Ob Karnevalsfeier, Firmenjubiläum oder Sommerfest: Betriebsfeiern sind ein wichtiges Instrument, um das Betriebsklima zu fördern. Oft fallen hierfür hohe Summen an, gerade wenn Veranstaltungen in stilvollem Ambiente stattfinden oder auch die Lebenspartner der Mitarbeiter teilnehmen.
Mit dem sogenannten "Zollkodex-Anpassungsgesetz" haben sich jetzt die steuerlichen Rahmenbedingungen für Betriebsveranstaltungen geändert. Liegen die Kosten über dem Freibetrag von 110 Euro pro Person, erhebt der Fiskus deutlich weniger Steuern. Doch Vorsicht: Der steuerfreie Betrag ist aufgrund der neuen Regeln schneller ausgeschöpft als bisher, warnt die Niederrheinische Steuerberatungsgesellschaft WWS. Unternehmen sollten sich frühzeitig mit den neuen Vorgaben vertraut machen.
Die Details des neuen Gesetzes
Bisher galt für Betriebsveranstaltungen eine Freigrenze von 110 Euro. Diese Freigrenze wird seit dem 1. Januar 2015 in unveränderter Höhe in einen Freibetrag umgewandelt. Die Zuwendungen unterhalb dieses Freibetrages bleiben beim Arbeitnehmer weiterhin steuer- und beitragsfrei.
Dies gilt für bis zu zwei Betriebsveranstaltungen jährlich und ist bei jeder Betriebsveranstaltung für jeden teilnehmenden Arbeitnehmer zu prüfen. Jedoch erweitert das neue Gesetz darüber hinaus die steuerlich relevanten Kosten und hebelt damit zwei Urteile des Bundesfinanzhofs aus (BFH, Az. VI R 94/10; Az. VI R 7/11).
Die Folge: Künftig sind alle Kosten, die der Arbeitgeber im Rahmen einer Betriebsveranstaltung aufwendet, beim Arbeitnehmer zu berücksichtigen. Diese Regelung gilt unabhängig davon, ob die Zuwendungen den einzelnen Arbeitnehmern individuell zurechenbar sind oder ob es sich um einen rechnerischen Anteil an den Kosten für den äußeren Rahmen der Betriebsveranstaltung handelt.
Damit sind einem Arbeitnehmer neben den Kosten für Bewirtung, Speisen oder musikalische Darbietungen auch die Aufwendungen für Räumlichkeiten und Dekoration zuzurechnen. Erschwerend kommt hinzu, dass Arbeitnehmern zukünftig auch die anfallenden Kosten für eine Begleitperson als Zuwendungen angerechnet werden.
Was durch das neue Gesetz jetzt anders ist
Insgesamt ergeben sich durch die neue Gesetzesänderung Vor- und Nachteile. Im Vergleich zur früheren Freigrenzenregelung fallen künftig deutlich weniger Steuern an, da bei Überschreitung des Freibetrages in Höhe von 110 Euro Steuern nicht mehr auf den Gesamtbetrag fällig werden, sondern nur noch auf die Kosten über dem Freibetrag. Dessen ungeachtet wird der Freibetrag in Zukunft deutlich schneller überschritten, da Arbeitnehmern nun alle Kosten der Veranstaltung sowie die Kosten einer Begleitperson zugerechnet werden müssen.
Wie wird ermittelt, ob die Ausgaben innerhalb des Freibetrags liegen? Die Summe der Kosten wird gleichmäßig auf die Gäste aufgeteilt. Eine Besonderheit ergibt sich, wenn die tatsächliche Teilnehmerzahl stark von den Anmeldungen abweicht. Dann können vergebliche Aufwendungen wie Speise- und Getränkepauschalen für Nichtanwesende aus der Summe herausgerechnet werden.
Da es sich bei einer Betriebsveranstaltung um eine beruflich veranlasste Veranstaltung handelt, ist eine Erstattung der Reisekosten im Rahmen der Reisekostenabrechnung denkbar. Die Reisekosten bleiben steuerfrei.
Was bei einer Betriebsfeier grundsätzlich zu beachten ist
Ungeachtet der Gesetzesänderung bleiben die steuerlichen Anforderungen an eine Betriebsveranstaltung bestehen. Für den Freibetrag sind nicht die Netto-Ausgaben, sondern grundsätzlich die Brutto-Beträge maßgeblich. Liegen die Kosten pro Teilnehmer über 110 Euro, wird der übersteigende Betrag steuer- und beitragspflichtig. Konsequenz: Der Arbeitgeber muss dann diese Kosten mit 25 Prozent pauschal der Lohnsteuer unterwerfen oder die Ausgaben als zusätzlichen Arbeitslohn mit dem Monatsgehalt abrechnen.
Vorsicht ist grundsätzlich bei der Gästeauswahl für eine Betriebsfeier geboten. Die Veranstaltung muss allen Mitarbeitern offen stehen. Begrenzte Teilnehmerkreise erkennen die Finanzbehörden nur in Ausnahmefällen an. Möglich sind Feierlichkeiten für bestimmte Abteilungen oder Fachgruppen. Allerdings dürfen einzelne Mitarbeiter keinesfalls bevorteilt oder benachteiligt werden.
