Quantenkryptografie im Kommen
Das Problem war bislang die Distanz, über die mit der Quantenkryptografie Informationen übermittelt werden können, wie Marquardt erklärt. Es gibt zwar schon Firmen, die Quantenkommunikation über Glasfaserkabel anbieten. Doch nach rund 100 Kilometern wird das Signal so schlecht, das es verstärkt werden müsste. Nur funktioniert das bei Quanten nicht. Aber man kann einen Umweg durch möglichst störfreien Raum machen, dem All.
"Da gibt es zwar auch Absorption in der Atmosphäre", sagt Physiker Marquardt. "Aber die ist nur zehn Kilometer dick. Danach kommt ein Vakuum." Das machten sich die Forscher zunutze: Sie haben den Kommunikationssatelliten Alphasat I-XL Laserstrahlen im Infrarotbereich zu einer 38 000 Kilometer entfernten Messstation auf der Ferieninsel Teneriffa schicken lassen.
Mit der Firma Tesat-Spacecom aus Backnang (Region Stuttgart) und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt analysierten Marquardt und sein Team dann die Lichtquanten des Laserstrahls - und erzeugen damit den Code, mit dem man eine verschlüsselte Nachricht lesen kann.
Marquardt macht deutlich, dass Alphasat I-XL ursprünglich gar nicht für die Quantenkommunikation vorgesehen war. Dass sie die Tests durchführen konnten, verdanken die Forscher gewissermaßen dem Zufall: Ein Kollege sei vom MPI zu Tesat-Spacecom, einem Anbieter für lasergestützte Satellitenkommunikation, gewechselt. Er habe bemerkt, dass die dortige Technik zu Laborversuchen des MPI passe. "Wir können also vorhandene Systeme nutzen", sagt Marquardt. Nun gehe es darum, Quantenkryptografie mit Satelliten bezahlbar zu machen.
In fünf bis zehn Jahren könnte ein ganzer Schwarm an Satelliten auf Quantenbasis kommunizieren - sowohl untereinander als auch mit Basisstationen. Eine wichtige Grundlage dafür bei all den heiklen Fragen rund um den Datenschutz: "Dem Betreiber des Satelliten muss man vertrauen." (dpa/rw)