Nina Ruge, Moderatorin des ehemaligen ZDF-VIP-Magazins "Leute heute", verabschiedete die Zuschauer immer mit einem salbungsvollen Lächeln und dem Spruch "Alles wird gut". Es muss wohl die Lieblingssendung der meisten Redner auf dem europäischen IDCs IT-Forum in Monaco gewesen sein, denn ähnlich rosa optimistisch waren viele Vorträge über die ertragreichen Zukunftschancen der europäischen ITK-Branche gefärbt.
Natürlich wurde von keinem das aktuelle Jahr als berauschend bezeichnet. Vor allem der Schrecken und die Angst vor den Nachwirkungen des Terroranschlages in den USA drückten nicht nur die Stimmung, sondern auch die Erwartungen für die kommenden Monate. Aber mit schon fast kindlichem Trotz versuchte man sich und den Delegierten einzubläuen, dass der Tiefpunkt erreicht sei und es im nächsten Jahr eigentlich nur noch besser werden kann.
IDCs Chef-Analyst John Gantz revidierte kurz nach dem Anschlag als einer der ganz wenigen zumindest seine Prognosen für den gesamten IT-Markt nach unten. Dennoch titelte er sein neues IT-Ausgaben-Szenarium mit "Der Umschwung wird kommen". Es wurde nach dem Magellan-Modell entworfen, mit dem IDC bereits die Auswirkungen des Jahrtausendwechsels auf die IT-Branche errechnet hatte. Dabei wurden auf der Grundlage der wirtschaftlichen Situation in den USA und in anderen Ländern nicht nur die bestmöglichen Fälle (Best Case) sondern auch die schlechtesten Szenarien (Worst Case) berechnet. Der Terroranschlag zog selbst den zuvor schlechtesten Fall noch deutlich nach unten. Nach der Magellan-Berechnung verliert allein die US-Wirtschaft im direkten Zusammenhang mit den Verwüstungen zusätzlich 100 bis 250 Milliarden Dollar Umsatz. Jetzt entscheidet nach IDC-Meinung das Vertrauen der Verbraucher in die Wirtschaft über die Geschwindigkeit, mit der sich der Markt wieder erholt.
Im besten Fall - also etwa nach einem Hurricane (Hugo) oder einem Erdbeben in Kalifornien - regeniert sich die Wirtschaft laut Gantz sehr schnell. Der schlimmste Fall, mit dem die Analysten in ihrer Modell-Welt die Auswirkungen berechnen, wurde den wirtschaftlichen Schäden nachempfunden, die das Golfkriegs-Desaster "Desert Storm" 1991 der US-Wirtschaft bescherte. Diese lag nahezu zwei Jahre danieder, und die Umsätze im IT-Markt rutschten auf ein Zehn-Jahres-Tief von vier Prozent. Der Terroranschlag vom 11. September hat laut Gantz ähnlich verheerende Auswirkungen.
Nichtsdestotrotz gibt es nach Ansicht der Analysten nicht nur Grund zur Sorge, sondern auch äußerst interessante Märkte, die in den nächsten zwei bis fünf Jahren hohe Umsätze und Gewinnchancen versprechen. Dazu gehören der Speichermarkt sowie der Bereich rund um Mobilität. Siehe dazu die Grafiken auf dieser Seite und den Kommentar auf Seite 8. (go)
www.idc.com