PowerLAN schnarchlahm?
Hersteller von Powerline-Adaptern versprechen Geschwindigkeiten bis hin zu 1200 MBit/s über die Stromleitung. Bei Tests mit Messprogrammen und im praktischen Einsatz werden jedoch weit geringere Übertragungsraten erzielt. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Bei einigen können Sie Abhilfe schaffen, nicht aber bei allen.
Aus Marketing-Gründen geben die Hersteller von Powerline-Technik genau wie bei WLAN-Verbindungen immer nur Brutto-Datenraten an. Sie umfassen neben den Nutzdaten, also etwa Bilddateien, Fonts und Webseiten-Code, auch den Overhead des Protokolls. Es besteht aus den Protokolldaten für den Transport und die Steuerung der Übertragung. Bei TCP/IP nimmt dieser Header rund 20 Prozent der Übertragungsdaten ein, das bei Powerline verwendete Medien-Zugriffsprotokoll schluckt weitere Bandbreite. Auch die mitgelieferten Tools der Hersteller, wie etwa das dLAN Cockpit von Devolo, zeigen üblicherweise nur die aktuelle Brutto-Datenrate an. Die von den Anwendungen nutzbare Datenverbindung ist deutlich langsamer.
- AVM-Anwendungs-Beispiel
Powerline überträgt Daten, Fotos, Filme, Sprache, Telefonie und Webseiten über den Switch des WLAN-Routers AVM FRITZ!Box 7490 im Keller per Stromleitung bis an die Endgeräte im gesamten Haus. - Devolo-Anwendungs-Beispiel
Powerline jagt Daten, Fotos, Filme, Sprache, Telefonie und Webseiten von einem Internet-Router mit LAN-Switch im Keller über die Stromleitung bis an die Endgeräte im gesamten Haus. - Devolo-Anwendungs-Beispiel
Powerline jagt Daten, Fotos, Filme, Sprache, Telefonie und Webseiten von einem Internet-Router mit LAN-Switch im Keller über die Stromleitung bis an die Endgeräte im gesamten Haus. - AVM FRITZ!Box 7490
Der 4-Port-Gigabit-LAN-Switch dieser AVM FRITZ!Box 7490 hat im Test zwei schnelle Laptops mit bis zu 890 Megabit pro Sekunde verkoppelt. Somit kamen netto gute 89 Prozent vom Bruttowert. Bei WLAN und Powerline klafft diese Lücke zwischen Brutto und Netto viel weiter auseinander - FritzBox
Zwei 11ac-WLAN-Fritzboxen AVM 7490 erreichten im Test die volle 3x3-MIMO-Verbindung mit einer Brutto-Datenrate von 1,3 GBit/s. Netto kamen Peaks von 791 MBit/s auf kurze Distanz bei direkter Sichtverbindung, sprich 61 Prozent vom Bruttowert. Als Dauerleistung gingen 560 MBit/s durch eine Stahlbetondecke hindurch, also 43% vom Bruttowert - Vernetzung via Powerline:
Vom DSL-Router kommend wird das Internet per LAN-Kabel an einen PLC-to-Ethernet-Adapter geführt. Der treibt es per Stromleitung an alle Steckdosen einer Wohnung weiter. An den weiteren Geräten wie TV, Gaming-Konsole oder PC wird das Signal wieder von Powerline auf Ethernet zurück verwandelt. Dank Powerline kommt das Internet aus jeder 230-Volt-Steckdose einer Wohnung - Vernetzung via Powerline:
Hier läuft das Internet über die 230-Volt-Stromleitung vom DSL-Router bis zum Fernseher. Bei PLC-Adaptern mit Durch-Steckdose, wie hier im Bild, geht keine 230-Volt-Steckdose verloren. Wer genug freie Steckdosen im Haus hat, kann aber auch PLC-Adapter ohne Durch-Steckdosen verwenden - Powerline
Das neue, schnelle Gigabit-Powerline benötigt einen Stromkreis mit drei Adern und Schutzkontakt-Steckdosen. Dank MIMO-Technik kann Powerline auf drei Adern etwa 60 bis 80 Prozent schneller kommunizieren als auf zwei Adern, erklärt der PLC-Hersteller AVM. - Powerline
Im Prinzip sehen fast alle PLC-Adapter schon seit Jahren ähnlich aus, egal ob sie nun 14, 85, 200, 500, 600, 1.000 oder 1.200 Megabit brutto auf der Schachtel versprechen: Links liegt ein 1.200-Megabit-Powerline-Pärchen von devolo, mit Durch-Steckdose. Rechts ein 1.200-Megabit-Pärchen von AVM, ohne Durch-Steckdose. - Powerline
Die 500-Megabit-PLC-Adapter „Devolo dLAN 500 AVplus“ brachten bei Markteinführung anno 2011 maximal 256 MBit/s netto, also 51 Prozent vom Bruttowert. - Powerline
Die 500-Megabit-PLC-Adapter „Netgear Powerline AV+ 500“ brachten bei Markteinführung anno 2011 maximal 263 MBit/s netto, also knapp 53 Prozent vom Bruttowert. - Diagramm
