Das Ende des PC-UnixAnbieters

17.08.2000
Wenig erfreuliche Gerüchte um den Unix-Veteran SCO gab es genügend. Mit dem Verkauf der Serverabteilung an die Noroda-Company Caldera verschwinden die Kalifornier vom Markt.

Gerüchte um die Zukunft des kalifornischen PC-Unix-Anbieters Santa Cruz Operations (SCO) machten schon lange mehr Schlagzeilen als dessen Handvoll Produkte. Distributoren gaben auf die Frage, was an SCO am bemerkenswertesten sei, meist zur Antwort: "Das fehlende Marketing." In der Tat war es erstaunlich, wie wenig das Unternehmen von Werbung in eigener Sache verstand. Zwar hatte es sich im Servermarkt mit den Intel-basierenden Betriebssystemen "Unixware" und "OpenServer" als vergleichsweise billige Alternative zu den Risc-basierenden Unix-Angeboten von Konkurrenten wie HP, IBM oder Sun einen Namen gemacht. Auch ließ das Unternehmen durch die 64-Bit-Unix-Initiative "Monterey" aufhorchen.

Indes: "Von einem einigermaßen effektiven Marketing verstand das Unternehmen nichts." Der mit erkennbarem Bedauern ausgesprochene Satz eines Distributors bringt das hausinterne Problem auf den Punkt, das den 1979 gegründeten Unix-Verfechter an den Abgrund brachte. Vor dem Absturz rettete es die Übernahme durch Linux-Anbieter Caldera.

SCO-Besitz Tarantella

Als weitere Ursache für den Niedergang des Unternehmens wird der unaufhaltsame Vormarsch von zunächst Windows NT und jetzt der "Open Source"-Bewegung genannt. Die Amerikaner hatten diese Entwicklung verschlafen. "Wir hatten die Produkte und Technologien, haben aber daraus nichts gemacht", schüttelte ein SCO-Manager den Kopf.

Analysten bezweifeln jedoch, ob im Jahr 2000 diese Aussagen bezüglich der guten Produkte und Technologien noch ernst zu nehmen sind: Die Kernprodukte SCOs, "Unixware" und "Open Server", sind Auslaufmodelle. Allein geclusterte Unixware wird von Compaq fortgeführt.

Ob Caldera/SCO an "Monterey", dem seit 1996 angekündigten 64-Bit-Unix-Nachfolger, weiterarbeiten wird, ist offen. Entwicklungspartner IBM hat vorsorglich angekündigt, "Monterey" werde unter dem Markennamen "AIX 5L" vermarktet.

Der einzige SCO-Besitz, die Midrange-Middleware "Tarantella", muss erst noch von dem neuen Unternehmen Tarantella Inc vermarktet werden. Gegen Citrix soll das Produkt positioniert werden. Das aber gelingt erst ab nächstem Jahr, wenn der NT-Port fertig ist. Bis dahin kann die Marketing-Abteilung üben, wie man erfolgreich verkauft. Für die beiden IDC-Analysten Dan Kusnetzky und Al Gillen steht deshalb fest, dass SCO mitsamt seinen Serverprodukten vom PC-Markt verschwinden wird.

Für die rote Zahlen schreibende Caldera Inc beginnt jetzt eine Zitterpartie. Denn ob die Hoffnung der Firmenbosse aufgeht, sich für relativ wenig Geld (SCO kostete nur 25 Millionen Dollar) den SCO-Markt mit seinen rund 15.000 Partnern und Kunden außerhalb den USA zu sichern, ist fraglich.

Zwar hat der Linux-Distrubutor eine "Open Internet Platform" (OIP) angekündigt, die Linux und die SCO-Unix-Software über einen Layer vermählen soll. Doch Experten rätseln, wie das angesichts verschiedener Kernels gelingen soll.

Ebenso zweifelhaft erscheint, ob versierte Unix-Kunden bei Caldera bleiben werden. Zwar will Caldera spätestens Ende September die SCO-Händler mit Informationen über das weitere Vorgehen versorgt haben. Doch die Branche fragt sich, worüber - vielleicht darüber, dass sie nun ihren Kunden so lange das billige Linux als Übergangslösung verkaufen will, bis OIP fertig ist?

"Der Verkauf von SCO an Caldera bedeutet das Ende von PC-Unix," urteilen die beiden IDC-Analysten. "Tarantella könnte eine Riesenchance für SCO darstellen", erklärt ein bisheriger Server-Distributor von SCO. Die Serverabteilung selbst erwähnt er nicht. (wl)

www.sco.com

www.calderasystems.com

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