Gefühlt vergeht inzwischen kein Tag mehr, ohne dass ein neues Blockchain-Startup einen Batzen Wagniskapital einstreicht oder ein Inital Coin Offering (ICO) ausruft - dabei handelt es sich quasi um unreguliertes Crowdfunding auf Basis einer Kryptowährung.
In einem dynamischen Markt wie diesem eine vernünftige Investitionsmöglichkeit auszumachen, ist seit jeher schwierig. Wir zeigen Ihnen trotzdem zehn Blockchain-Startups, die Sie kennen sollten. Warum? Weil die Technologien dieser jungen Unternehmen möglicherweise im Stande sind, Ihr Unternehmen voranzubringen. Alle Angaben ohne Gewähr.
Bitgo
Bitcoin ist die ursprüngliche Blockchain-Applikation. Grob gesagt ist das ein Kryptowährungs-System, das Zahlungen zwischen zwei Parteien ermöglicht, ohne dass diese sich kennen.
Eine der Herausforderungen für Unternehmen, die Bitcoin-Zahlungen verarbeiten wollen, stellt die Integration der Star-Kryptowährung in existierende finanzielle Kontrollsysteme. Das geht weit über die normale Buchhaltung hinaus, die für die existierenden Multi-Währungssysteme ausreichen mag Es geht dabei auch um Zugangskontrolle: Wer darf Zahlungen autorisieren, an wen dürfen diese gehen und wo, beziehungsweise wie werden die Transaktionen (und ihr jeweiliger Zweck) festgehalten?
Standardmäßige Bitcoin Wallets machen eigentlich nicht viel mehr, als einen privaten Schlüssel zu speichern, der für Bitcoin-Transaktionen benötigt wird. Die Besitzer dieser virtuellen Geldbörsen entscheiden also darüber, wie die Zugangskontrolle geregelt wird - oder auch nicht.
Das Blockchain-Startup Bitgo hat eine Bitcoin Wallet für den Unternehmenseinsatz entwickelt. Die ermöglicht mehrfache Signaturen von Transaktionen, unterstützt Whitelists um fehlerhafte Zahlungen zu vermeiden und lässt sich zudem via APIs in andere Enterprise-Applikationen integrieren.
Darüber hinaus entwickelt Bitgo auch private Blockchain-Systeme - zum Beispiel für die britische Münzprägeanstalt. Dort kommt sie zum Einsatz, um die Transaktionen auf dem Online-Goldmarkt zu protokollieren.
SETL
SETL bietet Unternehmen oder ganzen Branchen eine Blockchain-Plattform in Echtzeit, die zum Beispiel zur Erstellung von Eigentums-Registern oder zum Austausch von Sicherheiten, Investmentfonds und Beteiligungskapital zum Einsatz kommen soll. Die OpenCSD genannte Plattform kann auch für Factoring- oder Diskontierungs-Geschäfte zum Einsatz kommen, um die Liquidität auf dem Markt für Handelsrechnungen zu verbessern, wie SETL betont.
Vier französische Asset-Management-Unternehmen - darunter Groupama AM und Arkea Investment Services - haben mit OpenCSD die paneuropäische IZNES-Plattform aufgebaut. Und auch die britische Metro Bank hat die Blockchain-Plattform bereits getestet, um Kartenzahlungen seiner Kunden zu erfassen und zu verarbeiten.
Chain
Während die Bitcoin-Blockchain völlig frei und öffentlich zugänglich ist, bietet Chain mit der Blockchain-Plattform Sequence Unternehmen eine restriktivere Variante. Wie alle Blockchains basiert auch diese auf dem Grundsatz der Unveränderlichkeit der Daten, sobald diese einmal aufgezeichnet wurden. Die Chain-Lösung beschränkt dabei aber gleichzeitig, wer neue Daten hinzufügen darf. Das geschieht über eine "Secure Enclave" und den Austausch kryptografischer Schlüssel: Jede Transaktion muss von den beteiligten Menschen und Systemen gegengezeichnet werden.
