120.000 Besucher fanden laut der Deutschen Messe AG in diesem Jahr ihren Weg auf die CEBIT. Das sind rund 80.000 weniger als im vergangenen Jahr. Mit eingerechnet sind die Abendbesucher der Konzertveranstaltungen, von denen etliche erst abends anreisten und an den eigentlichen Inhalten der IT-Messe wenig Interesse gehabt haben dürften.
Veranstalter, Ausstellerbeitrat und IT-Verband Bitkom bemühten sich trotzdem, Zuversicht zu verbreiten. "Die Messe ist ein voller Erfolg", beteuerte Heiko Mayer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Hewlett-Packard Enterprise Deutschland und Vorsitzender des CEBIT-Messeausschusses. Die Kombination von Business und Festival vertrage sich gut. Auf Ausstellerseite stehe man hinter dem neuen Konzept.
"Die Neuausrichtung der Cebit ist ein entschlossener, wichtiger Schritt in die richtige Richtung", ließ Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder in einem offiziellen Kommunique des Lobbyverbands verlauten. 32 Jahre nach ihrer Gründung habe sich die frühere Computermesse erfolgreich zu einem Digital-Festival gewandelt. "Sie ist einzigartig in Europa, eine echte Premiere und als solche ein Erfolg", sagte Rohleder. "Der Re-Start ist geglückt und der Bitkom ist auch 2019 auf jeden Fall wieder dabei."
"Mut und Entschlossenheit zur Disruption"
Die Messe sei für ihren Mut und ihre Entschlossenheit zur Disruption belohnt worden, sagte CEBIT-Chef Oliver Frese und formulierte gleichzeitig den Anspruch, hierzulande die Leitveranstaltung für die digitale Transformation zu sein. Man habe alle gesteckten Ziele erreicht. Frese verwies auf eine hohe mediale Reichweite, die die Messe gerade in sozialen Netzwerken erreicht habe. "Wir haben mit der CEBIT Aufbruchstimmung erzeugt und ein neues Kapitel aufgeschlagen", sagte Frese und sprach von der ersten CEBIT einer neuen Zeitrechnung.
Kritik wegen der geringen Besucherzahlen will der Messechef nicht gelten lassen. "Wir sollten aufhören, die alte CEBIT mit der neuen zu vergleichen." Wenn Aussteller und Partner zufrieden seien, dann sei man auch als Veranstalter zufrieden. Frese bezeichnete die Neuaufstellung als CEBIT 1.0, an der sich die künftigen IT-Messen in Hannover messen lassen müssten. Die Messemacher pochten zudem auf eine angeblich hohe Entscheiderdichte. 90 Prozent der Besucher seien Fachbesucher gewesen, ein Drittel sogar dem Top-Management und den Entscheidern zuzurechnen.
Insgesamt bemühte sich die Messe, den Festival-Charakter der Veranstaltung in den Vordergrund zu stellen. Ein Blick in die Hallen verriet allerdings, dass Vieles beim alten geblieben ist. Zwar behauptete Frese, dass die Aussteller das neue Konzept aufgegriffen und sich verändert hätten. Das ließ sich vor Ort jedoch nur für einen Teil der Aussteller feststellen. Die Hallen präsentierten sich eher im klassischen Look-and-Feel der zurückliegenden Jahre - aufgelockert nur durch sehr freizügig angelegte Sitzbereiche und Vortragsareale.
"Ein wenig enttäuschend"
Sobald man als Besucher in den Hallen steht, musste man feststellen, dass eigentlich fast alles beim alten geblieben ist, bringt es Steve Janata, Senior Analyst und COO von Crisp Research auf den Punkt. Die Messe, Aussteller und Besucher seien zwar bemüht gewesen, den neuen Digital Lifestyle auch auf den Campus in Hannover zu bringen. Von einem völlig neuen Spirit oder Konzept zu sprechen, wäre allerdings vermessen.
"Unter dem Strich haben die verbliebenen Stammgäste bewusst oder unbewusst dafür gesorgt, dass die "neue" CeBIT mehr oder minder die "alte" bleibt", konstatiert Janatas und zieht sein Fazit: "Das alles war zwar zu erwarten und dennoch ist es ein wenig enttäuschend, dass der Funke des Neuen nicht sofort auf die gesamte Messe übergesprungen ist." Vielleicht im nächsten Jahr - die CEBIT 2019 soll dann vom 24. bis zum 28. Juni stattfinden.
Balance zwischen Business und Festival noch unausgewogen
Der Bundesverband der IT-Anwender "Voice" zog insgesamt eine positive Bilanz der ersten "neuen" CEBIT. Das neue Konzept sei zwar nicht auf ungeteilte Zustimmung unter den Digitalentscheidern gestoßen, doch die positiven Reaktionen hätten eindeutig überwogen. "Viele Kollegen loben trotz einzelner Kritikpunkte den neuen Ansatz und den Mut der Messe und vieler Aussteller, neue Wege zu gehen", fasste Thomas Endres, Vorsitzender des Voice-Präsidiums das Stimmungsbild zusammen. "Diese CEBIT war eine Premiere, da kann nicht alles perfekt laufen. Die Unebenheiten werden sicher beim nächsten Mal ausgeglichen werden."
Als Beispiele für die leichten Ungereimtheiten nannte Endres die nicht immer nachvollziehbare Zuordnung der Aussteller zu den verschiedenen Hallen und die zu geringe Betonung der Business-Ausrichtung der Messe. "Ich glaube da muss noch eine bessere Balance gefunden werden zwischen Business-Event und Festival."