Die E-Commerce-Konzerne kannten lange nur eine Richtung: Stetig ging es nach oben und Jahr für Jahr wurden neue Umsatzrekorde erzielt. Doch Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten und geringere Investitionsbereitschaft bei den Unternehmen sorgten auch bei den Onlinern für die eine oder andere Umsatzdelle.
Der Jenaer Online-Anbieter Böttcher stemmt sich gegen den Trend. Andreas Ruhland, Ex-Also-Geschäftsführer und nun Vorstand bei der Böttcher AG, sieht das Erfolgsrezept in der gezielten Erweiterung des Lieferprogramms. Neben dem Kernsegment von Bürobedarfsartikeln gibt es bei Böttcher mittlerweile auch Werkzeuge von namhaften Herstellern, wie Bosch oder Makita, Multimedia-Artikel, Gartengeräte, Drogerie- und Haushaltsartikel und Spielwaren.
Gerade der Bereich Elektronik macht Ruhland Freude: 2023 verzeichnete Böttcher ein Umsatzplus von 34 Prozent bei den Elektronikartikeln. Auch im laufenden Jahr soll die 30-Prozent-Marke erreicht werden. Sein Chef Udo Böttcher, Gründer und Geschäftsführer der Böttcher AG, äußert sich ebenfalls sehr zufrieden: "Die aktuelle Marktlage ist herausfordernd, doch die Böttcher AG beweist eindrucksvoll, dass starker Kundenfokus und ein breites Sortiment den Schlüssel zum Erfolg bilden", meint Böttcher. Man habe Großes erreicht und sei bereit, noch mehr zu leisten.
Fokus bleibt bei B2B
Eine stetige Erweiterung des Portfolios birgt allerdings auch die Gefahr, dass der Fokus leidet. Büroartikel, Elektronik, Spielzeug, Werkzeug, das klingt schon etwas nach Bauchladen. Das will Vorstand Andreas Ruhland nicht so stehen lassen. Man habe genau analysiert, was Kunden suchen und das Sortiment darauf ausgerichtet.
Trotz Spielzeug und Unterhaltungselektronik bekräftigt Ruhland den B2B-Forkus des Unternehmens: "80 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit Geschäftskunden", erklärt er. Im laufenden Jahr konnte Böttcher im B2B-Segment den Neukundenanteil um 20 Prozent steigern. Und ein B2B-Kunde bringt mehr Geld in die Kasse. Ein Drittel der neun Millionen kaufenden Kunden rechnet Ruhland zum Geschäftskundensegment, und diese machen vier Fünftel des Umsatzes.
So rechnet das Unternehmen auch für 2024 mit einer weiteren Stärkung des Umsatzes, der voraussichtlich knapp an der Milliardengrenze liegen wird. 2023 waren es noch 760 Millionen Euro. Dabei ist es Ruhland wichtig, dass trotz des breiteren Lieferumfangs die klare Struktur nicht verloren geht und weiteres Wachstum aus eigener Kraft gewährleistet wird: "Wir planen kein Marktplatzgeschäft", betont der Vorstand. Schaue man sich die Plattformen großer Versender mit Markplatzgeschäft an, sei es für den Kunden mittlerweile kaum mehr möglich, aus der Fülle des unübersichtlichen Angebots das für ihn richtige zu finden.
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