Deutsche Post

Briefversand wird langsamer und teurer

26.09.2024
Die Bundesnetzagentur beabsichtigt, bei Briefen eine Preisanhebung von rund 10,5 Prozent zu erlauben. Warensendungen werden durch Wegfall günstiger Optionen schon zum 1. Oktober teurer.
Wer Postkarten und Briefe verschickt, muss sich auf steigende Preise einstellen.
Wer Postkarten und Briefe verschickt, muss sich auf steigende Preise einstellen.
Foto: Lukassek - shutterstock.com

Die Bundesnetzagentur beabsichtigt, der Post bei Briefen eine Preisanhebung von rund 10,5 Prozent zu erlauben. Zuletzt hatte sich der Briefversand 2022 um 4,6 Prozent verteuert, Anfang 2025 folgt der nächste Anstieg. Wie hoch genau das Porto der jeweiligen Briefart sein wird, ist noch unklar - das entscheidet im nächsten Schritt die Post.

Der bis zu 20 Gramm schwere Standardbrief kostet im Inlandsversand derzeit 85 Cent, der bis zu 50 Gramm schwere Kompaktbrief 1 Euro und die Postkarte 70 Cent, hinzu kommen noch andere Briefarten. Branchenkennern zufolge könnte der Standardbrief künftig 95 Cent kosten. 2012 waren es noch 55 Cent, danach ging es Schritt für Schritt nach oben.

Teuerung in Summe maximal 10,5 Prozent

Es könnte aber auch etwas mehr oder weniger sein, denn die Post kann das Porto der Briefarten unterschiedlich stark anheben. In der Summe aller prognostizierten Sendungen darf die Teuerung maximal 10,5 Prozent betragen. Nach dem Willen der Bundesregierung soll der Versand eines Standardbriefs aber nicht teurer werden als ein Euro.

Ende des Jahres soll die Netzagentur die Porti genehmigen, die neuen Preise gelten dann zwei Jahre. Alte Briefmarken bleiben gültig, für ein höheres Porto muss eine Ergänzungsmarke aufgeklebt werden.

Angesichts der hohen Inflation und des damit verbundenen Kostenanstiegs wollte die Post 2023 das Briefporto vorzeitig erhöhen. Damals holte sich das Unternehmen aber eine Abfuhr von der Regulierungsbehörde. Mit Ablauf des regulären Porto-Zeitraums darf der Gelbe Riese nun doch noch an der Preisschraube drehen.

Nach der Bekanntgabe der sogenannten "beabsichtigten Entscheidung" der Behörde können sich nun Marktteilnehmer zu Wort melden, danach will die Bundesnetzagentur den Erhöhungsspielraum final beschließen. Es wäre aber eine faustdicke Überraschung, sollte sich an dem Vorschlag noch grundlegend etwas ändern.

Post kämpft für größere Erhöhung

Die Post möchte das Briefporto stärker anheben als die Bundesnetzagentur es ihr erlauben will, wie aus einer Reaktion des Konzerns hervorgeht. Man habe die Entscheidung der Behörde "mit Verwunderung zur Kenntnis genommen", sagt ein Firmensprecher. "Ergebnis und Annahmen lassen sich angesichts zu erwartender Lohnsteigerungen, schrumpfender Briefmengen und hoher Investitionsbedarfe schwer nachvollziehen." Er verweist etwa darauf, dass das Porto für einen Standardbrief 43 Prozent unter dem europäischen Durchschnittswert liege. Die Post will der Behörde nun ihre Sicht der Dinge darlegen.

Versteckte Preiserhöhung bei der Warensendung

Eine Art indirekte Preiserhöhung durch die Hintertür setzt die Post bereits zum 1. Oktober in einem Teilbereich um. Dann entfällt die "Warensendung bis 500 Gramm". Eine entsprechende Information im Booklooker-Forum hat die Post auf Nachfrage gegenüber Onlinehändler-News bestätigt.

Bisher ist die "Warensendung bis 500 Gramm" mit 2,25 Euro die günstigste Option, um kleine und leichte Warensendungen zu verschicken. Fällt sie weg, müssen Kunden auch bei leichteren Sendungen das Porto für Sendungen bis 1.000 Gramm bezahlen (derzeit 2,55 Euro).

Porto-Erhöhung zum Jahreswechsel

Die Portoerhöhung greift planmäßig zum Jahreswechsel und damit zeitgleich mit einer separaten Regelung, die im Rahmen der Postgesetz-Novelle beschlossen worden war und der Post mehr Zeit gibt bei der Beförderung von Sendungen. Bislang müssen 80 Prozent der heute eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag da sein. Dieser Zeitdruck wird verringert. Ab 2025 ist so eine Pflicht nicht für den ersten, sondern für den dritten Werktag nach Einwurf vorgesehen, dann müssen 95 Prozent angekommen sein.

Ein Großteil der Sendungen darf künftig im Schnitt zwei Werktage länger unterwegs sein. Verbraucher werden also länger auf Briefe warten müssen, deren Versand mehr kostet. Die Post will ihr System allerdings nicht sofort Anfang 2025 komplett umstellen, sondern dies schrittweise im Laufe der Zeit tun.

Preiserhöhung bei Paketen

Auch die Pakete des Marktführers DHL, der im inländischen Briefgeschäft als Deutsche Post auftritt, werden vermutlich teurer. In diesem Bereich will die Bundesnetzagentur dem Logistiker einen Preiserhöhungsspielraum von rund 7,2 Prozent einräumen.

Dabei geht es nur um die Pakete, die Privatkunden verschicken, und nicht um Pakete, die etwa ein Online-Händler einem Verbraucher sendet. Die Preise solcher Sendungen kann DHL festlegen, ohne vorab die Bundesnetzagentur ins Boot zu holen.

Wann DHL private Paketsendungen verteuert, die am Schalter oder an Automaten abgegeben werden, ist noch unklar. Im Gegensatz zum Briefmarkt hat der Logistiker im Paketmarkt einige größere Konkurrenten, etwa Hermes, DPD oder GLS. Die Kunden haben also gleichwertige Alternativen.

Briefmengen schrumpfen

Die Briefmenge ist seit langem rückläufig. Im vergangenen Jahr beförderte die Post nach eigenen Angaben rund 5,9 Milliarden Briefe und damit ein Drittel weniger als zehn Jahre zuvor (7,8 Milliarden). Werbepost ist nicht eingerechnet.

Die Nachfrage nach Paketen zieht hingegen an, vor allem weil die Menschen immer mehr im Internet bestellen. Im Jahr 2023 stellte DHL in Deutschland rund 1,7 Milliarden Pakete zu und damit etwa zwei Drittel mehr als 2013. Damals hatte das Unternehmen eine Milliarde Sendungen transportiert. Beide Trends - immer weniger Briefe und immer mehr Pakete - werden sich künftig sehr wahrscheinlich fortsetzen. (dpa/rs/pma)

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