Broadliner im Zugzwang

"Bei 30% Preisunterschied haben wir ein Problem"

06.11.2009

Als oft genannter Vorteil bei der Bestellung über einen E-Tailer wird die problemlose RMA-Abwicklung genannt, wogegen im CP forum oft die zeitraubende und schwierige Abwicklung über die Distributoren bemängelt wird. Was setzt Ingram Micro diesen Aussagen entgegen?
Adä: Wir messen in unserer RMA-Abwicklung sehr genau, wie kulant wir sind und wie schnell und unproblematisch die Abwicklung funktioniert. Dazu gehört auch, dass wir Einzelfälle durchleuchten, bei denen es zu Problemen gekommen ist, um es das nächste Mal besser zu machen. Ab und zu geht es aber auch schneller, wenn der Reseller die RMA mit dem Hersteller direkt abwickelt. Wobei wir im Notfall immer der Ansprechpartner sind, da wir das Produkt an ihn verkauft haben. Wir beschäftigen rund 100 Mitarbeiter in der Retourenabteilung, und unser oberstes Ziel ist es, dem Kunden guten Service zu bieten, egal in welchem Bereich.

Wird sich Ingram Micro mit der Entwicklung, dass die E-Tailer immer mehr zu Wettbewerbern werden, abfinden oder suchen Sie auch das Gespräch mit den Herstellern zum Thema Preisfindung?
Adä: Natürlich diskutieren wir mit den Herstellern, die in ihrer Preispolitik sehr unterschiedlich sind. Es gibt auch den einen oder anderen Hersteller, der in seinen Kanälen nicht ganz sauber arbeitet. Es ist nicht ganz einfach, gemeinsam mit einem Hersteller nach Lösungen zu suchen. Ich verstehe auch den Hersteller, der im E-Tail Stückzahlen absetzen will. Viele Hersteller wollen aber auch mit neuen Lösungen wachsen, die sie über den E-Tail-Kanal nicht darstellen können.

Kann die Distribution die Preisgestaltung mit beeinflussen?
Adä: Es ist für uns ein Muss, mit Herstellern in Gespräche zu treten, um unsere SMB-Kunden in die Lage zu versetzen, weiterhin wettbewerbsfähig anbieten zu können. Die Preise werden in erster Linie nicht von uns, sondern vom Hersteller gestaltet. Die meisten Hersteller wollen im SMB wachsen und mit neuen Lösungsansätzen weiter in diesem Segment nach unten dringen. Dort brauchen sie Partner, wie uns Distributoren, die auch neue Themen aufnehmen. Wenn die Hersteller aber gleichzeitig nur noch über Preise gehen, werden sie diese Lösungen nie transportieren. Hierüber müssen sich die Distribution und die Hersteller gemeinsam dringend Gedanken machen.

Früher verstanden die Händler die Distributoren als Lobby des Handels, heute haben immer mehr das Gefühl, dass die Broadliner die Lobby der Hersteller sind.
Adä: Wir sehen uns sehr klar als Schnittstelle zwischen Hersteller und Handel und als Sprachrohr für unsere Kunden. (bw)

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