Der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon.com ist auch ein Champion bei Cloud-Diensten. Die erstmals veröffentlichten Zahlen zu den Services aus dem Netz enthüllten ein profitables Milliarden-Geschäft. Der Umsatz des Bereichs Amazon Web Services (AWS) schoss im ersten Quartal um fast die Hälfte auf 1,57 Milliarden Dollar hoch. Das Cloud-Geschäft verdient auch Geld, mit einem operativen Ergebnis von 265 Millionen Dollar. Amazon-Technikchef Werner Vogels, Mastermind hinter AWS, wurden gerade in seiner niederländischen Heimat vom Branchendienst "The Next Web" für sein Lebenswerk geehrt.
Die Aktie legte nachbörslich um fast sieben Prozent zu. Die Investoren wollten schon lange mehr Klarheit darüber, wie das kostspielige Cloud-Geschäft bei Amazon läuft. Jetzt wissen sie, dass die Sparte mindestens ähnlich groß ist wie bei den Konkurrenten Google und Microsoft - und vor allem, dass sie kein Verlustbringer ist. Beim Cloud-Geschäft werden Software und Daten direkt aus dem Internet bereitgestellt. Auf der Infrastruktur von Amazon setzen unter anderem viele Startups auf.
Insgesamt arbeitete Amazon im Quartal aber wieder mit Verlust. Es gab ein Minus von 57 Millionen Dollar nach einem Gewinn von 108 Millionen Dollar vor einem Jahr. Der Umsatz wuchs um 15 Prozent auf 22,72 Milliarden Dollar, wie Amazon nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte. Beides war am Markt in einer ähnlichen Größenordnung erwartet worden.
Amazon verwies auf den starken Dollar, der internationale Einnahmen bei der Umrechnung in die US-Währung niedriger erscheinen lässt. Demnach wäre der Umsatz ohne die negativen Währungseffekte um 22 Prozent gewachsen.
In dieser Situation sanken die Erlöse im Auslandsgeschäft um 1,7 Prozent auf 7,745 Milliarden Dollar und der operative Verlust fiel mit 76 Millionen Dollar mehr als doppelt so hoch aus wie vor einem Jahr. Im Heimatmarkt steigerte Amazon dagegen den Umsatz um fast ein Viertel auf 13,4 Milliarden Dollar, und der operative Gewinn war mit 517 Millionen Dollar um 78 Prozent höher.
Die Cloud-Sparte können die Investoren nun als potenziellen Verlustbringer ausschließen - das könnte aber auch ihre Aufmerksamkeit für andere Bereiche erhöhen. Denn Amazon schwankt traditionell zwischen kleinen Gewinnen und Verlusten. Bisher galten hohe Investitionen ins Cloud-Geschäft als einer der Gründe dafür. (dpa/tc)