Das Startup empfiehlt seine Blockchain-Plattform für zahlreiche, verschiedene Einsatzzwecke, etwa Ride Sharing, die Absicherung von digitalen Geldbörsen oder den Austausch von Kryptowährungen. Grundsätzlich sei jedes System, das Kontostände aufzeichnet eine potenzielle Applikation für Sequence, so das Unternehmen.
Blockstream
Das in San Francisco beheimatete Startup Blockstream nutzt die ursprüngliche Bitcoin-Blockchain. Dabei profitiert das Startup von der Unveränderlichkeit der Daten und der globalen Reichweite der Bitcoin-Blockchain - und befähigt seine Kunden, nicht nur untereinander Assets auszutauschen, sondern auch von einer Blockchain in die anderen zu verschieben. Damit Unternehmen in den Genuss dieser Vorzüge kommen, bietet das Startup die Open-Source-Software-Plattform Elements Project an.
Darüber hinaus arbeitet man bei Blockstream aber auch daran, die Bitcoin-Blockchain ins All zu befördern. Denn eine wesentliche Hürde, die es für die Bitcoin-Blockchain auf dem Weg zu einem weltweiten anerkannten Zahlungssystem zu überwinden gilt, ist der Bedarf an Connectivity, um auf sie zuzugreifen. Ohne Zugang zum "global transaction ledger" kann man schließlich nicht nachvollziehen, ob es die Bitcoins, die einem gerade angeboten werden, wirklich gibt oder ob diese bereits ausgegeben wurden. Blockstream will deshalb mehrere Satelliten in den Weltraum schießen, die fortwährend über Updates der Bitcoin-Blockchain informieren sollen. So sollen auch Nutzer ohne Internetzugang ihre Transaktions-Datenbanken auf dem neuesten Stand halten können.
Elliptic
Weil die Bitcoin-Blockchain alle jemals getätigten Transaktionen - und auch die Verknüpfungen zwischen einzelnen Konten - festhält, sehen nicht wenige Regulatoren sie als ein Investment in die Zukunft der Strafverfolgung. Denn wenn sich herausstellt, dass eine Transaktion mitillegalen Aktivitäten in Verbindung steht, könnten die Beteiligten unter Umständen auch Jahre danach identifiziert werden.
Auch kriminelle Hacker nutzen die Bitcoin-Blockchain - etwa, um via Ransomware erpresste Gelder einzustreichen. Und auch wenn Cyberkriminelle in der Regel schlau genug sind, diese Transaktionen zu verschleiern: Sollten Sie wegen einer Bitcoin-Transaktion plötzlich mit Darknet-Aktivitäten in Verbdinung gebracht werden, kann sich das negativ auf Ihre Reputation auswirken.
Genau an dieser Stelle setzt das Blockchain-Startup Elliptic an: Das Ziel des jungen Unternehmens besteht darin, rechtswidrige Aktivitäten innerhalb der Bitcoin-Blockchain zu identifizieren und sowohl Finanz-Institutionen, als auch Strafverfolgungsbehörden über diese zu informieren. Die Blockchain und die eigenen Datenbank von Elliptic befähigen Unternehmen, auditierbare Risikoprofile über potenzielle Geschäftspartner zu erstellen.
Das Startup will mit seinem Service auch den Kampf gegen Ransomware aufnehmen. Dazu analysiert das Unternehmen die Zahlungsadresse der Angreifer und sagt - auf Basis vergangener Transaktionen - vorher, wie wahrscheinlich es ist, dass die von der Ransomware verschlüsselten Daten nach Zahlung des Lösegelds wieder entschlüsselt werden. Sollten sich Kunden zur Zahlung entschließen, kann Elliptic nach eigener Aussage möglicherweise auch dabei hefen, den Erpresser zu identifizieren.