Nach der Übernahme

Oracle räumt das Sun-Portfolio auf

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Mit einem ausgedünnten Server-Angebot und schlankeren Prozessen will Oracle die übernommene Sun Microsystems wieder profitabel machen. Kunden sollen künftig integrierte Komplettsysteme aus einer Hand erhalten.

Viele treue Sun-Kunden können aufatmen: In einem mit Spannung erwarteten Webcast zur gemeinsamen Roadmap versicherte Oracle, wesentliche Server-Linien der Java-Company weiterzupflegen. Zugleich will CEO Lawrence Ellison das seiner Meinung nach zu breite Server-Angebot zurechtstutzen und auf die Bedürfnisse von Großkunden ausrichten. Ein Fertigungsmodell nach dem Built-to-Order-Prinzip und schlankere Prozesse sollen helfen, die Kosten in den Griff zu bekommen und Sun wieder in die Gewinnzone zu führen. Damit dürfte auch ein weitreichender Personalabbau verbunden sein.

Nach der Genehmigung durch die EU-Kommission erklärte Oracle-President Charles Phillips die 7,4 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Sun offiziell für abgeschlossen. Oracle setzt künftig vor allem auf integrierte Systeme. Mit Sun reicht das Portfolio von der Datenbank über Software-Infrastruktur, virtuelle Maschinen und Business-Anwendungen bis hin zu Server- und Storage-Systemen. Der Mehrwert für Kunden bestehe darin, dass sie alle Komponenten vorkonfiguriert und integriert aus einer Hand beziehen könnten, so Phillips. Oracle fungiere dabei als erster Ansprechpartner für das gesamte Portofolio und garantiere einen erstklassigen Support.

Auf Suns Server-Sparte kommen nun gravierende Änderungen zu. Zwar wird Oracle Kernprodukte wie die T-Serie-Server mit Ultrasparc-T-Prozessoren weiterführen. Gleiches gilt für die gemeinsam mit Fujitsu entwickelten Server der M-Serie und das etablierte Unix-Derivat Solaris. Unterm Strich aber soll die Anzahl der angebotenen Sun-Server auf die Hälfte zusammengestrichen werden. Das bedeutet unter anderem das Aus für einige x86-basierende Modelle. Oracle habe keinerlei Interesse an x86-Servern unter Windows, erklärte John Fowler, Chef von Suns System Business. Dieses Segment wolle man Dell überlassen.

Bekenntnis zu Java und MySQL

Besser sieht es für Suns Softwareprodukte aus. Phillips bekräftigte Oracles Engagement für die weitverbreitete Programmiersprache Java, die viele Beobachter als Kronjuwel in Suns Portfolio ansehen. "Alle unsere Anwendungen der nächsten Generation werden in Java geschrieben sein", erklärte der Manager.

Ähnlich gut sollen die Perspektiven für MySQL sein. Im Zuge der kartellrechtlichen Untersuchungen der EU-Kommission hatte Oracle erst kürzlich versichert, die Open-Source-Datenbank MySQL weiter zu pflegen und unter der General Public License (GPL) verfügbar zu machen. Im fusionierten Unternehmen soll die MySQL-Sparte Teil von Oracles globaler Organisation für das Open-Source-Geschäft werden und weiterhin mit einem eigenen Verkaufsteam arbeiten.

Das Aus für die Sun Cloud

Last, but not least sieht sich Oracle auch als Infrastrukturanbieter für Cloud-Computing-Angebote gut aufgestellt. "Wir offerieren ein umfassendes Set aus Kernbausteinen für das Aufsetzen und Verwalten von Public und Private Clouds", warb Edward Screven, Chief Corporate Architect bei Oracle. Für Sun und seine im März 2009 angekündigte Public Cloud-Plattform "Sun Cloud" ist damit eine weitere schlechte Nachricht verbunden. Ein Cloud-Angebot nach dem Muster von Amazon stehe nicht auf der Agenda, so Screven. Es gebe keine Pläne, die Sun Cloud als Service zu vermarkten.

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