AWS

Amazon Web Services im Porträt

Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

Die Architektur der AWS-Cloud

Eine Stärke von AWS ist die globale Cloud-Infrastruktur. Derzeit (Stand: September 2017) verfügt AWS weltweit über 44 Availability Zones in 16 Weltregionen, darunter eine mit drei Availability Zones in Frankfurt am Main, ebenfalls drei in Irland und zwei in London. Fünf weitere will der Cloud Service Provider 2017 etablieren, unter anderem in Frankreich, Schweden, China und Hongkong. Eine Availability Zone besteht aus Gründen der Ausfallsicherheit aus einem oder mehr Rechenzentren. Nutzer von AWS-Diensten können auch mehrere dieser Zonen nutzen und Daten zwischen ihnen replizieren. Dies erhöht die Redundanz für den Fall, dass AWS-Datacenter in einer Region ausfallen, etwa durch eine Naturkatastrophe.

Zudem bietet AWS mehr als 80 Points of Presence (PoP) an. Dort steht Nutzern von AWS-Diensten ein direkter Zugang zur Cloud-Infrastruktur des Unternehmens zur Verfügung. Diese PoPs können beispielsweise zusammen mit dem Content Delivery Service (CDN) CloudFront von AWS eingesetzt werden, um Inhalte (Content) wie "Streaming Media" (Videos) bereitzustellen oder den Zugriff auf Unternehmens-Web-Seiten zu beschleunigen. Hinzu kommen elf regionale "Edge Cache Locations", die für das Zwischenspeichern von Daten dienen, die über CloudFront übermittelt werden.

Die globale Infrastruktur macht AWS vor allem für Unternehmen interessant, die weltweit tätig sind. Die regionale Präsenz hat mehrere Vorteile. Ein technischer Aspekt ist, dass wegen der kürzeren Übertragungswege die Latenzzeiten geringer ausfallen. Das ist speziell für Echtzeit-Dienste relevant, etwa Datenbanken oder Workplaces, die in der Amazon-Cloud vorgehalten werden, sowie für CDN-Services.

Ein zweiter Faktor sind juristische Vorgaben, insbesondere Datenschutzbestimmungen. AWS hat nicht zuletzt deshalb im Oktober 2014 in Frankfurt am Main zwei Availability Zones eingerichtet, um Bedenken deutscher Unternehmen in puncto Datenschutz auszuräumen. Mittlerweile stehen am Standort Frankfurt drei Zonen zur Verfügung. Nach Angaben von AWS können Anwender festlegen, dass Daten ausschließlich in den deutschen Rechenzentren gespeichert und bearbeitet werden. Microsoft, der größte Mitbewerber von AWS, hat erst 2016 zwei Rechenzentren in Deutschland eröffnet. Allerdings ist Microsoft einen Schritt weiter gegangen: Zugriff auf Daten von Azure-Kunden hat mit T-Systems nur ein Treuhänder. Dies soll verhindern, dass sich US-Behörden Zugang zu solchen Informationen verschaffen. Denn amerikanische Unternehmen wie Microsoft, sind dazu verpflichtet, auf Anordnung von Gerichten oder Geheimdiensten solche Daten herauszugeben.

Auch Google, ein weiteres Schwergewicht im Bereich Cloud-basierte Infrastrukturservices, hat mittlerweile in Frankfurt am Main drei Verfügbarkeitszonen für seine Google Cloud Platform (GPC) eingerichtet.

Pluspunkt: Das breite IaaS- und PaaS-Angebot

Kaum zu übertreffen ist AWS derzeit in puncto Angebotsvielfalt. Anwender haben die Wahl zwischen mittlerweile fast 100 Cloud-Angeboten, hinzu kommen ergänzende Services. Die einstige Fokussierung auf Rechenleistung (Amazon EC2), Speicher-Dienste wie den objektorientierten Storage-Service Amazon S3 und Netzwerkservices ist einer breiten Palette von IaaS- und PaaS-Diensten gewichen. Dazu zählen Services wie Elastic Beanstalk für die Implementierung von Web-Applikationen, die Unterstützung von Container-Technologien (EC2 Container) sowie Datenbank-Dienste wie DynamoDB (NoSQL) und der Amazon Relational Database Service (RDS) für MySQL, Oracle-Datenbanken, SQL Server und PostgreSQL.

Mit Aurora stellt AWS zudem eine MySQL- und PostgreSQL-kompatible relationale Datenbank-Engine bereit. Nach Angaben von Amazon verknüpft sie die Geschwindigkeit und Verfügbarkeit einer kommerziellen Datenbank mit der Wirtschaftlichkeit einer Open-Source-Lösung. Zu den Nutzern von Aurora zählt die Bayer Crop Science AG. "Ein Großteil unserer Logiken steckt in Postgres-Datenbanken, die wir als RDS-Service nutzen", sagt Dr. Thomas Schilling, Head of IT Digital Farming bei dem Unternehmen. "Die Aurora-Plattform wird hier einen Performance-Gewinn bringen und uns eine aufwändige Migration zu No-SQL-Datenbanken ersparen."

AWS ist nach Einschätzung der Marktforscher von Forrester der weltweit führende Anbieter von Database-as-a-Service-Diensten.
AWS ist nach Einschätzung der Marktforscher von Forrester der weltweit führende Anbieter von Database-as-a-Service-Diensten.
Foto: Forrester

Ebenso wie die Cloud-Angebote von Microsoft Azure und die IBM-PaaS-Plattform Bluemix greift AWS auf das Konzept der Microservices zurück. Beispiele sind Amazon S3, Amazon Simple Notification Service (SNS), Amazon Elastic Block Storage (ELB), AWS X-Ray für das Debuggen von Applikationen und die Data-Warehouse-Lösung Amazon Redshift. Aus solchen Mikrodiensten können Nutzer in Kombination mit anderen Cloud-Services modulare Applikationen zusammenstellen. Der Ansatz hat den Vorteil, dass jedes Modul separat erweitert und angepasst werden kann, ohne dass die komplette Anwendung in ihrer Funktion beeinträchtigt wird. Allerdings erhöht sich durch diese Architektur die Komplexität.

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