Nachdem der Handelskonzern Rewe seine Elektronik-Kette ProMarkt im Mai offiziell zum Verkauf ausgeschrieben hatte, ist nun ein erster Abschluss zustande gekommen: Wie die Lebensmittelzeitung meldet, wird die Verbundgruppe Expert insgesamt 16 ProMarkt-Filialen übernehmen. Dabei handelt es sich um die Standorte in Bonn, Euskirchen, Wittlich, Bad Salzuflen, Dormagen, Göttingen, Altenkirchen, Mayen, Montabaur, Kronach, Weißenburg, Augsburg, Gersthofen, Memmingen, Mindelheim sowie Bad Säckingen.
Zuvor hatte bereits Expert-Chef Volker Müller bei der Bilanzpressekonferenz der Verbundgruppe bestätigt, mit Rewe in Verhandlungen über die Übernahme einer Reihe von ProMarkt-Standorten zu stehen. Expert verfolgt einen ehrgeizigen Wachstumskurs und hat bereits vor dem Einstieg bei ProMarkt für das laufende Jahr die Eröffnung weiterer 19 Flächenmärkte angekündigt. Beim Umsatz musste Expert allerdings zuletzt eine stagnierende Entwicklung hinnehmen.
Bereits beim Auftauchen der ersten Verkaufsgerüchte zu ProMarkt wurde Expert als möglicher Übernahmekandidat gehandelt – zunächst sogar für das gesamte Filialnetz. Mit dem Interesse an den Elektromärkte der Rewe Group ist Expert allerdings nicht alleine: Wie die Lebensmittelzeitung berichtet, sollen sich auch die CE-Verbundgruppen EP und Euronics noch in Verhandlungen über die Übernahme einzelner ProMarkt-Standorte befinden. Aus dem Interessentenkreis ausgeschieden sei dagegen Media-Saturn.
Inzwischen bestätigte Expert, dass bis Ende Oktober 2013 sukzessive sechzehn ProMarkt-Standorte in das Eigentum von neun zur Expert Gruppe gehörenden selbständigen Unternehmern übertragen und somit in das Konzept der Expert Verbundgruppe integriert werden. „Wir freuen uns, dass wir in kurzer Zeit einen leistungsstarken Käufer für die ersten 16 ProMarkt Filialen gefunden haben", erklärt Rewe Group-Vorstandsmitglied Frank Wiemer. „Mit der Eingliederung in die Expert Gruppe sichern wir den erfolgreichen Fortbestand dieser Standorte und können gleichzeitig unser Standortnetz sinnvoll ergänzen“, freut sich Volker Müller, Vorstandsvorsitzender der Expert AG. „Unser Ziel ist es, innerhalb der nächsten Monate die ProMarkt-Standorte reibungslos in die Struktur der jeweiligen Expert Gesellschafter einzugliedern. Die Sicherung der insgesamt 421 Arbeitsplätze und die Gewährleistung der Kontinuität im Umgang mit Geschäftspartnern und Kunden ist für uns von zentraler Bedeutung.“
Wie viel Freude die Neu-Eigner an den ehemaligen ProMarkt-Standorten haben werden, ist allerdings fraglich. Die Argumentation der Rewe-Group, ProMarkt sei wegen verpasster Chancen im Online-Geschäft gescheitert, stimmt jedenfalls nicht: Die Retail-Kette hatte seit der Übernahme des Online-Händler Myby.de Ende 2009 eine ehrgeizige Multichannel-Strategie verfolgt. Stattdessen dürfte für die schlechte Entwicklung von ProMarkt eher das Überangebot an Elektronikmärkten und die zu geringe Attraktivität des von der Retail-Kette gelieferten Leistungsangebots für die Kunden verantwortlich gewesen sein. Ob hier ein neuer Eigentümer schlagartig für gewandelte Verhältnisse sorgt, ist fraglich. (mh)