Laut Messungen von AVM schaffen PLC-Adapter der 200-Megabit-Klasse bis zu 95 MBit/s netto. Die 500-MBit/s-Klasse schafft 250 MBit/s und in der 1.000-MBit/s-Klasse gehen laut AVM maximal 500 MBit/s netto über die Strom-Leitung. Allerdings nur auf kurze Distanz und in „Referenzhäusern mit typischer Elektroverkabelung“. - AVM FRITZ!Powerline
Im Herbst 2014 sind die ersten 1.200-Megabit-PLC-Starter-Kits der Marken „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ (oben) und „devolo dLAN 1200+“ (unten) auf den Markt gekommen. Die Verpackung ist bei Devolo fast doppelt so groß wie bei AVM. - AVM FRITZ!Powerline
Das 1.200-Megabit-PLC-Starter-Kit „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ wirbt auf der Schachtel mit Gigabit-Speed bis zu 1.000 Megabit und „mehr Reichweite“ dank MIMO-Technologie. - AVM FRITZ!Powerline
Das „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ Starter-Kit kommt im Vergleich zu vielen anderen PLC-Adaptern recht schick und schlank daher. - AVM FRITZ!Powerline
Die nominale Datenrate zwischen zwei „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ PLC-Adaptern wurde auf kurze Distanz in diesem Test gerade mit 1203 MBit/s beim Senden und 1183 MBit/s beim Empfangen signalisiert. Netto gingen beim Windows-Dateitransfer aber weit weniger als 50% vom Bruttowert über die Strom-Leitung. - Devolo dLAN
Das 1.200-Megabit-PLC-Starter-Kit „devolo dLAN 1200+“ wirbt mit Gigabit-Speed bis zu 1.200 Megabit. Genau wie beim „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ flitzen netto in der Praxis aber ebenfalls weit weniger als 50% vom Brutto-Speed über die 230-Volt-Stromleitung. - Devolo dLAN
Die „devolo dLAN 1200+“ PLC-Adapter sind größer als die „AVM FRITZ!Powerline 1000E“ PLC-to-Ethernet-Umsetzer. Dafür haben Erstere eine Durch-Steckdose mit Netzfilter.
Unter optimalen Voraussetzungen, das heißt bei einer geringen Leitungslänge und wenigen Störeinflüssen, dürfen Sie von einer Power-LAN-Verbindung HomePlug AV mit 500 MBit/s brutto Geschwindigkeiten von etwa 120 bis 150 MBit/s erwarten. Der maximale Nettodurchsatz bei älteren HomePlug-AV-Geräten (200 MBit/s brutto) beträgt um die 60 bis 70 MBit/s. Diese Angaben können allerdings nur als grobe Richtwerte bei besten Umgebungsbedingungen und nur zwei Adaptern dienen.
Genau wie bei einem WLAN sinkt die Datenrate rapide, sobald die Entfernung zwischen zwei Adaptern wächst. Gute Übertragungsgeschwindigkeiten erzielt man auch mit der kabelgebundenen Powerline-Technik lediglich bis zu einer Entfernung von etwa zehn bis 20 Metern. Grund: Stromleitungen sind erheblich schlechter abgeschirmt als beispielsweise Netzwerkkabel.
Wenn in Mehrfamilienhäusern mehrere Powerline-Verbindungen existieren, können sie sich gegenseitig beeinflussen und ausbremsen. Denn die Netze nutzen das gleiche Übertragungsmedium, ein Hochfrequenzsignal, das im gesamten Stromnetz vorhanden ist. Wenn daher in zwei nah beieinanderliegenden Powerline-Netzwerken Daten übertragen werden, sinken die Übertragungsraten bei beiden Verbindungen auf die Hälfte. Ein Elektriker kann über den Einbau eines Filters in den Sicherungskasten Abhilfe schaffen und so die Übertragung der Signale von einer Wohnung in die andere verhindern. Ein normaler Anwender jedoch hat keine Handlungsmöglichkeit.
Powerline-Verbindungen können gestört werden durch andere elektrische Geräte, die an einer Steckdose zwischen den beiden Adaptern hängen. Häufig geschieht das beim Anschluss von Schaltnetzteilen etwa zum Aufladen von Telefonen. Für diese Fälle existiert tatsächlich eine einfache Abhilfe: Stecken Sie das Gerät in die Buchse des Powerline-Adapters. In ihm sind Filter installiert, die solche Beeinträchtigungen verhindern. Falls Ihr Adapter keine solche Buchse aufweist, schließen Sie das Gerät an eine Steckdose an, die möglichst weit entfernt von Ihrer Powerline-Verbindung installiert ist. (PC-Welt)