Forrester: "BYOD spart kein Geld"
Anders als in den USA bereite BYOD europäischen Unternehmen viele Kopfschmerzen, schreibt Dransfeld in einer Studie mit dem bezeichnenden Titel "Demystifying BYOD in Europe". "Die schlechte Nachricht ist, dass - anders als gemeinhin angenommen - BYOD-Programme Herausforderungen darstellen und wahrscheinlich kein Geld sparen", so der Analyst weiter. "Die gute Nachricht ist, dass es alternative Optionen für diejenigen gibt, die investieren und Mobility proaktiv vorantreiben wollen."
Durchaus scharfe Worte also, zu denen sich im Lichte eines Beitrags im Forrester-Blog eine Henne-Ei-Frage stellt. Denn Forrester stimmt den Grabgesang auf BYOD an, nachdem offenbar die europäischen Anwender selbst den Sarg gebaut und auch gleich die Erde darauf gekippt haben. "Das Geschäftsklima in Europa begünstigt einen BYOD-Einsatz nicht", so Dransfeld. Die Gründe dafür seien vielfältig: zu befürchtende Kostenexplosionen beim Roaming, Regulierungen im Arbeitsmarkt, Datenschutzgesetze, Steuern, nicht zuletzt Bedenken, den Mitarbeitern die Verantwortung für die Security zu überantworten.
BYOD-Strategien sind die Ausnahme
Dass alles das auch eine strategische Komponente und damit eine Verbindung zum Robert Half-Befund in den USA hat, zeigt folgendes Urteil von Forrester Research: "BYOD passiert in Europa zufällig." Es gebe im Grund lediglich den Druck der Mitarbeiter, die mit ihren eigenen Geräten arbeiten wollten. "Offizielle BYOD-Strategien stellen eher die Ausnahme als die Regel dar", so Dransfeld. Nur 15 Prozent der Unternehmen seien bislang über die Pilotphase hinausgekommen; und nur 9 Prozent bezögen Tablets mit ein.
"In diesem Klima ist es keine Option, nichts zu tun", lautet das Fazit des Analysten. "Es ist zwingend, jetzt eine Entscheidung über BYOD zu fällen und eine Strategie auszurollen." Wer sich gegen BYOD entscheide, habe auch noch andere Möglichkeiten, die Mitarbeiter mit mobilen Endgeräten auszurüsten.
Choose-Your-Own-Device und Horses for Courses
Forrester nennt hier erstens Choose-Your-Own-Device (CYOD): Die Mitarbeitern können Smartphones und Tablets aus einer Shortlist auswählen; das Unternehmen kauft die Geräte ein und sorgt für Support und Management. Die zweite Alternative heißt "Horses for Courses": Die IT-Abteilung entscheidet anhand spezifischer Rollen, welche Geräte mit welchen Workflow-Applikationen ausgestattet werden. Das richtige Pferd also fürs jeweilige Gelände.
Gartner fordert Applikationsstrategie
Gartner stimmt im Übrigen nicht in den Abgesang mit ein. BYOD sei allerdings keine Einkaufsfrage, sondern kreise um die richtige Applikationsstrategie. "BYOD sollte ein Design-Prinzip sein, das ein Unternehmen mit einem Anbieter-neutralen App-Portfolio und einer flexiblen und zukunftssicheren Architektur ausrüstet", sagt Gartner-Analyst Darryl Carlton. "Wenn die Apps technologische Beschränkungen aufweisen, die Auswahl und Einsatz limitieren, dann ist die Einkaufsstrategie bedeutungslos."
"Irreversibler Wandel" durch BYOD
BYOD sei ein Indikator dafür, dass die interne IT für einen Teil der User nicht den passenden Support bereitstelle. Deshalb bedienten diese Nutzer sich anderswo. "Aus CIO-Sicht wäre es ein fataler Irrtum zu glauben, BYOD-Aktivitäten in ihrer Organisation einen temporäres Problem, das von wenigen fehlgeleiteten Mitarbeitern verursacht wird", so Carlton. "Es geht um einen dauerhaften und irreversiblen Wandel der Art und Weise, in der IT für das Unternehmen, die Partner und die Kunden bereitgestellt und implementiert wird."
Nach Ansicht Gartners sollten die Unternehmen Strategien entwickeln, die auf der Annahme basieren, dass BYOD unvermeidlich ist und dass Support auch außerhalb der Firmengrenzen bereitgestellt werden muss. Das bedeute insbesondere, dass so schnell wie möglich offene Standards für alle Lösungen benötigt werden.