"Vorstände kommen und gehen. Wir haben sie bisher alle überstanden." Der Mann, der das sagt, ist Erich Kellerhals, Mitbegründer des Handelsriesen Media Markt. Und die Art, wie er es sagt, zeigt Wut und Entschlossenheit.
Wütend ist Kellerhals auf Eckhard Cordes, dem Vorstandsvorsitzenden der Metro AG. Die Metro ist die Hauptgesellschafterin der Media-Saturn-Holding (MSH), unter deren Dach sich die Marken Media Markt und Saturn befinden. In einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) erhebt Kellerhals schwere Vorwürfe gegen Cordes, dem früheren Vorstandsmitglied der Daimler-Benz AG und der DaimlerChrysler AG. Demnach versucht Cordes die beiden Media-Markt-Gründer Kellerhals und Leopold Stiefel auszubooten und die alleinige Macht an sich zu reißen. Doch der 71-jährige Kellerhals gibt sich kämpferisch: "Wir lassen uns nicht rausdrängen. Ich kämpfe um mein Lebenswerk", wird er in der FAZ zitiert.
Hintergrund: Kellerhals gehören noch 21,62 Prozent der Media-Saturn-Holding, knapp vier Prozent gehören Stiefel, die Metro hält mit 75 Prozent die Mehrheit. Kellerhals und Stiefel sind jedoch mit weitreichenden Vetorechten ausgestattet, zum Beispiel bei der Einstellung und Entlassung von Geschäftsführern oder bei der Eröffnung und Schließung von Märkten. Für Entscheidungen dieser Größenordnung ist eine Mehrheit von 80 Prozent erforderlich.
Und das scheint Cordes nicht zu passen. Er sieht in den Mitbegründern nur Bremsklötze. Zumal Media Markt zuletzt viele offene Baustellen hatte (Wechsel in der Managerebene, Wechsel der Werbeagentur, Ratlosigkeit im Online-Geschäft, siehe auch unten). Das Unternehmen will einen Beirat gründen, um "die Rechte, die sich aus einem Anteilsbesitz von 75 Prozent ergeben, angemessen auszuüben", wie ein Metro-Sprecher in der FAZ zitiert wird. Laut Kellerhals soll damit die Sperrminorität der Gründer ausgeschaltet werden.
Doch Kellerhals schlägt zurück: Beim Amtsgericht Ingolstadt hat er eine Anfechtungs- und Nichtigkeitsklage gegen das neue Gremium der Metro erhoben. "Ich lasse nicht zu, dass Cordes zerstört, was uns groß und erfolgreich gemacht hat", erklärt er. Und über Cordes sagt er: "Das ist jetzt der fünfte Metro-Vorstandschef, dem wir erklären, wie das Modell Media-Saturn funktioniert. Zentralistisch denkende Manager, noch dazu, wenn sie aus einer fremden Branche kommen, haben kein Gefühl dafür, wie unser Geschäft läuft: Handel ist etwas anderes als Finanzakrobatik."
Die Ratlosigkeit von Media Markt im Online-Geschäft hat zur Folge, dass Kellerhals am liebsten einen existierenden Elektronik-Shop im Web übernehmen will. Redcoon.de-Teilhaber Hannes Majdic hat gegenüber dem österreichischen "Elektrojournal" diesbezügliche Gespräche bestätigt: "Wir wären schlecht beraten, die einmalige Chance nicht zu ergreifen." Unbestätigten Gerüchten zufolge hat Media Markt in den vergangenen Monaten auch versucht, Notebooksbilliger.de zu übernehmen. Die großen Online-Anstrengungen von MSH verdeutlicht auch das Anheuern von Martin Wild bei Saturn, der Ende 2008 den E-Tailer Home of Hardware an Cancom verkauft hat (wir berichteten). (tö)