EY-Studie

Deutsche Start-ups bei Finanzierungen in Europa mit vorn

11.04.2022
Wachstumsfirmen aus Deutschland sind auf den Radar großer Investoren gerückt. Im europäischen Vergleich schlagen sich hiesige Start-ups bei hohen Geldspritzen gut. Es bleiben aber Schwächen am Gründerstandort.
Europäische Startups erhalten wieden wieder mehr Risikokapital - in Deutschland vor allem Softwarefirmen aus München und Berlin.
Europäische Startups erhalten wieden wieder mehr Risikokapital - in Deutschland vor allem Softwarefirmen aus München und Berlin.
Foto: SFIO CRACHO - shutterstock.com

Deutsche Start-ups haben laut einer Studie im europäischen Vergleich aufgeholt und spielen bei großen Finanzierungen in der Spitze mit. Die Hälfte der zehn größten Geldspritzen von Investoren in Europa ging 2021 an hiesige Wachstumsfirmen, zeigt eine Erhebung der Prüfungsgesellschaft EY. "Das ist ein starkes Signal für die Relevanz des deutschen Tech-Ökosystems im internationalen Vergleich", sagte EY-Partner Thomas Prüver. Deutschland habe sich von Frankreich abgesetzt.

Das meiste Risikokapital in Europa bekamen aber britische Start-ups mit 31,4 Milliarden Euro, zeigt die am Freitag veröffentlichte Analyse. Es folgte Deutschland mit einem Rekordwert von 17,4 Milliarden Euro (plus 229 Prozent) und einem starken Zuwachs auch bei der Zahl der Finanzierungsrunden vor Frankreich (11,6 Mrd Euro).

Deutschlands Gründermetropole Berlin schaffte es mit einem Finanzierungsvolumen von knapp 10,5 Milliarden Euro demnach vor Paris (9,3 Milliarden Euro). Unangefochten blieb London, wo Start-ups 20,3 Milliarden Euro von Investoren einsammelten. München lag auf Rang vier (vier Milliarden Euro).

Bei den größten Deals in Europa lag demnach die britische Tiermedizin-Gruppe IVC Evidensia vorn mit einer Finanzierung von knapp 3,5 Milliarden Euro. Es folgten das schwedische Batterie Start-up Northvolt (2,28 Milliarden Euro) und die britische Constellation Automotive Group (1,15 Mrd). Auf Rang vier und fünf kamen der Berliner Lieferdienst Gorillas mit einer Geldspritze von 861 Millionen Euro und der Münchner Software-Entwickler Celonis (830 Millionen). In den Top Ten fanden sich zudem die Smartphone-Bank N26 und der Online-Broker Trade Republic (beide Berlin) sowie der Elektro-Ladesäulen-Betreiber Ionity (München). Anfang April 2022 erreichte der Berliner Start-up Grover, der Elektronikgeräte zur Miete anbietet, nach einer neuen Finanzierungsrunde eine Milliardenbewertung. Der in Deutschland expandierende Schweizer Softwareanbieter Yokoy hat Ende März 2022 in einer Series-B-Runde eine weitere Finanzspritze in Höhe von 80 Millionen Dollar erhalten.

Insgesamt gab es beim Finanzierungsvolumen in Europa mehr als eine Verdopplung (+141 Prozent) zum Vorjahr auf 88 Milliarden Euro. Nach einem Dämpfer in der Pandemie sitzt das Geld bei Investoren wieder locker, zudem ist nach Jahren der Niedrigzinsen viel Liquidität im Markt. Prüver sprach von einem "enormen Anlagedruck" bei Investoren.

Start-ups sind auf Investoren wie Wagniskapitalfonds oder Konzerne angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Wachstumsfirmen profitieren mit ihren technologiegetriebenen Geschäften davon, dass die Digitalisierung in der Pandemie einen Schub bekommen hat - etwa bei Online-Shopping, Finanzgeschäften oder Essenslieferungen.

Jedoch zieht es erfolgreiche Start-ups oft zu Börsengängen in die USA, etwa an die Technologiebörse Nasdaq. In den Vereinigten Staaten ist die Wagniskapitalbranche mit vielen großen risikofreudigen Geldgebern deutlich ausgeprägter als hierzulande. Die Ampel-Regierung hat sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, dass Deutschland "führender Start-up-Standort in Europa" werden soll. Sie will auch Börsengänge hierzulande erleichtern.

Die Erhebung von EY

Berücksichtigt in der Analyse wurden Unternehmen, die höchstens zehn Jahre alt sind. Die Daten des Start-up-Barometers von EY basieren auf einer Auswertung der Datenbank "Crunchbase", die einen Überblick über Venture Capital Investitionen gibt. Zusätzlich blickt EY in Pressemitteilungen von Start-ups und Investoren und analysiert die Presseberichterstattung zu Start-up-Investitionen. (dpa/rw)

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