Sicher, Apple kann sich auf die Strahlkraft der Marke verlassen, ebenso wie die Bereitschaft der Fans, für Produkte mit dem angebissenen Apfel im Logo mehr zu bezahlen. Aber die Preisspanne lässt den Rivalen immer noch viel Platz, einen Platz auf dem stark wachsenden Markt zu finden. Nach der Ankündigung des Preises in San Jose sackte deshalb auch der Kurs der Apple-Aktie in New York deutlich ab. Die Börsianer hatten wohl auf eine aggressivere Preisstrategie von Apple gehofft.
Zugleich lässt sich schwer mit dem Argument des amerikanischen IT-Journalisten Dan Frommer streiten: "Apple wird alle seine Mini-iPads im Weihnachtsgeschäft loswerden, egal ob sie 329 oder 200 Dollar kosten, oder wie viel auch immer." Warum sollte der Konzern also auf das Geld verzichten?
Das Dilemma von Apple-Chef Tim Cook ist verständlich: Ein iPad mini muss so günstig sein, dass es den Rivalen Käufer abjagen kann - aber zugleich nicht so billig, dass die Apple-Fans dafür massenweise auf den Kauf eines größeren iPad-Modells verzichten. Einige Analysten schätzten schon im Vorfeld, dass rund 15 Prozent potenzieller iPad-Käufer eher zur Mini-Version greifen könnten. Die Spaßvögel vom US-Kanal Comedy Central haben jedenfalls ein Kauf-Argument bereits parat: "Das coolste Feature des iPad mini ist die Möglichkeit, sich für einen Riesen auszugeben, der ein iPad in Normalgröße nutzt", twitterten sie.
Cook startete in die Präsentation mit einem Video vom ersten Verkaufstag des neuen iPhone mit vielen glücklichen Käufern - unter anderem auch in Hamburg. Es könnte eine Antwort auf die jüngsten Werbeclips von Samsung gewesen sein, in denen die Wartenden in denen langen Schlangen vor den Apple-Läden verspottet wurden. Der Kampf in der Branche wird mit harten Bandagen geführt. Apple bekräftigte mit dem Neuheiten-Feuerwerk am Dienstag, dass es den Rivalen keinen Vorsprung gewähren und dabei nach wie vor viele Milliarden verdienen will.
In einem klaren Gegenentwurf zu Apple setzt Microsoft darauf, dass sich viele Millionen PC-Anwender von der Perspektive begeistern lassen, dass mit Windows 8 Produktivitäts-Tools wie Office nicht mehr nur auf herkömmlichen Personal Computern verfügbar sind. Mit dem eigenen Tablet-Computer Surface will der Softwareriese außerdem seinen Hardware-Partnern beweisen, dass nicht nur Apple coole Geräte bauen kann. Die Verbraucher haben im Vorweihnachtsgeschäft jedenfalls eine große Auswahl wie noch nie. (dpa/rw)