Da ist er nun, der zweite Shutdown oder Lockdown, wie es die Anglizismen-Spreader je nach Gusto und unterschiedslos in unsere Synapsen einpflanzen. Nun hat man ja seitens unserer Regierung für Intensivbetten gesorgt, die allerdings nicht immer auffindbar sind, für eine App, die nicht wirklich taugt und jede Menge Masken bestellt - aber erstmal nicht bezahlt.
Doch viel weiter als im Februar 2020 ist man nicht wirklich. Statt wichtiger Dinge, wie Desinfektionsmittel oder Personal, soll der Gesundheitssektor vor allem jede Menge Cloud-basierende Belegungs-, Pausen-, Patienten- und Dienstplan-Apps kaufen und die entsprechenden Abos für Sicherheitssoftware gegen Hacker gleich mit.
Nach den Wünschen der Digitalisierungs-Lobby soll zudem die IT-Struktur auf Windows 10 und Cloud-Office umgebaut, die Hard- und Software des Netzwerks erneuert und teure Einweg-Tablets angeschafft werden. Der Haken dabei: Das notwendige Geld wird bei Pflege, Ärzten, Medizin und Patienten eingespart.
Weder sollen jetzt Verschwörungstrolle gefüttert noch die Sparte schlecht geredet werden, die Frage aber ist, wie ohne Personalreserve notwendige Qualifizierungen, Änderungen im Arbeitsablauf und all die zusätzlichen Aufgaben der pandemischen Transformation in der Realität bewältigt werden sollen. Die Eigentümer der Kliniken und Pflegeheime werden freiwillig nicht auf Profit verzichten.
Während die Corona-Steuergelder nach den Wünschen der Lobbyisten an Konzerne der Finanz-, Militär-, Handels-, Touristik- oder Automobilindustrie verteilt werden, kämpfen Kassenärzte bei steigenden Kosten ums Überleben. Bei den Herstellern von Temperatur-Scannern, Plexiglas-Trennscheiben oder Überwachungs- und Videokonferenzsystemen mangelt es dagegen eher am Schampus. Das Gleiche gilt für Cloud-Besitzer, Plattformbetreiber und hauptamtlich transformierende Systemhäuser.
Der Markt für Healthcare-IT sollte demnach auch von Corona und dem zusätzlichen Bedarf profitieren, ob es letztlich dem Patienten hilft, darüber darf gerne gestritten werden.
Mein Fazit: Es hat schon etwas Dystopisches, wenn der "große Cloud-Bruder" Milliardengewinne anhäuft, derweil sich die Politik um das Weihnachtsfest der Wirtschaft sorgt, anstatt die Menschen direkt zu unterstützen. Manchmal braucht es einen Virus, um uns diese Prioritäten zu verdeutlichen.
Bis demnächst, EuerQuerschläger!
Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. Alle Kommentare des CP-"Querschlägers" finden Sie im "Querschläger"-Archiv.
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