Für gewöhnlich sitzen Aufsichtsräte auf sicheren Stühlen. Nicht so bei dem Starnberger Unternehmensaufkäufer Arques AG: Bei diesem feuerten die Aktionäre den Aufsichtsrat mit einer Ausnahme. Nun muss ein Gericht den neuen Aufsichtsrat bestimmen.
Bei der gestrigen ganztägigen Hauptversammlung wurde nur der Münchner Anwalt Rudolf Falter wiedergewählt. Dagegen wurde, neben vier weiteren Aufsichtsräten, auch der seit 2006 amtierende Aufsichtsratschef Georg Obermeier gefeuert. Der ehemalige Chef des Viag-Konzerns, bestens vertraut mit den ehemaligen Arques-Vorständen Martin Vorderwülbecke, Markus Zöllner, Michael Schumann, Peter Löw und Dirk Markus, bekam die meisten Gegenstimmen, obwohl die Aktionäre für die Entlastung des Aussichtsrates und des Vorstandes gestimmt hatten.
Hauptgrund war die "katastrophale Situation", so ein Aktionärsvertreter, der Starnberger. Diese besitzt nach dem Verkauf des Distributors Actebis vor zwei Tagen keine Firma mehr, deren operatives Ergebnis im Jahr 2008 positiv ist und also als Gewinn bringender Verkaufskandidat in Frage käme. Als weiteren Grund für ihr Misstrauen führten die Aktionäre den Konzernverlust 2008 von 130 Millionen Euro an sowie die extrem schwache Kurs-Entwicklung.
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Zudem befürchten die Aktionäre, Arques könnte sich überhaupt nicht mehr erholen. So bezeichnete ein Aktionär auf der Hauptversammlung Arques als "strukturelle Missgeburt", ein anderer fragte, ob es eine weitere Hauptversammlung noch geben werde.
Arques muss nicht nur hohe Schulden bedienen und eine von der EU-Kommission verfügte Buße in Höhe von 13,3 Millionen Euro zahlen, sondern hat auch offene Rechnungen bei dem ehemaligen Actebis-Eigner Otto sowie Siemens, dem ehemaligen Gigaset-Besitzer. Gigaset, Anbieter von schnurlosen Telefonen, stellt derzeit die größte Firmenbeteiligung von Arques dar.
Mit beiden Firmen verhandelt Arques über Zahlungsziele und ob es vereinbarte Raten überhaupt zahlt, nach. (wl)