Früher als geplant, hat die Ingram Micro Distribution GmbH die Eingliederung ihrer Netzwerktochter Compu-Shack am 1. Oktober 2004 rechtlich vollzogen. Sowohl der Vertrieb, der Pre- und Post-Sales-Support sowie das Produktmanagement für die Hersteller Cisco, Nortel, Sonicwall und Watchguard werden weiterhin vom Standort Neuwied aus tätig sein - allerdings nun als neue "Value-Add-Networking Division" des Broadliners.
Die Verwaltung wurde größtenteils zur Ingram-Micro-Zentrale nach Dornach verlegt und das Compu-Shack-Lager geschlossen. Auch arbeiten die Netzwerkspezialisten in Neuwied seit dem 1. April bereits mit "Impulse", dem Warenwirtschaftssystem des Broadliners. Der Trainingsbereich, der im vergangenen Jahr defizitär war, wurde an den Schulungsdienstleister Experteach verkauft. Zudem trenne sich Ingram Micro laut Michael Kaack, SVP & Chief Executive Officer Central European Region und Vorsitzender der Geschäftsführung der Ingram Micro Holding GmbH, von der Compu-Shack Production mit der Eigenmarke Goldline. "Wir hätten mit der Eigenmarke im Wettbewerb mit unseren Herstellern gestanden", so Kaack.
Dringenden Handlungsbedarf für die oben genannten Veränderungen sah Michael Kaack gegen Ende des vergangenen Jahres. "Der Comodity-Anteil an Netzwerkprodukten war 2003 dramatisch gestiegen und Compu-Shack hatte die Umsatzgrenze von 300 Millionen Euro überschritten", erklärt Kaack. Hinzu sei außerdem gekommen, dass die IT-Systeme der Compu-Shack nicht mehr darauf ausgerichtet waren und man bereits seit Anfang 2003 keinen genauen Überblick mehr über die Erträge gehabt hätte. Nach einer Analyse des Geschäftsmodells folgte die sukzessive Eingliederung der Compu-Shack in die Ingram Micro Distribution GmbH (siehe ComputerPartner 21/04, Seite 43). "Damit sind die Reorganisationsmaßnahmen abgeschlossen", fasst Gerhard Schulz, Sprecher der Geschäftsführung Ingram Micro Distribution GmbH zusammen.
So wurde die neue Netzwerk-Division - unterteilt in Value-Add und Commodity - in den Bereich Produktmanagement unter Robert Beck, Product Management Managing Director bei der Ingram Micro Distribution GmbH, eingereiht. "Derzeit bieten wir in diesem Bereich rund 1.000 Produkte von 70 Lieferanten an. Künftig sollen außerdem die Produktbereiche Voice over IP und Security weiter ausgebaut werden. Damit werden wir Deutschlands größte Netzwerkeinheit darstellen", bemerkt Beck selbstbewusst.
Die neue Abteilung sieht jetzt ein Potenzial von rund 30.000 kaufenden Kunden des Broadline-Distributors. Vorrangig soll jedoch eine ins Leben gerufene Business-Development-Truppe 300 bis 500 Fachhändler kontaktieren, die sich vorwiegend mit dem Thema Netzwerktechnik beschäftigen. Diese will der Distributor zukünftig in Projektgeschäften von der Vertriebsanbahnung über die Projektimplementierungsphase bis hin zum Post-Sales kompetent begleiten.
Ingram-Micro-Manager Schulz blickt positiv in die Zukunft: "Wir rechnen mit erheblich reduzierten Kosten, und das Ergebnis wird sich in den nächsten ein bis zwei Jahren sicher rechnen." Auf der Strecke blieben abgegebene Büroflächen in Neuwied und rund 130 Mitarbeiter, von denen sich der Distributor getrennt hat. Ingram Micro hatte für die Reorganisationskosten bereits 10 Millionen Euro zurückgestellt. "Es war auf jeden Fall günstiger als die Akquisition von Azlan für Tech Data", so Schulz.
Meinung der Redakteurin
Zu lange waren die Ergebnisse der Ingram Micro-Netzwerktochter Compu-Shack für das Management aus der Ferne nicht klar analysierbar. Umso schneller musste der Broadliner 2003/2004 handeln. Nach der umfassenden Reorganisation, nun eingebettet in die Strukturen der Broadline-Distribution, hat die neue Netzwerkabteilung jetzt eine Chance, die gesetzten Ziele und die Rückkehr in die Profitabilität zu erreichen.