehr gut |
Alternativen: | Beoplay H7 |
Vorteile: | exzellenter Klang und Verarbeitung, sehr guter Lieferumfang |
Negativ: | mitgeliefertes Klinkenkabel ohne Fernbedienung, Akku nicht wechselbar |