Installation notwendig: Anonymität durch Zusatzprogramme
Wer nicht darauf angewiesen ist, nur mit dem Browser auf bestehende Web-Proxys zuzugreifen, kann sich entsprechende Lösungen auf seinem PC installieren. Hier stehen sowohl Standalone-Lösungen als auch Plugins für den Browser zur Verfügung, wobei die meisten dieser Browser-Ergänzung für Mozilla Firefox angeboten werden.
Zu den bekanntesten Entwicklungen, die mit einem eigenen Client auf dem PC arbeiten, gehört das Projekt AN.ON, das vielen unter dem Namen JAP (oder JonDo) bekannt ist. Während es sich bei JAP um das kommerzielle JonDonym-Anonymous-Proxy-Programm handelt, das gegen Bezahlung sehr sichere, mehrstufige Web-Proxy-Verbindungen anbietet, wird das Projekt AN.ON weiter kostenlos betrieben.
Vorteile beim Einsatz von AN.ON und JAP (JonDO):
Ausführlich dokumentierte deutschsprachige Lösungen mit sehr vielen interaktiven Hilfestellungen;
Neben den Assistenten erlauben Zusatzlösungen wie JonDoFox (ein Konfigurations-Tool, das den Firefox-Browser für die Anonymisierung einstellt) auch unerfahrenen Anwendern, sich sicher und weit gehend anonym im Internet zu bewegen;
Die Nutzung von Tor Onion-Router wird unterstützt, so dass der Anwender noch mehr Auswahlmöglichkeit hat.
Nachteil beim Einsatz dieser Lösung: Wer JAP/AN.ON nutzen will, muss Java auf seinem Rechner installieren. Leider macht diese Software nicht nur durch mangelnde Geschwindigkeit, sondern gerade durch immer wieder auftauchende schwere Sicherheitslücken von sich reden. So raten vielen Security-Experten mittlerweile dazu, Java komplett vom System zu entfernen, wenn es nicht zwingend benötigt wird…
Fazit: JAP ist sowohl in der freien als auch der kommerziellen Variante gelungen. Die Lösung ist schnell und einfach zu installieren und durch die vielen Hilfestellungen für fast jeden Anwender einzusetzen. Der Wermutstropfen ist und bleibt die Verwendung von Java.
Der "Klassiker": das Tor-Projekt
Ebenso wie das JAP/AN.ON-Projekt arbeitet auch das Tor-Projekt als Multi-Level-Lösung für die Anonymisierung. Dabei kann nicht nur die Herkunft des HTTP-Verkehrs verborgen werden, sondern auch die damit verbundenen TCP-Aktionen. So werden Anonymisierung und Sicherheit deutlich verbessert. Bei Tor handelt es sich im Ursprung um ein militärisches Projekt, das zunächst als "Onion Routing-Projekt" des US Naval Research Laboratory für die US-Marine entwickelt und eingesetzt wurde. Heute bietet das offene Netzwerk allen Menschen die Möglichkeit zur sicheren Internetkommunikation. Grundsätzlich arbeitet Tor mit einer großen Anzahl von Knotenrechnern, die voneinander unabhängig die Datenpakete bewegen. Auf der Web-Seite des Projekts finden sich ausführliche (englischsprachige) Erläuterungen zu diesem Prinzip.
Was bietet das Tor-Projekt dem Anwender?
Ein sehr sichere Lösung, um möglichst weitgehend anonymisiert zu surfen;
Ein freies, offenes Projekt, das stetig weiterentwickelt wird. Das Tor-Browser-Bundle steht sowohl für Windows-, als auch für Mac OS X und Linux bereit;
Durch die vielen verteilten "Onion Router" wird eine Nachverfolgung eines Nutzers nahezu unmöglich gemacht.
Was es früher recht aufwändig, die Tor-Software zu installieren und in den Betrieb zu nehmen, ist der Tor-Browser heute durch ein Installationsprogramm, das auch in deutscher Sprache bereitsteht, auch für weniger geübte Nutzer und unter erschwerten Bedingungen wie "Zwangs-Proxy-Server" recht einfach zu installieren.
Was spricht gegen den Einsatz der Tor-Lösung?
Die mehrfache Weiterverbindung und -verteilung auf viele Server im Netzwerk geht selbstverständlich mit Geschwindigkeitseinbußen einher;
Viele Anleitungen, Erläuterungen und Software-Hilfen sind in Englisch gehalten;
Der Anwender muss sich darauf verlassen, dass die Onion-Router sicher sind und nicht zur Datenspionage verwendet werden.
Fazit: Tor ist die Lösung für Anwender, deren Hauptaugenmerk auf so viel Anonymität wie nur irgendwie möglich liegt und die dafür auch Geschwindigkeitseinbußen in Kauf nehmen. Das Tor Vidalia Bundle erleichert Konfiguration und Einsatz der komplexen Lösung.
CyberGhost: Der VPN-Tunnel
Wir haben bereits im ersten Abschnitt dieses Beitrags die Firma CyberGhost vorgestellt, die unter anderem auch einen freien Proxy-Server im Web anbietet. Daneben stellt das Unternehmen auch die Möglichkeit zur Verfügung, mit Hilfe der Software ein VPN (Virtual Private Network) über seine Server aufzubauen und alle Internet-Verbindungen über diese Verbindung zu betreiben.
Welche Vorteile bietet CyberGhostVPN?
Eine (in der kleinsten Ausprägung) freie Software, bei der nicht nur das Surfen im Web anonymisiert wird, sondern auch Programme wie Skype über diesen Tunnel betrieben werden können;
Es kommen keine unbekannten Proxy-Server im Internet zum Einsatz, bei denen Zuverlässigkeit und Sicherheit zumeist nicht eingeschätzt werden können;
Anwendung, Hilfe und Web-Seite stehen in deutscher Sprache zur Verfügung.
Fazit: Die CyberGhost-Lösung verwendet das bekannte OpenVPN. Während OpenVPN jedoch ein gewisses Maß an Fachwissen erfordert, ist CyberGhost leicht und schnell installiert. Das System installiert vollkommen automatisch den TAP-Windows Adapter V9 als virtuelle Netzwerkkarte. Das klappte im Test auch unter Windows 10 Professional völlig problemlos. Die freie Variante der Software erlaubt 1 Gigabyte an Daten pro Monat, nimmt eine Zwangstrennung nach sechs Stunden vor und verwendet nur wenige Server des Anbieters. Bei entsprechend umfangreicheren kommerziellen Angeboten werden diese Beschränkungen aufgehoben. Allerdings gilt es natürlich, dem Anbieter dieser Lösung, dessen Firma in Bukarest residiert und ihre Server betreibt, voll zu vertrauen - schließlich laufen alle Daten über dessen Infrastruktur.