Amazon geht gerichtlich gegen zwei Unternehmen vor, die denen der Konzern vorwirft, gegen Bezahlung Fake-Bewertungen zu Anbietern auf Amazon abgeben zu haben. Dabei handelt es sich um die international tätigen Agenturen AppSally und Rebatest, wie Spiegel Online berichtet. Amazon will unter anderem eine gerichtliche Unterlassungsverfügung, die Offenlegung der Auftraggeber, um diese Händler abstrafen zu können, und Schadenersatzforderungen erreichen.
AppSally ist nicht nur auf der Amazon-Plattform unterwegs, sondern versorgt laut Spiegel-Bericht auch Ebay und Etsy mit Fake-Bewertungen, die Käufer in die Irre führen können. Amazon hat gegen beide Unternehmen sowohl in den USA als auch in Deutschland Klagen eingereicht.
Das Geschäft läuft demnach so: Ein Händler, der seine Produkte auf Amazon anbietet, kauft bei AppSally und/oder Rebatest positive Bewertungen ein und verschickt seine zu „bewertenden“ Produkte kostenlos an die angeblichen Tester, die AppSally und/oder Rebatest vermitteln. Das zugeschickte Produkt darf der Fake-Tester behalten, es ist sozusagen der „Tester-Lohn“. Manchmal gibt es auch Geld, wie CNBC ergänzt.
Obendrein täuschen die Händler so einen verifizierten Kauf vor, der dem Verkäufer besondere Glaubwürdigkeit verleiht. AppSally würde sogar dazu raten, leere Paket via Amazon zu verschicken, um so Verkäufe für den Händler vorzutäuschen. Auf der Webseite von AppSally (diese war bei Redaktionsschluss nicht erreichbar) kann man verifizierte Bewertungen zu Preisen ab 25 Dollar kaufen. Laut Amazon haben AppSally und Rebatest zusammen über 900.000 Fake-Tester.
Fake-Bewertungen sind ein enormes Problem bei Amazon
Amazon versucht mit KI und über 10.000 Mitarbeitern Fake-Bewertungen aufzuspüren. So soll die KI typische Formulierungen von Fake-Bewertern erkennen können. Bewertungen, die solche Sätze enthalten, würden dann automatisch gelöscht. Amazon durchsucht sogar Facebook-Gruppen und Telegram-Gruppen nach Fake-Testern und meldet solche Fake-Tester-Gruppen an die Betreiber, damit diese die Gruppen schließen.
Einer Stude von Fakespot zufolge waren von März bis September 2020 mehr als 42 Prozent aller bei Amazon veröffentlichten Bewertungen Fake-Rezensionen. Deshalb hatten nicht nur Verbraucherschützer, sondern auch das Bundeskartellamt schon 2020 gefordert, dass Portale wie Amazon mehr gegen Fake-Bewertungen unternehmen müssen.
In Deutschland hatte Amazon laut dem Spiegel-Bericht bereits vor einiger Zeit das ähnlich wie AppSally arbeitende Unternehmen AMZ Tigers und dessen Webseite testerjob.net ins Visier genommen und ein Bußgeld gegen AMZ Tigers erwirkt. Berichten zufolge wendet Amazon im Jahr inzwischen 700 Millionen Dollar auf, um Fake-Bewertungen zu identifizieren und zu löschen. Dabei finde Amazon im Jahr rund 200 Millionen Fake-Bewertungen. Auch rechtlich geht das Unternehmen nicht zum ersten Mal gegen Verkäufer von Fake-Bewertungen vor. Allein in Deutschland sollen in den vergangenen dreieinhalb Jahren über 30 Prozesse geführt worden ein.