Festplatten sind wie Frauen: Nie kann man es ihnen recht machen. Ist es regnerisch und kühl, gehen sie kaputt. Ist es sonnig und warm - ja, dann gehen sie auch kaputt, wie der Datenretter Kroll Ontrack herausgefunden haben will.
In den Monaten Juli, August und September sei in den vergangenen drei Jahren die Zahl der Datenrettungsanfragen weltweit durchschnittlich um 12 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorquartal gestiegen, so das Unternehmen. Im dritten Quartal 2007 waren es demnach 13 Prozent mehr als im zweiten Quartal desselben Jahres, 2008 stieg die Zahl der Anfragen im Sommerquartal um 8 Prozent und im vergangenen Jahr waren es sogar 14 Prozent mehr als im Frühjahr 2009. Voraussetzung für den postulierten weltweit gültigen Zusammenhang zwischen Sommerzeit und Festplattenausfällen ist allerdings, dass Kroll nicht all zu viele Kunden auf der Südhalbkugel hat. Dort herrscht um diese Jahreszeit schließlich Winter.
Doch nicht nur Jahreszeiten, sondern auch die Klimaerwärmung schlagen sich nach Ansicht des Unternehmens in der steigenden Zahl von Datenrettungsanfragen nieder: Die weltweiten Durchschnittstemperaturen von März bis Juni 2010 waren laut einem Bericht der National Oceanic and Atmosphere Administration (NOAA) die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. Das wärmere Wetter führt laut Kroll auch in Deutschland in Kombination mit Sommergewittern und größeren Wetterkatastrophen häufiger zu Datenverlust.
"Auch wenn es jederzeit zu Datenverlust kommen kann, beobachten wir eine eindeutige Zunahme der Nachfrage für Datenrettungs-Services vom zweiten zum dritten Quartal. Dies entspricht genau dem Beginn der Sommersaison und damit auch der schweren Unwetter", erklärt Peter Böhret, Managing Director bei Kroll Ontrack.
- <b>988 Exabyte weltweit:</b> In einer im März veröffentlichten Studie errechnete das Marktforschungsinstitut IDC, welche Datenmengen auf den Speichern der Erde liegen. Demnach sollen es im Jahr 2006 etwa 161 Exabyte (161.000.000.000.000 MB) gewesen sein. Für 2010 prognostizierte man 988 Exabyte – knapp eine Billiarde Megabyte.
- <b>Kein echtes Maß:</b> Die traditionell in Zoll angegebene Größe von Festplatten hat nichts mit ihrer physikalischen Größe zu tun. Sie ist ein Formfaktor. Eine 3,5-Zoll-Platte zum Beispiel ist genau 10 Zentimeter breit – das entspricht 3,937 Zoll.
- <b>Die erste Festplatte der Welt:</b> Die "IBM 350" wurde 1956 als Teil des Großrechners IBM 305 RAMAC in Betrieb genommen. Zwei separate Köpfe lasen und schrieben die Daten auf 50 Magnetscheiben, die mit 1.200 Umdrehungen pro Minute rotierten. Die Kapazität: 4,4 Megabyte. Der Speicherplatz wurde vermietet.
- <b>Kalkulierte Rechenfehler:</b> Bei der Berechnung von Kapazitäten verwenden Festplattenhersteller Potenzen zur Basis 10. Ein Gigabyte entspricht 10 hoch 9 Byte. Computer rechnen aber zur Basis 2. Ein Gigabyte entspricht hier 2 hoch 30 oder 1.073.741.824 Byte. 250-Gigabyte-Festplatten haben in Wirklichkeit also nur eine Kapazität von etwa 232 Gigabyte.
- <b>Moore'sches Gesetz gilt auch für Festplatten:</b> Die maximale Kapazität von Festplatten verdoppelt sich etwa alle 12 Monate – und das schon seit Jahren. Die derzeit größten handelsüblichen Harddisks fassen zwei Terabyte.
- <b>Rapider Preisverfall:</b> Ein Gigabyte Festplattenkapazität gibt es heute bereits ab etwa 10 Cent. Die von Seagate 1980 vorgestellte "ST506", eine 5,25-Zoll-Platte mit 5 Megabyte Kapazität, kam auf etwa 250 Euro pro Megabyte.
- <b>Die kleinste Festplatte:</b> Im Januar 2004 zeigte Toshiba auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas eine 0,85-Zoll-Festplatte mit 4 Gigabyte Kapazität. Die Mini-Platte schaffte es als kleinste Festplatte aller Zeiten ins Guinness-Buch der Rekorde - und in die Serienfertigung.
- <b>Optimale Temperatur:</b> Google wertete 2007 die Daten von etwa 100.000 Festplatten aus seinen Rechenzentren aus. Unter anderem kam dabei heraus: Festplatten leben bei einer Betriebstemperatur von 40 Grad Celsius am längsten. Schlecht für die Lebensdauer: mehr als 45 oder weniger als 30 Grad Celsius.
- <b>Mikroskopischer Abstand:</b> Der Abstand zwischen dem Schreib-Lese-Kopf und der Oberfläche der Magnetscheiben beträgt bei heutigen Festplatten 10 Nanometer. Ein menschliches Haar hat übrigens eine Dicke von 50.000 Nanometern.
"Auch in diesem Jahr verzeichnen wir einen Anstieg der Anfragen und der erteilten Aufträge. Dies mag zum Teil auch auf eine Erholung der Wirtschaft zurückzuführen sein. Doch auch wenn nun eventuell mehr Unternehmen wieder Geld für Datenrettung haben: Der Trend der witterungsbedingten Ausfälle bestätigt sich weiter."