Akcent-Kongress: Unterstützung, ja - aber ohne Eigeninitiative geht es nicht

15.05.2003
Das Schwerpunktthema des 7. IT-Fachhandelskongresses der Akcent Computerpartner Deutschland AG lautete in diesem Jahr "IT-Markt in der Zange?". Wie Fachhändler in diese Zange hineingeraten, wer überhaupt diese Zange in der Hand hält und wie sich jeder Einzelne davon befreien kann, war in 29 Fachvorträgen zu hören.

Wie sich der Fachhändler durch die derzeitige Wirtschaftssituation manövrieren kann und welche Vorkehrungen er für Basel II treffen muss, waren Themen, die nicht nur innerhalb der Vortragssäle des Akcent-Fachhandelskongresses in Berlin besprochen wurden.

Um die Akcent-Partner auf dieses Thema einzustimmen, gab Frank Garrelts, CEO der Akcent AG, in seiner Eröffnungsrede auch gleich seine Prognose bekannt: "Ich persönlich prognostiziere für das Jahr 2003 über 50.000 Unternehmenspleiten." Um seine Zuhörer allerdings nicht gleich am Anfang des Kongresses zu schockieren, ergänzte er diese Aussage mit reißerischen Parolen, wie: "Uns tut die Zange nicht weh - anderen hat sie wehgetan", oder "Wir wollen die Erfolge gemeinsam genießen und während dieses Kongresses die Zange vergessen."

Akcent plant weitere positive Entwicklung

Dass diese Zange im vergangenen Jahr etwa 40 ehemaligen Akcent-Partnern den Kopf abgezwickt hatte, wussten sicher nicht viele der rund 330 Kongressteilnehmer. "Das hat sich aber schon vor ihrem Eintritt bei der Akcent AG abgezeichnet", behauptet Garrelts gegenüber ComputerPartner.

Seine Pläne für die Akcent AG sind dennoch positiv. 150 neue Mitglieder will die Fachhandelskooperation in diesem Jahr gewinnen. Im vergangenen Jahr verzeichnete Akcent 168 Austritte (inklusive Insolvenzen) und 132 Neueinsteiger. Zum Jahresende zählte Akcent 835 Mitglieder. Den zentralregulierten Umsatz will die Fachhandelskooperation von 192 Millionen Euro in 2002 auf 210 Millionen Euro im laufenden Jahr erhöhen. Das Jahr 2003 will die Akcent AG, genauso wie das vorige Jahr, mit Ertrag abschließen. "Außerdem haben wir eine Ei-genkapitalquote von 66 Prozent und so viele Rücklagen, dass wir ein Jahr problemlos überstehen könnten", ergänzt der Akcent-Chef. Dass auch viele der Partner das laufende Jahr überstehen, ist sich Garrelts ziemlich sicher. "Über 50 Prozent der Akzent-Partner haben Umsatzzuwächse in den ersten Monaten dieses Jahres vorzuweisen. Und diejenigen, bei denen es noch nicht ganz so geklappt hat, ziehen wir auch noch mit", lässt er in seinem Vortrag verlauten.

Einen guten Übergang zu einem der Hauptthemen des Kongresses lieferte auch einer der prominenten Referenten. "Wie sind wir zu unserer heutigen Position gekommen?", fragt Gerhard Schulz, Sprecher der Geschäftsführung der Ingram Micro Distribution GmbH. "Es sind nicht nur die Dinge die man getan hat, wie Logistik und gute Telefonbetreuung, sondern auch die Dinge, die man unterlassen hat", weist er auf den derzeit in der Branche wachsenden Überaktionismus hin. Ingram Micro habe es vermieden, in den vergangenen Jahren Mitarbeiter zu entlassen oder Entscheidungen zu treffen, die den Fachhandel vor vollendete Tatsachen stellen würden, so Schulz weiter.

Wer hält die Zange in der Hand?

Nach der Eröffnung hatten die Kongressteilnehmer die Qual der Wahl. Entweder sie suchten das Gespräch mit einem der 39 Aussteller, oder sie hangelten sich durch das ganztägige Vortragsprogramm. "Es ist nur schade, dass immer drei Vorträge gleichzeitig laufen, da sehr viele Themen interessant sind", bemängelte ein Fachhändler. Die Besucherzahl der einzelnen Vorträge variierte sehr stark. Die Commerzbank, zusammen mit der FSF Finance GmbH, musste noch Stühle dazustellen, und einige Zuhörer standen dicht gedrängt an der Wand. Thema des Vortrages: "Rating! Herausforderungen oder Probleme für den Mittelstand?" (siehe Kasten). An einem Beispiel wurde das Rating eines Mittelstandsunternehmens gemeinsam mit den Zuhörern durchexerziert. Die Banker gaben Tipps, wie man das eigene Ergebnis eines Ratings verbessern kann, und zeigten alternative Finanzierungsmöglichkeiten auf.

Ebenfalls gut besucht war der Vortrag "IT-Markt in der Zange? Wer hält die Zange?" Bob Snyder vom Distribution Channel zeigte auf, dass, angefangen von Bill Gates über Microsoft, Dell und IBM, bis hin zu den jeweiligen Regierungen, sämtliche Institutionen Teil dieser IT-Zange sind. Das Fazit des Referenten: Die Welt habe sich geändert und mit ihr die Industrie und die Technologien. Auch der IT-Fachhandel müsse sich diesen Veränderungen anpassen.

Neben den überwiegend gut besuchten Vorträgen suchten viele Akcent-Partner auch das Gespräch mit den Ausstellern und vor allem untereinander. "Ich nutze hier die Gelegenheit, mich mit den Partnern auszutauschen und alte Kontakte wieder aufzufrischen", sagt Erwin Biedersberger, Geschäftsführer der Biedersberger Bürotechnik GmbH. Ein anderer Teilnehmer, der mit seiner Ehefrau nach Berlin gereist war, sieht am Nebentisch einen Kollegen. Er habe sich nach mehreren Gesprächen mit Akcent, gemeinsam mit sechs anderen Partnern, selbst an einer Ausschreibung beteiligt und auch gewonnen. "Wir würden uns allerdings wünschen, dass sich Akcent-Kooperation an übergreifenden Ausschreibungen beteiligt. Da traut sich die Organisation noch nicht ran", bemängelt er. Von solchen Kooperationen einzelner Akcent-Partner untereinander weiß auch Frank Garrelts. "Gemeinsame Bietergemeinschaften gibt es schon", sagte er gegenüber ComputerPartner. Schade nur, dass solche Aktionen nicht unter dem Dach und der Führung der Fachhandelskooperation vonstatten gehen.

www.akcent.de

ComputerPartner-Meinung

Das Thema des Akcent-Fachhandelskongresses konnte besser nicht gewählt werden. Es ist der Fachhandelskooperation Akcent bestimmt gelungen, vielen Händlern, die sich derzeit in einem luftleeren Raum fühlen, wieder Boden unter den Füßen zu vermitteln. Dennoch ist es wichtig, dass sich jeder IT-Händler "sein Konzept" für seine eigene Situation erarbeitet und es durchzieht. Denn auch eine Kooperation kann nur beratend zur Seite stehen. (bw)

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