Erinnern Sie sich noch?

19 IT-Produkte, die nicht aussterben wollen

03.05.2011
Von Ruwen Schwerin

Lotus 1-2-3, PageMaker, AfterDark & Harvard Graphics

Lotus 1-2-3

Lotus 1-2-3
Lotus 1-2-3

Was es war: Einst die weltweit populärste Tabellenkalkulationssoftware des Unternehmens Lotus Development Corporation. Sie verhalf dem IBM-PC zum Erfolg und lief erst unter DOS, dann unter Windows. Anfangs orientierte sie sich an VisiCalc, überholte ihr Vorbild dann aber und stieg zum Marktführer auf. Es war das Flaggschiff der Lotus SmartSuite, eines Office-Paketes, das Mitte der 90er-Jahre ein wirklicher Konkurrent von Microsofts Office war.

Was passierte: Ein ähnliches Schicksal, das auch andere einst weit verbreitete Anwendungen wie Word Perfekt und Harvard Graphics getroffen hat. Lotus ging davon aus, dass IBMs OS/2 das in die Jahre gekommene Betriebssystem DOS ersetzen würde und musste viel aufholen, als diesem Betriebssystem der Erfolg verwehrt blieb und Windows alle Rekorde brach. Ab 1990 konzentrierte man die Anstrengungen auf andere Entwicklungen und Desktop-Anwendungen gerieten in den Hintergrund, insbesondere als IBM Lotus 1995 übernahm. Microsoft hatte dadurch die Chance Excel konkurrenzfähig zu machen und hebelte den einstigen Tabellen-König dadurch aus. Ende der 90er-Jahre war Lotus 1-2-3 dann am Ende und wurde seit 2002 nicht mehr weiterentwickelt.

Aktuelle Situation: IBM verkauft die 2002er-Version noch immer und nennt sie optimistisch die „aktuellste Version“. Für 313 Dollar, die anderen Anwendungen der SmartSuite obendrauf, kann man es erwerben. Aber letztlich hat IBM so wenig Interesse an dem Produkt, das Lotus einst zu einem Software-Giganten machte, dass ein kürzlich vorgestelltes Office-Paket mit Tabellenkalkulation den Namen Symphony erhielt, der früher ein anderes Anwendungspaket von Lotus bezeichnete.

PageMaker

PageMaker
PageMaker

Was es war: Ein Desktop-Publishing-Programm, dass 1985 von der Aldus Corporation auf den Markt gebracht wurde. PageMaker, zusammen mit dem Apple Macintosh und Apples LaserWriter (dem ersten Postscript-Laserdrucker), ermöglichte es erstmals, professionellen Satz auf einem Personal Computer zu erstellen.

Was passierte: Der Niedergang von PageMaker war langsam und hatte viele Ursachen. Als Textverarbeitungsprogramme nach und nach respektable Möglichkeiten boten, Texte grafisch anzupassen, fehlte für den herkömmlichen Anwender der Nutzen. Für professionelle Anwender bot QuarkXPress mehr Möglichkeiten. Adobe übernahm 1994 Aldus und hatte wenig Interesse an der Fortentwicklung von PageMaker, weil eine eigenes Desktop-Publishing-Programm von Grund auf in der Entwicklung war, InDesign. 2004 wurde dann verkündet, dass PageMaker nicht mehr weiterentwickelt wird.

Aktuelle Situation: Über die Website von Adobe kann man PageMaker noch immer kaufen, für 950,81 Euro. Beworben wird es wortreich als das ideale Layout-Programm für Firmen, Bildungseinrichtungen und Selbstständige die etwa Broschüren oder Rundschreiben in hoher Qualität erstellen wollen. Eine nette Beschreibung für ein Programm, das inkompatibel ist mit allen aktuellen Macs und mit Windows Vista. Wenn man etwas tiefer gräbt, kann man den wahren Grund erfahren - man soll stattdessen InDesign benutzen.

After Dark

After Dark
After Dark

Was es war: Ein Serie von Bildschirmschonern von Berkeley Systems für Macs und PCs, die 1989 auf den Markt kam. Es waren nicht nur die ersten kommerziellen Bildschirmschoner, sondern auch die erfolgreichsten und einflussreichsten aller Zeiten.

Was passierte: Vielleicht kann man es gar nicht so genau sagen. Aber es lässt sich vermuten, dass der Niedergang einfach daher kam, dass Windows und Mac OS eigene Bildschirmschoner mitlieferte und auch ansonsten große Mengen kostenloser Bildschirmschoner verfügbar waren. Schlecht für kommerzielle Produkte. Daneben stellte sich nach und nach heraus, dass an dem Gerücht nicht viel dran war, dass ein Bildschirmschoner nötig ist damit sich das Bild nicht in den Monitor einbrennt. Später kam dann After Dark Game heraus; wie der Name vermuten lässt nicht mal mehr ein Bildschirmschoner.

Aktuelle Situation: Berkeley Systems gibt es nicht mehr. Aber Infinisy, ein japanisches Unternehmen, verkauft eine moderne Version von After Dark für Mac OS. Wobei diese nicht allzu modern ist, denn sie läuft nicht auf Intel-Macs.

Harvard Graphics

Harvard Graphics
Harvard Graphics

Was es war: Das erste populäre Präsentationsprogramm. In der ersten Version erschien es 1986 für PCs auf denen DOS lief. Man konnte textbasierte Folien, Organigramme oder Diagramme erstellen und diese später am Bildschirm vorführen. Mit der bekannten Universität hatte es übrigens nie etwas zu tun, war in seinem Bereich aber bis 1990 Marktführer.

Was passierte: Lange Zeit war Harvard Graphics wesentlich besser als PowerPoint. Aber nach und nach holte die Alternative aus dem Hause Microsoft auf und konnte trotz anderer Nachteile damit punkten, dass es Bestandteil einer ganzen Office-Suite war. Das Ende für das einst so beliebte Einzelprodukt. 1994 musste das Unternehmen die Hälfte der Mitarbeiter entlassen; 1996 kam der Zusammenschluss mit Allegro New Media; 1998 kam dann mit Harvard Graphics 98 die letzte Version heraus.

Aktuelle Situation: 2001 kaufte das Unternehmen Serif Harvard Graphics zu einem Spottpreis und hielt es am Leben. Aber eher nur am Leben, denn noch immer kann man Harvard Graphics 98 kaufen, neben anderen Versionen, und es ist nicht klar, wann die letzte Aktualisierung herauskam. Dass Windows Vista oder geschweige denn Windows 7 nicht als kompatibel aufgeführt wird, dürfte man als weniger gutes Zeichen deuten. Auch der Umstand, dass man auf der Seite von Serif keine Verweise zu den Produkten von Harvard Graphics findet, spricht nicht für das Produkt.

Zur Startseite