Sprachsteuerung: Das iPhone hört auf Kommando
Neben Hardware-Verbesserungen bietet das iPhone 3G S auch softwareseitig ein paar Verbesserungen: Neu ist beispielsweise die Sprachsteuerung. Sie ermöglicht es, Kontakte anzurufen oder den iPod zu bedienen. Aktiviert wird sie, indem der Nutzer länger den Home-Button unten in der Mitte des iPhones gedrückt hält. Nach gut drei Sekunden kann der Anwender seinen Befehl sprechen. Dabei versteht das iPhone 3G S frei gesprochene Befehle und ist nicht auf eine bestimmte Wortkombination fixiert. Hilfestellung zu den Befehlen gibt der Bildschirm, auf dem mögliche Befehle als Laufschrift vorüberziehen. Schön gelöst.
Um einen Kontakt anzurufen, sollte der Nutzer beispielsweise "Sabine Meyer anrufen" sagen. Nennt der Anwender nur den Vornamen, fragt das Handy nach, wenn es mehrere Kontakte mit demselben Vornamen gibt. Sind zum Teilnehmer mehrere Telefonnummern gespeichert, fragt das Handy ebenfalls nach, ob es auf dem Handy, zuhause oder im Büro anrufen soll.
Auch wenn die automatische Stimme noch sehr blechern und automatenhaft klingt, funktionierte die Spracherkennung im Test sehr gut. Trainieren lässt sich die Sprachsteuerung allerdings nicht. Es ist eher anders herum: Wenn die Spracherkennung anfangs hakt, passt sich der Anwender mit seiner Aussprache den Hörgewohnheiten des Sprachcomputers an.
Probleme mit der Spracherkennung gibt es bei gleich klingenden Namen mit unterschiedlicher Schreibweise. So haben wir zum Testen im Telefonbuch eine Sabine Meyer und eine Sabine Mair angelegt. Bei Nutzung der Sprachbefehle erkennt das System aber nur Frau Meyer als passenden Kontakt. Frau Mair hat das System gar nicht vorgeschlagen.
Haben wir zusätzlich noch eine Sabine Maier hinzugefügt, hat die Sprachsoftware zwar mehrere gleiche Namen identifiziert. Zu spezifizieren, welche Maier/Meyer denn gemeint sei, gelingt dennoch nur zum Teil. Während das System den Zuruf "Maier mit A und I interpretieren kann und die richtige Nummer wählt, versagt die Technik bei "Meyer mit E und Y".
Auch der iPod im iPhone bzw. im iPod Touch lässt sich per Sprache steuern. Der Nutzer muss dazu jedoch immer das Schlagwort "Band" oder "Sänger" erwähnen, sonst kann die Spracherkennung die Anwendung nicht dem iPod zuordnen und den Befehl ausführen. Er kann aber auch den Titel eines Liedes in das Mikrofon sprechen, binnen einer Sekunde spielt der Musikplayer das Lied ab - sofern er es denn erkannt hat.
Die Trefferquote bei den Sprachbefehlen für den iPod war im Test nicht berauschend. Gerade englische Sänger und Songtitel identifiziert die Software oft nicht. Und mit einzelnen Buchstaben wie bei der Popgruppe INXS kann sie auch nichts anfangen. Manchmal spielt die Spracherkennung auch sehr willkürlich Titel ab: Aus dem Song "Don't speak" wird dann schon mal der Titel "Don't cry".
Kamera, Google Maps oder iTunes haben sich in unserem Test per Sprachbefehl nicht öffnen lassen. Und auch auf die Frage "Wie viel Uhr ist es?" fällt der Spracherkennung keine Antwort ein. Hier gibt es also noch Verbesserungspotenzial.
Hilfen für hör- und sehgeschädtigte Nutzer
Unter "Einstellungen / Allgemein / Bedienhilfen" kann der Nutzer verschiedene Änderungen vornehmen: Aktiviert er "Voice over", liest eine Automatenstimme alle Icons vor. Schön ist auch die Zoom-Funktion, die die Schrift vergrößert. Auch die Tastatur lässt sich damit vergrößern. Um alle Buchstaben zu sehen, muss der Nutzer sie allerdings verschieben, was den Tippkomfort wieder einschränkt.
Außerdem lässt sich das Handy in einen Weiß-auf-Schwarz-Modus versetzen. Auf dem Startbildschirm erscheinen dann alle Icons auf weißem Hintergrund. Auch wenn das höchst ungewohnt aussieht, ist die Schrift in der Tat besser zu lesen. Personen, die unter Hörverlust leiden, können die Funktion "Mono Audio" nutzen, um den linken und rechten Audiokanal zu kombinieren.
