Channel-Tracker: Ohne Finanzierungskonzepte geht im Netzwerkhandel bald nichts mehr

08.05.2003
Von der seit über zwei Jahren anhaltenden IT-Krise besonders betroffen sind Netzwerkausrüster. Vor allem in Europa bleiben die Geschäfte der Händler laut dem Channel-Tracker-Report von Global Touch weiter hinter den Erwartungen zurück. Ohne Finanzierungsprogramme läuft bald gar nichts mehr.

Seit über zwei Jahren schon hält die Durststrecke im Netzwerkhandel an. Nach einem kleinen Auftragshoch im Januar sind die Verkaufszahlen im Februar und im Kriegsmonat März wieder auf das gewohnte Plätschermaß zurückgefallen. In Europa blieb der Absatz sogar weiter hinter den Erwartungen der Händler zurückwährend im US-Handel Wachstum fast nur noch über den Preis erkauft wird. Das ist das Ergebnis des elften "Channel Tracker Networking Equipment" von Global Touch unter Befragung von Top-Handelspartnern führender Netzwerkausrüster in Europa und den USA. Die Untersuchung konzentrierte sich auf die Verkaufszahlen der sechs großen amerikanischen Hersteller 3Com, Cisco, Enterasys, Extreme, Juniper und Nortel Networks.

Rückgang in Europa - Margenverfall in Amerika

52 Prozent der US-Händler sahen ihre Erwartungen für das erste Quartal 2003 bestätigt, 69 Prozent klagten jedoch über einen zum Teil starken Preis- und Margenverfall. Anders in Europa: 54 Prozent der Händler diesseits des großen Teiches sprachen hinsichtlich der Umsätze von enttäuschten Erwartungen, 72 Prozent jedoch von einer relativ verlässlichen Margensituation. Was die Verkaufszahlen im zweiten Quartal 2003 betrifft, gehen die Amerikaner im Vergleich zum Vorjahresquartal mehrheitlich von flachen Umsätzen aus, während die Wachstumskurve für die europäischen Netzwerkhändler eher nach unten zeigt. Da Nortel in den USA fast nur über den Direktvertrieb geht, fielen bei ihm dort die Dreimonatsprognosen besonders schlecht aus. In Europa verbinden die Händler ihre düstersten Erwartungen hingegen mit Extreme, Juniper und Enterasys Networks.

Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?

Mit null bis zwei Prozent Wachstum sehen die Jahresprognosen der meisten Händler auch nicht gerade rosig aus. Global Touch zufolge ist nicht damit zu rechnen, dass ein Ende von Konflikten, wie der Irak-Krieg, dem Markt sobald wieder Auftrieb verleihen wird. Die Analysten erwarten, dass die IT-Ausgaben der Unternehmen erst frühestens 2004 wieder anziehen werden. Um die Durststrecke zu überstehen und neues Wachstum zu generieren, haben die wichtigsten Anbieter sich schon in andere Technologien wie Enterprise-Storage- und Sicherheit eingekauft. Darüber hinaus gilt es, zusammen mit den Fachhandelspartnern über Finanzierungsprogramme nachzudenken. Denn der Bedarf an Netzwerkausrüstung ist da. Doch leider fehlt es oft an dem nötigen Budget. Neben GE Capital, IBM Global Financing, Transamerica und anderen Finanzierungsgesellschaften haben auch Microsoft, Intel und Cisco begonnen, ihren Kunden diesbezügliche Programme über die Partner oder direkt anzubieten. Global Touch zufolge ist das nicht nur ein vorübergehendes Phänomen, sondern ein Weg, der schon heute festlegt, welcher Anbieter künftig auf der Gewinnerseite sein wird und wer nicht.

www.globaltouch.com

ComputerPartner-Meinung

Der Channel-Tracker-Report von Global Touch mag zwar hier und da sehr stark amerikanisch gefärbt sein. Finanzierungsprogramme wie sie die Analysten den Herstellern ans Herz legen, sind aber auch in Deutschland dieses und nächstes Jahr sicherlich das Topthema schlechthin. Gerade der mittelständische Handel kann Projekte im Highend-Segment (Storage, Security, Netzwerke et cetera) finanziell nicht mehr alleine stemmen. Hersteller, die sich dem Thema Finanzierungsprogramme versperren, werden daher über kurz oder lang aus dem Portfolio des Handels herausfliegen. (kh)

Zur Startseite