Bei Betriebsfeiern mit freien Mitarbeitern oder Geschäftspartnern sieht das Finanzamt besonders genau hin. Ihre Bewirtung ist im Gegensatz zu Angestellten und ihrer persönlichen Begleitung nur eingeschränkt abzugsfähig. Unternehmen sollten eine Teilnehmerliste erstellen, die den Status der Gäste aufschlüsselt und ihre Anwesenheit vermerkt. So können Unternehmen unbeschwert feiern und riskieren keine bösen Überraschungen mit den Finanzbehörden.
Kontakt und Infos: Stefan Ratty ist Steuerberater und Fachberater für internationales Steuerrecht der Kanzlei WWS Wirtz, Walter, Schmitz am Standort Aachen (www.wws-gruppe.de). Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die steuerliche und betriebswirtschaftliche Beratung von mittelständischen Unternehmen insbesondere im Bereich des internationalen Steuerrechts.
Die WWS ist eine überregional tätige, mittelständische Wirtschaftsprüfungs-, Steuerberatungs- und Rechtsberatungskanzlei. Sie ist an drei Standorten am Niederrhein vertreten (Mönchengladbach, Nettetal, Aachen). Rund 130 Mitarbeiter entwickeln interdisziplinäre Beratungslösungen mit ganzheitlichem Anspruch.
- Steuerfalle Dienstwagen
Die aktuelle Rechtsprechung fordert noch mehr Weitblick rund um den Dienstwagen. Was Arbeitgeber und Arbeitnehmer beachten sollten und wie sie Fallstricke bei Firmenwagen umgehen können, sagt Christel Fries. - Mit Putzhilfe Gesetze beachten und Steuern sparen
Wenn die Putzkraft legal beschäftigt wird, entgehen Arbeitgeber möglichen Bußgeldern und Strafverfahren und sparen zudem Steuern. Details von Alexander Littich und Julia Hanke. - Steuerfalle Ehegattentestament
Viele Ehepartner verfassen ihren letzten Willen gemeinschaftlich als "Berliner Testament". Dabei lauern erhebliche rechtliche und steuerliche Tücken. Was zu beachten ist und wie Eheleute vorgehen sollten, sagt Stephanie Thomas. - Urteil zur Betriebsrente
Welche Voraussetzungen für den Bezug einer Betriebsrente ab Vollendung des 60. Lebensjahres vorliegen müssen, zeigt Michael Henn auf. - Mehr Unterhalt wegen Firmenwagen
Das Oberlandesgericht Hamm sieht einen Pkw als einen monatlichen Nutzungsvorteil, der beim unterhaltspflichtigen Einkommen zu berücksichtigen sei. - Restwertvertrag und Kilometervertrag
Die vereinbarte Ausgleichspflicht zwischen kalkuliertem Restwert und tatsächlichem Restwert in Leasingverträgen ist wirksam. - Abgeltungsteuer und Günstigerprüfung
Auch im Falle der Günstigerprüfung findet das Verbot des Abzugs der tatsächlich entstandenen Werbungskosten Anwendung. Das hat der Bundesfinanzhof entschieden. - Ehegattentestament auf dem Prüfstand
Viele Ehepartner verfassen ihren letzten Willen gemeinschaftlich als "Berliner Testament". Dabei lauern erhebliche rechtliche und steuerliche Tücken. Was zu beachten ist und wie Eheleute vorgehen sollten, sagt Stephanie Thomas. - Steuerfreie Zusatzleistungen für Arbeitnehmer
Wenn keine Gehaltserhöhung drin ist, haben Arbeitnehmer diverse Möglichkeiten, ihr monatliches Einkommen mit Zusatzleistungen trotzdem aufzustocken – und zwar steuerfrei. Die Arag-Experten nennen Beispiele. - Provisionen und Elterngeld
Erhalten Arbeitnehmer regelmäßig Provisionen neben dem monatlichen Grundgehalt, sind diese Zahlungen bei der Elterngeldberechnung zu berücksichtigen. - Diese Unterlagen müssen Sie aufbewahren
Der Bund hat ein Schreiben über die Grundsätze zur ordnungsgemäßen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff (GoBD) veröffentlicht. Arndt Lackner nennt Einzelheiten. - Entfernungspauschale ansetzen
Auch regelmäßige Fahrten eines Betriebsinhabers zwischen seinem häuslichen Büro und dem Sitz seines einzigen Auftraggebers stellen "Fahrten zwischen Wohnung und Betriebsstätte" dar. - Neuerungen im Steuerrecht
Mit dem Jahreswechsel 2014/2015 wurden im Steuerrecht wieder wichtige inhaltliche und verfahrensrechtliche Änderungen wirksam. Arnd Lackner stellt die Änderungen vor. - Restwertvertrag und Kilometervertrag
Die vereinbarte Ausgleichspflicht zwischen kalkuliertem Restwert und tatsächlichem Restwert in Leasingverträgen ist wirksam. - Tatsächliche Kosten ansetzen
Der Bundesfinanzhof hat zu Fahrten eines Selbstständigen zwischen Wohnung und ständig wechselnden Betriebsstätten entschieden.