Nachdem 100 Beamte Geschäfts- und Privaträume des Online-Händlers Pcfritz.de durchsucht und angeblich über 100.000 verdächtige Datenträger mit Microsoft Computerprogrammen sichergestellt hatten, wehrt sich nun der an den Pranger gestellte Reseller gegen die Vorwürfe des Software-Giganten.
Knackpunkt ist der Vertrieb von gebrauchten OEM-Recovery-Datenträgern. "Bei den von uns angebotenen Produkten handelt es sich ausschließlich um Microsoft-Originalprodukte, die Datenträger sind alle mit einem fälschungssicheren Mould-Code-IFPI-Nummer versehen. Dieser befindet sich im Innenring des Datenträgers. Die Echtheitszertifikate werden ausschließlich über den Microsoft Service online oder telefonisch aktiviert", bekräftigt Pcfritz-Geschäftsführer Maik Mahlow in einem Statement die Vorgänge. Der Wiederverkauf von Recovery-Datenträgern sei laut Rechtsprechung des BGH im Urteil vom 6. Juli 2000 (Aktenzeichen I ZR 244/97) ausdrücklich für legal befunden worden. "Dieses Urteil wurde am 6. Oktober 2011 (Aktenzeichen: I ZR 6/10) dahingehend bestätigt, dass sogar der Einzelverkauf von Recovery-CDs ohne Echtheitszertifikat legal sei", bekräftigt Mahlow.
In der Stellungnahme distanziert sich Pcfritz.de ausdrücklich vom Handel mit gefälschten Datenträgern und bekräftigt, nur mit Originalprodukten zu handeln.
Einstweilige Verfügung wegen Rufschädigung
Der E-Tailer mit Sitz in Halle will nun gegen Microsoft juristisch vorgehen: "Die von Microsoft veröffentlichte, verleumderische und rufschädigende Mitteilung lassen wir von unseren Anwälten überprüfen und werden eine Einstweilige Verfügung gegen diese Behauptung erwirken", kündigt Mahlow an.
Mahlow geht in seinen Vorwürfen aber noch weiter: Microsoft sei oft gar nicht in Lage, Originaldatenträger von einer Fälschung zu unterscheiden. Zudem weigere sich der Konzern, Resellern eine Liste aller zertifizierten CD-Replikatoren zur Verfügung zu stellen. So sei es nahezu unmöglich, CDs zu überprüfen. "Wir fordern Microsoft auf, diese Informationen zugänglich zu machen, um den Wiederverkäufern die Möglichkeit zu bieten sich über eventuelle Fälschungen zu informieren", erklärt der Pcfritz.de-Chef.
So stellt er auch die moralische Integrität des Herstellers in Frage: "Bei einem Unternehmen, dass laut jüngsten Erkenntnissen im großen Stil mit der NSA kooperiert hat, sind unlautere Methoden offensichtlich Gang und Gebe", schimpft Mahlow. Microsoft werde weiterhin versuchen, seine Monopolstellung "nach der Haudrauf-Methode" zu sichern. Mittelständischen Unternehmen wie Pcfritz.de bleibe dadurch nicht anderes übrig, als ihr operatives Geschäft auf deutlich kleinerer Flamme weiterzubetreiben. Dies bedeute auch den Verlust von Arbeitsplätzen.
Mahlow will aber nicht klein beigeben. "Wir beraten uns zur Stunde und werden zum Gegenschlag ausholen", droht der Pcfritz.de-Geschäftsführer. (awe)
Pcfritz-Geschäftsführer Maik Mahlow ließ sich gerne in Gegenwart...
... von schönen Frauen fotografieren.
Auch die Werbekampagenen funktionierten nach dem prinzip "Sex Sells".
Skurriler Auftritt: Pcfritz.de-Geschäftsführer Maik Mahlow ensteigt einem Plexiglassarg.
In einem Casting suchte PCfritz nach Models für die Kampagnen.
So wurde beispielsweise Windows 7 beworben.
"Einfach und günstig" konnte man Windows 7 bei Pcfritz.de kaufen. Die Kopien waren aber vermutlich nicht legal
Gleiches galt für die vertriebenen Office-Pakete.
So hat es sich nach einem kurzen Höhenflug ausgefritzt.
Aufgrund "technischer Probleme" war Pcfritz.de dann nicht mehr telefonisch zu erreichen, hieß es auf der Facebook-Präsenz des E-Tailers.