Konzern verweist auf hohe Investitionen

Amazons Europa-Unit zahlte 2021 erneut keine Steuern

René Resch ist als freier Mitarbeiter tätig. Seine Lieblingsthemen sind Social Media, Gaming und Tech-Trends
Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Trotz Rekordumsatz zahlte Amazons Europa-Unit zum zweiten Jahr in Folge keinerlei Steuern.
Amazon baut zwar das Geschäft in Europa deutlich aus, zahlt aber weiterhin keine Steuern. Ob das geschickt oder unverschämt ist, hängt vom Standpunkt der Beobachter ab.
Amazon baut zwar das Geschäft in Europa deutlich aus, zahlt aber weiterhin keine Steuern. Ob das geschickt oder unverschämt ist, hängt vom Standpunkt der Beobachter ab.
Foto: Jonathan Weiss/Shutterstock.com

Amazon EU Sàrl meldete im europäischen Einzelhandelsgeschäft im Jahr 2021 Verluste in Höhe von 1,16 Milliarden Euro. Das ermöglichte es dem Unternehmen, keinerlei Einkommenssteuer zu zahlen und sogar eine Steuergutschrifte in Höhe von einer Milliarde Euro zu erhaltenn, die auf zukünftige Gewinne angerechnet werde, wie Bloomberg berichtet.

Zeitgleich konnte "Amazon EU Sàrl", das in Luxemburg ansässig ist, im vergangenen Jahr einen Umsatz von 51,3 Milliarden Euro einfahren, ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Jahr 2020. Darunter fallen Einnahmen aus den E-Commerce-Aktivitäten des Unternehmens in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Schweden und den Niederlanden. Laut internen Dokumenten sind für den Verlust Ausgaben in Höhe von 37 Milliarden Euro für "Roh- und Betriebsstoffe" und 15 Milliarden Euro an "externen Ausgaben" verantwortlich.

Bereits im Jahr 2020 zahlte Amazon EU Sàrl keine Steuern. Damals berichtete The Guardian über den Vorgang. Auch da erwirtschaftete der Konzern Rekordumsätze von 44 Milliarden Euro, bekam aber Steuergutschriften in Höhe von rund 56 Millionen Euro für die Zukunft gewährt. Gerade während der Coronapandemie konnte der Versandriese massiv profitieren.

Damals erklärte ein Sprecher: "Wir investieren massiv in die Schaffung von Arbeitsplätzen und Infrastruktur in ganz Europa - mehr als 100 Milliarden Euro seit 2010. Die Körperschaftssteuer basiert auf den Gewinnen, nicht auf den Einnahmen, und im letzten Jahr hat Amazon EU Sarl einen Verlust gemacht, obwohl wir mehr als 50 neue Standorte in ganz Europa eröffnet und mehr als 65.000 anständig bezahlte Arbeitsplätze geschaffen haben, womit sich die Zahl unserer ständigen Mitarbeiter in Europa auf über 200.000 erhöht hat."

Amazon baut seine Infrastruktur tatsächlich aus. 2020 wurden acht neue Logistikstandorte mit etwa 3.000 Beschäftugten neu errichtet und im Herbst 2021 ein neues Logistikzentrum in Kaiserslautern eröffnet, wo 1.000 Menschen arbeiten werden und bereits im Sommer 2021 in Gera ein Logistikzentrum mit ebenso vielen Beschäftigten. Bis zum Jahresende 2022 sollen insgesamt rund 6.000 neue Stellen bei Amazon in Deutschland geschaffen werden. Allerdings sind die nicht überall willkommen: In Allersberg bei Nürnberg etwa wehrte sich eine Bürgerinitiative mit einer Unterschriftenaktion: Sie befürchtete, dass die erzielbare Gewerbesteuer in keinem Verhältnis zu dem erhöhten Verkehrsaufkommen stehen wird.

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