Vergangene Woche hat die Bechtle AG ihr Ergebnis für die ersten neun Monate 2010 präsentiert. CEO Thomas Olemotz kommentiert diese Zahlen und äußert sich zum Hype-Thema Cloud in einem Exklusivinterview mit ChannelPartner.
Herr Olemotz, in den ersten neun Monaten 2010 haben Sie Ihre Umsätze um 20 Prozent und Ihr Vorsteuerergebnis gar um 50 Prozent gegenüber 2009 steigern können. Im adäquaten Vergleich 2008 zu 2010 haben Sie dagegen mit Einbußen zu kämpfen, wie erklären Sie sich das?
Thomas Olemotz: Einbußen auf Ertrags-, nicht aber auf Umsatzseite. 2009 hatten wir sozusagen den "Malus" des sehr erfolgreichen zurückliegenden Jahres 2008 als Maßstab und gleichzeitig die krisenbedingten Umsatzrückgänge zu verkraften. Deswegen vergleichen wir immer die drei Geschäftsjahre 2008 bis 2010 miteinander, um der tatsächlichen Entwicklung am Markt Rechnung zu tragen.
Wenn wir auf der Zielgerade in diesem Jahr keine Stockfehler mehr machen - und danach sieht es laut aktuellem Auftragseingang nicht aus - haben wir eine reelle Chance, 2010 unseren Rekordumsatz von 2008 sogar deutlich zu übertreffen, das ist für uns eine positive Überraschung.
In Ihrem Quartalsbericht rechnen Sie allerdings mit einer verringerten Wachstumsdynamik Ende 2010.
Olemotz: Hier machen sich die sogenannten Basiseffekte bemerkbar. Wir sind sehr schwach ins Jahr 2009 gestartet. Dann hat sich unsere Performance aber von Quartal zu Quartal verbessert. So müssen wir uns nun immer auch mit den stets besser werdenden Quartalsergebnissen 2009 messen. Deswegen wird es für uns 2010 viel schwieriger sein, auch im letzten Jahresviertel so deutlich über Vorjahr zu liegen, wie in den zurückliegenden drei Quartalen.
Aber Ihre Forecasts für 2010 werden Sie dennoch übertreffen?
Olemotz: Auf jeden Fall! Auch wenn unsere Wachstumspläne für 2010 sehr sportlich waren, so hat doch keiner von uns damit gerechnet, dass die krisenbedingten Umsatzausfälle bereits 2010 verdaut sein würden. Das war in dieser Deutlichkeit nicht zu erwarten.
Gibt es hier regionale Unterschiede?
Olemotz: Ja, Südeuropa hat auch heute noch mit der Krise zu kämpfen, aber auch dort liegen wir 2010 wieder deutlich über dem Vorjahr.
Aber dort sind Sie ja nur mit Ihrem E-Commerce-Standbein vertreten.
Olemotz: Genau. Das klassische Systemhausgeschäft betreiben wir nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz, und das wird in absehbarer Zeit auch so bleiben. Hier sind wir mittlerweile mit Systemhäusern fast flächendeckend vertreten. Mit der Akquisition der iits haben wir eine der wenigen Lücken in Norddeutschland geschlossen. Auch den Schweizer Raum haben wir gut abgedeckt und mit dem Markteintritt nach Österreich gute Voraussetzungen dafür geschaffen, auch dort eine führende Wettbewerbsposition einzunehmen. Über unsere Systemhäuser in Wien und St. Pölten hinaus sind wir mit Geschäftsstellen in Graz und Innsbruck vertreten.
Aus Ihrem Quartalsbericht lässt sich entnehmen, dass sich Ihr Tätigkeitsschwerpunkt leicht vom Systemhaus-Segment in Richtung E-Commerce verschiebt.
Olemotz: Das mag den Anschein haben. In der Vergangenheit sind die E-Commerce-Umsätze stärker gewachsen. Aber 2009 gab es dort größere konjunkturbedingte Probleme als im Systemhausumfeld. Da haben die Systemhäuser in Deutschland ganz entscheidend zur Stabilisierung unseres Konzerns beigetragen und dafür gesorgt, dass wir 2009 nur 3,6 Prozent Umsatz verloren haben. Nun erholt sich der E-Commerce-Markt wieder stärker, und so lässt sich dort das höhere Wachstum 2010 erklären. Insgesamt aber messen wir bei Bechtle beiden Segmenten den gleichen Stellenwert zu.
Werden sie im E-Commerce-Umfeld weiter international expandieren?
Olemotz: Ja, aber erst müssen wir das in diesem Jahr gegründete E-Commerce-Business in Polen stabilisieren, bevor wir Anfang 2011den nächsten Schritt nach Tschechien gehen.
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