Das iPhone als Modem fürs Notebook
Apple hat nun dafür gesorgt, dass sich das iPhone per Tethering als Modem nutzen lässt. Wenn das Notebook kein integriertes Modem hat und WLAN gerade nicht zur Verfügung steht, springt das iPhone als Datenbrücke ein, so dass der Nutzer im Internet surfen kann. Dazu muss der Anwender Tethering auf dem iPhone aktivieren und das Handy per USB-Kabel oder Bluetooth an seinen Laptop anschließen. Hat er iTunes auf seinem Notebook oder Laptop installiert, kann er lossurfen. Die Verbindung läuft recht stabil. Kleiner Haken: In Deutschland ist die Funktion noch nicht freigeschaltet. T-Mobile will diesen Service nur gegen extra Gebühr erlauben und erst in Kürze anbieten.
Weitere Verbesserungen: Der Nutzer kann sich in Zukunft Filme und TV-Serien direkt auf sein iPhone laden, er spart sich dabei den Umweg über den PC. Per Stream kann er sich die Filmvorschau ansehen. Dafür sollte der Nutzer aber darauf achten, dass die Internet-Verbindung mindestens über HSDPA-Geschwindigkeit läuft. Das iPhone 3G S unterstützt jetzt bis zu 7,2 MBit/s. EDGE reicht für eine flüssige Darstellung der Filme nicht aus.
Besorgte Eltern, die ihrem Kind ein iPhone schenken, können über "Einstellungen / Einschränkungen" übrigens verschiedene Funktionen passwortgeschützt sperren. So besteht zum Beispiel die Möglichkeit, den Download von Filmen zu verhindern, Software-Installationen zu verbieten oder den Browser zu deaktivieren.
Das Datenbackup-Programm Mobile me bietet nun die Funktion "Find my iPhone". Damit hat der Nutzer die Möglichkeit, dass eigne iPhone auf einer Karte zu orten und ihm eine Nachricht zu senden. Ein potenzieller Finder des iPhones erfährt so, wem das Gerät gehört und kann eine Rückgabe vereinbaren. Alternativ zur Nachricht lässt sich auch ein Klingelton abspielen und zwar auch dann, wenn sich das iPhone sich im "Stumm"-Modus befindet. Wurde das iPhone gestohlen, können über die Funktion "Remote Wipe" alle Daten auf dem Gerät von der Ferne aus gelöscht werden. Das braucht allerdings seine Zeit, da der gesamte Speicher überschrieben wird.
iPhone OS 3.0 mit vielen kleinen Verbesserungen
Das iPhone 3G S wird mit dem Betriebssystem iPhone OS 3.0 ausgeliefert. Die neue Fassung bietet lange vermisste Funktionen, wie "Cut, Copy & Paste", MMS und eine virtuelle Querformat-Tastatur. Während die QWERTZ-Tastatur im Querformat eine wahre Bereicherung darstellt, weil die Buchstaben sehr luftig angeordnet sind und ein Vertippen damit kaum mehr möglich ist, ist die Handhabung von Cut, Copy & Paste gewöhnungsbedürftig. Der Nutzer kann einen Text markieren, indem er länger auf einen Buchstaben drückt und den Finger dann nach oben schiebt. Es erscheint die Auswahl "Auswählen", "alles" oder "Einsetzen". Wird "alles" angetippt, kommt als nächstes wieder die Auswahl "Ausschneiden", "Kopieren" oder "Einsetzen". Mit dem Finger tippt der Nutzer an, was getan werden soll.
Die Software führt den Befehl zuverlässig aus - auch aus einer Funktion heraus in eine andere. So lässt sich beispielsweise ein SMS-Text komplett kopieren und als Notiz zu einem Kontakt ablegen oder ein Textauszug einer Webseite in eine E-Mail packen. Der Wechsel in die andere Anwendung ist allerdings schleppend und kostet Zeit, da sich der Nutzer erst über den Home-Button auf die Startseite und von dort in die neue Anwendung klicken muss. Würde das Handy Multitasking unterstützen, könnte der Nutzer direkt in die offene andere Anwendung springen und den Text kopieren.
Fazit
Das hübsche Design und die einfache Bedienung über den sensiblen Touchscreen sind geblieben. Die kleinen Verbesserungen bei Kamera, Schnelligkeit und Software, die Apple beim iPhone 3G S vorgenommen hat, sind durchdacht und machen das iPhone noch einen Tick besser. Vor allem die Kamera lässt sich prima bedienen. Die Fotoqualität könnte aber besser sein. Der digitale Kompass ist eine prima Hilfe im Alltag und funktioniert einwandfrei. Die Sprachwahl hat noch ein paar Verständigungsprobleme, zählt vom Konzept her aber zu den besten auf dem Handymarkt. Insgesamt ist Apple also weiter auf dem richtigen Weg. Das iPhone 3G S ist damit auf jeden Fall ein Kauftipp.