Am 25. August 2009 startet Microsoft in Österreich, in der Schweiz und in einer Reihe anderer Länder eine Echtheitsprüfung für Office-Produkte. Satt der bisherigen Webprüfung setzt Office Genuine Advantage (OGA) damit darauf, die Echtheit von Office-Produkten im Rahmen eines Updates zu verifizieren. Wie Microsoft betont, ist die Teilnahme an der Prüfung freiwillig. Dennoch erwartet man reges Interesse. "Es gibt viele Kunden, die bezüglich der Echtheit von Produkten ein flaues Gefühl im Magen haben", meint Anika Bücker aus dem Bereich Licensing Compliance bei Microsoft. Die neue Prüfung soll solchen Kunden Rechtssicherheit bieten, im Kampf gegen die Risiken von Raubkopien dabei aber keine Nachteile für Nutzer bedeuten.
Wie die Echtheitsprüfung für Windows wird die OGA-Verifizierung künftig im Rahmen eines Updates erfolgen, dabei aber freiwillig bleiben. Fällt ein Office-Produkt durch, wird der Nutzer durch entsprechende Nachrichten darüber informiert und unterrichtet, wie er zu legaler Software gelangt. Die Funktionalität des Programms wird aber nicht beschnitten. "Aktuell ist auch nicht geplant, zukünftige Updates einzuschränken", betont Bücker. Somit sollen Anwendern keinesfalls Sicherheits-Nachteile entstehen. Die vereinfachte Prüfung ist laut Microsoft nicht zuletzt für Endkunden gedacht, die ein legales Produkt wollen, aber Zweifel bezüglich der Authenzität einer erworbenen Software haben. Bislang würden allein bei Microsoft Österreich 20 bis 30 Datenträger pro Woche zur Echtheitsprüfung eingeschickt, weil gerade bei KMUs immer wieder Bedenken auftreten. Solche Produkte würden auch ausgetauscht, wenn die Fälschung für den Kunden wirklich nicht offensichtlich sei.
Tatsächlich sind selbst in Unternehmen Raubkopien weit verbreitet. Nach einer im Mai veröffentlichten Studie des Business Software Alliance (BSA) lag der Fälschungsanteil im Jahr 2008 in Österreich bei 24 Prozent. Obwohl das der zweitniedrigste Wert innerhalb der EU und der fünftniedrigste weltweit war, beziffert die BSA den wirtschaftlichen Schaden allein in Österreich mit 132 Millionen Euro. Global ist von knapp 53 Mrd. Dollar die Rede. Microsoft betont, dass dabei gerade Office-Produkte für Endanwender relativ günstig erhältlich seien. Man verweist etwa auf die "Home and Student"-Version von Office 2007, die etwa bei Amazon unter 70 Euro kostet. Für Mitarbeiter von Großkunden mit Volumenslizenzen sind im Rahmen des Home-Use-Programms selbst Enterprise-Versionen sehr günstig zu haben.
Microsoft verweist anlässlich der Erneuerung der OGA-Prüfung, die in einigen großen Ländern bereits zu Jahresbeginn erfolgt ist, in manchen, darunter Deutschland, aber noch etwas auf sich warten lassen wird, auch auf das Spyware- und Malware-Risiko bei Raubkopien. Eine IDC-Studie vom Oktober 2006 weist aus, dass 43 Prozent aller illegalen Kopien verseucht sind. Fraglich ist, ob diese Zahl bis heute haltbar ist. Ein AV-Experte bestätigt zwar, dass gerade kostenlose Downloads auch heute vielfach Schadcode enthalten. Professionelle Raubkopierer, die Software billig anbieten, verdienen aber letztendlich an ihrem "guten" Ruf. Daher sei es "eher unwahrscheinlich, dass man sich infiziert", so der Experte. Außerdem liegt der Schwerpunkt der Malware-Verbreitung im Jahr 2009 längst im Web, mit Browser-Attacken, Drive-by-Downloads und ähnlichem. Daher betont auch Microsoft eher wirtschaftliche Aspekte von Produktfälschungen. "Beispielsweise in China steht hinter Raubkopiererringen die organisierte Kriminalität, die damit andere Machenschaften finanziert", meint Bücker. (pte/rw)