Bundesgerichtshof zum Schadensersatz

Schäden beim Abschleppen – wer haftet?



Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Der BGH hat seine Beurteilung der Frage geändert, ob eine Straßenverkehrsbehörde für Schäden beim Abschleppen eines Fahrzeugs aufkommen muss.

Wird ein Fahrzeug im Auftrag der Straßenverkehrsbehörde abgeschleppt und dabei beschädigt, haftet der Verwaltungsträger für Schäden am Fahrzeug. Der BGH hat hierzu seine Rechtsprechung geändert. Darauf verweist der Nürnberger Fachanwalt für Verkehrsrecht Oliver Fouquet, Leiter des Fachausschusses "Werkstatt/Reparatur/Mängelbeseitigung" des VdVKA - Verband deutscher VerkehrsrechtsAnwälte e. V. mit Sitz in Kiel, unter Hinweis auf das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 18.02.2014 (Az.: VI ZR 383/12).

Auch ohne Schäden am Fahrzeug kommt das Abschleppen teuer.
Auch ohne Schäden am Fahrzeug kommt das Abschleppen teuer.
Foto: Monika Wisniewska - Fotolia.com

Ausgangslage

Ist ein Fahrzeug verbotswidrig geparkt und entscheidet sich die Straßenverkehrsbehörde das Fahrzeug im Wege der Ersatzvornahme von einem Privatunternehmer abschleppen zu lassen, stellt sich die Frage, wer für die Schäden am abgeschleppten Fahrzeug haftet, die durch den Abschleppvorgang verursacht werden.

Bislang hatte der Bundesgerichtshof (Urteil vom 11.07.1978 Az.: VI ZR 138/76) angenommen, dass dem Geschädigten ein Anspruch gegen den von der Verwaltungsbehörde beauftragten Abschleppunternehmer zusteht, da der Geschädigte in den Vertrag als schutzbedürftig miteinbezogen sei. Dies hat der Bundesgerichtshof nunmehr geändert.

Entscheidung des Bundesgerichtshofs

In seinem Urteil vom 18.02.2014 (Az.: VI ZR 383/12) hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass der Geschädigte einen Anspruch gegen den Verwaltungsträger hat.

Der Abschleppunternehmer ist als Erfüllungsgehilfe tätig, da das Abschleppen des unerlaubt geparkten Fahrzeugs der Vollstreckung des missachteten Verkehrszeichens im Wege der Ersatzvornahme dient. Wird ein Abschleppvorgang selbst durchgeführt, steht außer Zweifel, dass es sich um eine hoheitliche Maßnahme handelt. Dies kann nicht dadurch abgeändert werden, dass sich die Vollstreckungsbehörde eines Dritten, nämlich des privaten Abschleppunternehmers bedient.

Der Geschädigte ist nicht in den Vertrag zwischen Verwaltungsbehörde und Abschleppunternehmer einbezogen.

Dem Geschädigtem stehen dann Ansprüche dem öffentlich-rechtlichen Verwahrungsverhältnis zu. Ein solches Verwahrungsverhältnis besteht insbesondere durch das Abschleppen eines verbotswidrig geparkten oder verunfallten Fahrzeugs im Wege der Ersatzvornahme. Dies gilt auch dann, wenn sich die Behörde zur Durchführung des Abschleppvorgangs der Hilfe eines Privaten bedient.

Schuldhafte Pflichtverletzung durch den Erfüllungsgehilfen

Der Verwaltungsträger hat daher für schuldhafte Pflichtverletzungen auch seines Erfüllungsgehilfen (Abschleppunternehmer) einzustehen und Schadenersatz zu leisten. Hier obliegt ihr allerdings die Beweislast für fehlendes Verschulden. D.h. bei einer Beschädigung des Fahrzeugs muss die Behörde beweisen, dass die Beschädigung nicht in ihrem Verantwortungsbereich liegt.

Fouquet empfiehlt, dies beachten und ggfs. rechtlichen Rat in Anspruch zu nehmen, wobei er dabei u. a. auch auf den VdVKA - Verband deutscher Verkehrsrechtsanwälte e. V. - www.vdvka.de - verweist.

Weitere Informationen und Kontakt: Oliver Fouquet, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht und Fachanwalt für Verkehrsrecht, c/o KGH Anwaltskanzlei, Fürther Straße 98-100, 90429 Nürnberg, Tel.: 0911 32386-0, E-Mail: oliver.fouquet@kgh.de, Internet: www.kgh.de

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