Tinte oder Toner?
Damit stellt sich die Frage nach der optimalen Drucktechnologie. Hier scheiden sich die Geister. Während Hersteller wie HP, Canon oder Brother, die sowohl Laser- als auch Tintengeräte im Angebot haben, hier je nach Anwendungszweck argumentieren, sehen das Hersteller, die nur eine Technik im Portfolio haben, etwas anders. "Die Nachteile des Laserdruckers hinsichtlich Stromverbrauchs, komplexer, wartungsanfälliger Mechanik sowie unerwünschter Hitzeentwicklung oder Feinstaub im Betrieb kommen in Heimbüros, in denen es naturgemäß etwas beengter zugeht als in dedizierten Büroumgebungen, noch deutlicher zum Tragen", plädiert Epson-Vertrieblerin Harenberg für Tintenstrahldrucker.
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Dem entgegnet Thiemo Rau von Xerox: "Laserdrucker bieten vernünftige Seitenpreise und ermöglichen rasches Drucken mit gestochen scharfen, klaren Texten und Grafiken. Sie eignen sich hervorragend für das schnelle und geräuscharme Drucken hoher Volumen und sind somit ideal für den Einsatz in Home Offices". Da Laserdrucker auf Toner und nicht auf Tinte basieren, seien sie in der Lage, Tausende von Seiten zu drucken, bevor die Kartuschen ausgewechselt werden müssen. Das mache sie überdies auch kostengünstiger im Verbrauch. Allerdings gibt es auch Tintenstrahldrucker, die in Reichweite und Seitenpreise mit Lasersystemen durchaus konkurrieren können. "Es werden oft kostengünstige Lasergeräte angeschafft, die aber durchaus wartungsintensiv sind. Heute haben eher professionelle Tintenstrahldrucker das Potenzial als vollwertiges 'Teammitglied' ihre Arbeit im heimischen Büro zu verrichten", ergänzt Michael Rabbe, Head of Business Sales bei Epson.
Natürlich spielen auch die Platzverhältnisse am heimischen Arbeitsplatz eine Rolle: "Tintengeräte können technologisch bedingt kompakter gebaut werden, was in besonders beengten Wohnungen relevant ist", gibt Brother-Marketingexperte Schilling zu bedenken. Wer jedoch bereits absehen könne, dass er zukünftig wieder nicht mehr, oder nur sehr selten im Homeoffice arbeiten wird, sollte ein Lasergerät in Erwägung ziehen, weil dieses auch über einen längeren Zeitraum vom Strom getrennt werden kann. "Tinte würde in solch einem Fall eintrocknen", erklärt er.
Lieferfähigkeit weitgehend sichergestellt
Für Helge Alter von HP steht weniger die Drucktechnologie sondern eher das Supplies-Konzept im Vordergrund: "Viele Nutzer entscheiden sich aktuell für Drucker mit großen Tintentanks, die selbst nachgefüllt werden können", sagt er. Mit "Neverstop" habe man auch das entsprechende Laser-Pendant im Angebot. Zudem verweist Alter auf Modelle, bei denen Verbrauchsmaterial automatisch geliefert wird, wenn es zuneige geht.
Das kann Vorteile haben, denn in Corona-Zeiten können Lieferketten gestört sein und kurzfristig Lieferengpässe auftreten. So deckten sich Distributoren und Händler zu Beginn der Krise mit besonders nachgefragten Tinten- und Tonerkartuschen ein. "Toner ist gewiss nicht das neue Klopapier, aber einen gewissen Hamstereffekt konnten wir zu Beginn der Krise beim Verbrauchsmaterial auch feststellen", bestätigt Brother-Manager Schilling. Aktuell könne man den Hardwarebedarf sehr gut decken. Jedoch ist es sehr schwer abzuschätzen, welche Entwicklungen es in den nächsten Wochen gibt. "Aktuell ist die Nachfrage nach Druckern für den Home-Office-Bedarf angewachsen", berichtet HP-Druckerexperte Alter. Die Liefersituation habe sich mittlerweile aber wieder stabilisiert.
Insgesamt, so versichern die Druckerhersteller unisono, sei die Verfügbarkeit von Druckern und Verbrauchsmaterial weitgehend sichergestellt. "Wir stellen unsere Produkte an vielen Standorten der Erde her und unterhalten in Europa ein großes lokal Lager", schildert Michael Rabbe von Epson die Lage. Auch bei Canon hat man die Supply Chain der aktuellen Situation "bestmöglich" angepasst. "Es kann an vielen Stellen trotz Verfügbarkeit zu Verzögerungen kommen, weil beispielsweise plötzliche Probleme bei Zulieferern, Grenzkontrollen oder Krankenstände unvorhersehbare Faktoren darstellen", gibt Canon-Marketingchef Bischoff zu bedenken.
Der Channel ist also noch lange nicht über den Berg und die Lieferketten bleiben fragil. Und nach der Krise wird die Arbeitswelt mobiler, flexibler und digitaler sein. Auch die Druckerindustrie wird sich darauf einstellen müssen.