6 Irrtümer bei der Cloud-Integration II
Fehler drei: Das "One-Stop-Shop"-Problem
Wenn es keinen Königsweg zur Cloud-Integration gibt, dann sind die Angebote der etablierten IT-Hersteller alter Schule einen Blick wert. Allerdings wollen diese immer ihren kompletten Integrations-Stack verkaufen. Das schließt Hardware, Virtualisierung, Datenbanken, Applikationen und Middleware ein. Hierbei kommt es im Wesentlichen zu drei Kernproblemen.
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Mit den Produkten ist keine unternehmensweite Datenintegration möglich, zudem fallen hohe Lizenzkosten an. Der Vertrieb, die Beratung und der Support sind nur auf die eigenen Produkte fokussiert und es fehlt die notwendige Beratungskompetenz für Produkte anderer Hersteller.
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Die einzelnen Komponenten der Out-of-the-Box-Angebote sind nur unzureichend miteinander integriert. Wer den gesamten Stack gekauft hat, profitiert also noch lange nicht von einer einheitlichen Integrationsplattform.
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Durch lange Release-Zyklen und Änderungen an der Solution-Roadmap können IT-Leiter nicht zeitnah auf technische Entwicklungen im Cloud-Umfeld reagieren.
Genau diese Flexibilität ist aber zwingend erforderlich.
Fehler vier: CIOs unterschätzen Kosten
Ein Mythos von Cloud Computing ist, dass Lizenzkosten für Software und Hardware entfallen, weil nur nach Verbrauch abgerechnet wird. In der Tat gibt es preislich attraktive Starterpakete mit einer begrenzten Anzahl an Funktionen und Services. Allerdings tappen viele CIOs hier in die Kostenfalle.
- Die schlimmsten Lizenz-Bedingungen
Den IT-Anwendern stinkt so manche Lizenz-Bedingung. Von Vertragsänderungen bis zur Katze im Sack. Diese fünf Lizenz-Bedingungen stoßen den Kunden besonders auf. - Lizenz-Bedingungen 1: Spielregeln
Wenn der Anbieter nach Gutdünken seine Spielregeln ändern kann, halten 89 Prozent für unfair. So sind viele Firmen klammheimlich dazu übergangen, Gebühren nicht nach Prozessoren, sondern nach Kernen zu berechnen - ohne dies im Vertrag festzuhalten. Forrester kann die Unzufriedenheit gut nachvollziehen. "Welchen Sinn hat ein Vertrag, wenn eine der Parteien zentrale Bedingungen jederzeit ändern kann." - Lizenz-Bedingungen 2: Upgrades
Über Upgrades, die als komplett neues Produkt verkauft werden, regeln sich ebenfalls 89 Prozent auf - wenn man also zusätzlich löhnen muss, um in den kompletten Genuss eines Upgrades zu kommen. Doch dieses Ärgernis sollte bald der Vergangenheit angehören, meint Forrester. Der Trend zu Cloud und SaaS zwinge Anbieter dazu, ihre Produkte ständig zu verbessern - ohne extra dafür zu kassieren. Ansonsten rennen ihnen die Kunden weg. - Lizenz-Bedingungen 3: Support
Dass der Support teurer wird, wenn man sich von überflüssigen Lizenzen trennt, sehen 91 Prozent als unfair an. Bisher leiste sich dies nur Oracle, sagt Forrester - und sieht es ebenso wenig ein. "Wir sehen keine Rechtfertigung dafür, Kunden Support für Software in Rechnung zu stellen, die sie gar nicht nutzen." So manche Firma habe Oracle-Programme in den Regalen, weil sie dem Katalog oft nur schwer entnehmen könnten, welche Lösung für ihre Anforderungen die richtigen sind. - Lizenz-Bedingungen 4: Preisgestaltung
Für alle Prozessoren eines Servers zu zahlen, der partitioniert ist, stinkt 86 Prozent. Zwar sei es schon gerecht, sagt Forrester, man den Prozessor als für die Preisgestaltung heranzieht - weil er als sinnvoller Richtwert für den Wert dienen kann, den der Kunde aus der vom Prozessor ermöglichten Leistung ziehen kann. - Lizenz-Bedingungen 5: Pakete
Von Anbietern, die auf den Kauf aller Lizenzen vor der Implementierung bestehen, fühlen sich 90 Prozent über den Tisch gezogen. So haben manche Forrester sich auf Drei-Jahres-Verträge eingelassen, und stehen nun vor Regalen voller Millionen von ungenutzten Dollar, weil sie einfach nicht so viel User haben wie gedacht.
Steigende Datenvolumina, mehr Datenquellen und die benötigten Konnektoren für deren Integration treiben die Preise nämlich drastisch in die Höhe. Die Autoren des Whitepaper bezeichnen dies als "Data Tax". Den IT-Leitern bleibt dann nur die Wahl, den kompletten Stack mit allen Funktionen zu beziehen und zu bezahlen oder den Cloud-Anbieter zu wechseln.
Fehler fünf: Bedeutung von Visionen wird unterschätzt
Häufig klaffen die Visionen von Unternehmen und Software-Anbietern im Hinblick auf die Integration und Cloud Computing auseinander. Das ist der Hauptgrund, warum es in Projekten hakt und Ursache für Frustrationen und Fehler. Etablierte Software-Anbieter sind oft zu behäbig, um speziell kleinere Kunden mit den richtigen Cloud-Angeboten zu versorgen. Neuen Marktteilnehmern wiederum fehlen ausgefeilte Modelle für das Lebenszyklus-Management von Cloud-Lösungen und Kompetenzen bei Fragen zur Datenqualität und zum Master Data Management (MDM).
Fehler sechs: CIOs ignorieren Open-Source-Angebote
CIOs beziehen bei der Cloud-Integration kaum Open-Source-Angebote in den Auswahlprozess ein. Diese können einen Ausweg aus der Data Tax sein. Open-Source-Software kann frei weiterentwickelt werden, zudem entfallen Kosten bei der Skalierung des Datenvolumens. Hinzu kommt, dass Open-Source-Komponenten bereits die Grundlage für viele Cloud-Projekte bilden.
Die Linux-Kernel-Infrastruktur KVM wird zur Virtualisierung eingesetzt und der Hypervisor Xen ermöglicht den Betrieb mehrerer virtueller Maschinen auf einem physischen Server. Mit Hilfe des Hadoop-Framework lassen sich große Datenmengen speichern, verwalten und analysieren. Darüber hinaus gibt es quelloffene Cloud-Betriebssysteme, Infrastruktur-Layer, Datenbanken und Applikations-Server.
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CIO / rb)