Auf die richtige Perspektive kommt es an

11.06.2004

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Bundesverband Deutscher

Unternehmensberater (BDU) e.V.

Herrn Dr. Joachim Staude

Zitelmannstraße 22

53113 Bonn

München, 07.06.2004

Auf die richtige Perspektive kommt es an

Sehr geehrter Herr Dr. Staude,

viele Dinge werden bei uns einfach zu negativ gesehen. Ein Beispiel: Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in Deutschland ist im Zeitraum von 1970 bis 2003 von damals 1.879 Stunden auf 1.362 Stunden zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum ist dagegen der Bruttostundenverdienst von seinerzeit 4 Euro auf 20 Euro angestiegen (Quelle: Statistisches Bundesamt). Viele Menschen halten diese Entwicklung für schlimm. Das ist aber Quatsch. Denn es ist doch völlig logisch:

Wenn man schon weniger Stunden arbeitet, dann muss man pro Stunde eben mehr verdienen - wie soll man denn sonst seinen Lebensstandard halten?

Oder nehmen Sie die Tatsache, dass die Menschen in Deutschland immer älter werden. Gerade jetzt teilte das Statistische Bundesamt mit, dass die Lebenserwartung für einen heute geborenen Jungen 75,4 und für ein Mädchen sogar 81,2 Jahre beträgt. Vor 40 Jahren lag die Lebenserwartung noch bei 66,9 (Jungen) beziehungsweise 72,4 (Mädchen) Jahren. Wiederum sehen viele nur die volkswirtschaftlichen Probleme dieser Entwicklung, manche sprechen sogar von der "Vergreisung der Gesellschaft". Das ist böse und gemein. Wieder wird nur das Negative gesehen. Das ist die falsche Einstellung; man muss doch auch das Positive erkennen: Wenn die Menschen immer älter werden, dann haben sie schließlich viel mehr Zeit, einzukaufen und Geld auszugeben. Das ist doch eine gute Nachricht, auch für den IT-Handel.

Nein, das Problem ist, dass die Menschen - und da schließe ich auch Politiker, Ärzte und Unternehmensberater, also die Übermenschen, mit ein - die Dinge einfach nicht zu Ende denken. Ja, sehr geehrter Herr Dr. Staude, diesen Schuh müssen Sie sich leider anziehen. Sie beklagten in Ihrer Funktion als Vizepräsident des BDU vor kurzem, dass die Manager in Deutschland wenig Interesse an neuen Jobs haben, wenn damit ein Ortswechsel verbunden sei. "Ein großer Teil der Führungskräfte ist wenig bis überhaupt nicht mobil", wunderten Sie sich. Ja, aber sehr geehrter Herr Dr. Staude, das ist doch völlig klar: Wer kann sich Mobilität denn heute noch leisten - bei den Benzinpreisen?!

Aber auch dies ist positiv zu sehen (einverstanden: die Headhunter tun sich damit schwer): Permanente Änderungen in den Führungsetagen bedeuten permanente Änderungen der Unternehmensstrategien. Gefährlich! Wenn das Management dagegen bleibt, dann ist das gut für die Kontinuität und Stabilität der Unternehmen in Deutschland. Ein wichtiger Faktor im globalen Wettbewerb. Nicht zu vergessen: Geringere Mobilität - also weniger Raserei auf den Autobahnen und in der Luft - wirkt sich positiv auf die Schadstoffemissionen und die Verkehrsunfallstatistik aus. Das aber nur am Rande.

Sie sehen, sehr geehrter Herr Dr. Staude: Alles halb so schlimm, man muss nur die richtige Perspektive der Betrachtung wählen. In diesem Sinne wünsche ich allzeit gute Laune und verbleibe

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

PS: Auch bei der Lektüre dieses Briefes empfehle ich die angemessene Perspektive der Betrachtung.

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