Nachdem die Cebit-Verantwortlichen ihre Tränen medienwirksam getrocknet haben und Fakten wieder die Oberhand hatten, waren sich die Kenner der Szene eigentlich einig: Das wollten sie so. Der feingeplanten Messe-Obsoleszenz des klassischen, lästigen Fachhandels mit digitaler Unterhaltungselektronik folgte das Fernbleiben der entsprechenden Distributoren, Hersteller und zum Schluss gar der Medien.
Statt attraktive Weltneuheiten und Multimedia präsentierte die längst dahinsiechende Cebit zuletzt schlipstragende Vaporware-Referenten, digitale Abo-Fallen und Headhunter der Bundeswehr.
Lesetipp: Das sagt die Branche zum Cebit-Aus
Doch Hannover wäre nicht Hannover, wenn es aus Fehlern lernte. Kaum war die einst weltgrößte Computermesse strategisch eingeäschert, haben sich die Cloud-Besitzer samt Lobbyisten, in die derzeit noch real existierende Hannover Messe eingeloggt. Die Trendthemen? Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz, Digitale Transformation, Big Data, IoT. Seit gefühlt zwanzig Jahren immer das Gleiche.
Mit dabei sind unter anderem Amazon, Microsoft, IBM, Huawei, SAP und selbstverständlich der Bitkom als "Cloud-ist-prima"-Multiplikator samt eigener "Innovation Area". Dazu kommen rund weitere 150 IT-Unternehmen vom spezialisierten Systemhaus bis zum Mischkonzern. Doch wenn es so läuft, wie vor 20 Jahren mit der Cebit, werden auch auf der Hannover Messe in naher Zukunft nur noch Lizenzen zum Betrieb eines Subunternehmens der Cloud-Giganten vertrieben. So wie heute kein Smartphone um Google herumkommt, kein PC um Microsoft, so dürften dann nur noch Unternehmen produzieren, die zwangsregistriert unter Kontrolle der "Big Player" stehen.
Kommentar: Nach der Cebit die Sintflut
Und nicht nur die Industrie ist betroffen, auch Handwerk, Verwaltung, Dienstleistung sowie die gesamte Infrastruktur - vom Trinkwasser über die Kommunikation bis hin zu Energie und Bildung. Alles bestimmt die Cloud, neben "America first" natürlich auch den Preis. Als einziger Trost für diese graue Vision bleibt: Den Bitkom braucht dann auch niemand mehr.
Mein Fazit: Der Leitspruch der diesjährigen Industriemesse lautet "Get new technology first" - und sie rechnen optimistisch mit 220.000 Fachbesuchern, nach rund 189.000 im Vorjahr.
Bis demnächst, Euer Querschläger!
Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. Alle Kommentare des CP-"Querschlägers" finden Sie hier, in dem "Querschläger"-Archiv. (rw)