Der insolvente kanadischer Telekom-Ausrüster Nortel beginnt mit seinem Ausverkauf. Wie er mitteilte, übernimmt das Netzwerk-Joint Venture Nokia Siemens Networks die Mobilfunk-Sparte (CDMA) von Nortel. Das Joint Venture zahlt dafür 465 Millionen Euro (650 Millionen Dollar). Zudem kauft es auch die Funknetzwerksparte (LTE) von Nortel. Der Kauf steht unter dem Vorbehalt des Auktionscharakters, der der insolventen Nortel ermöglicht, Unternehmensbereiche zu verkaufen. Der Käufer muss 39 Tage warten, bis sein Angebot angenommen ist.
Die - wahrscheinliche - Übernahme bedeutet für mehr als 2.500 Nortel-Mitarbeiter, die vor allem in Kanada und den USA arbeiten, zu Nokia Siemens zu wechseln. Der kanadische Staat unterstützt diese Übernahme ganz in der Manier der "systemrelevanten Unternehmen" mit einer Kreditzusage in Höhe von 300 Millionen Dollar, so Nortel.
Damit trennt sich Nortel von seiner lukrativsten und wichtigsten TK-Sparte und macht kenntlich, dass es sich als eigenständiges Unternehmen aufgegeben hat. Nortel teilte auch mit, es werde auch für die übrigen Sparten Käufer suchen. Zugleich macht sich der einstige Börsenstar - Nortels Aktienwert lag im Jahr 2000 bei rund 250 Milliarden Dollar - daran, seine Aktien von der kanadischen Börse zu nehmen ("Delisting").
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Der Kaufpreis entspricht einem Jahresumsatz der CDMA-Sparte. Das heißt für Nokia Siemens Networks, dass es innerhalb eines Jahres den Kaufpreis refinanziert haben dürfte. Für Nortel aber bedeutet das Brachenkennern zufolge, dass es für seine Sparten insgesamt mit rund zwei Milliarden Dollar rechnen kann - rund eine Milliarde Dollar weniger, als es aktuell Schulden hat. Nortel nent noch die Enterprise und die Metro-Ethernet-Sparte sein eigen; zudem bietet es Netz-Lösungen und Produkte für große und mittlere Unternehmen an. An so manchen Teilen zeigten sich bereits VoIP-Spezialist Avaya und Siemens Enterprise Communications interessiert; allerdings rechnen sich diese Unternehmen anscheinend gute Chancen aus, dass der Preis dieser Abteilungen weiter sinken wird.
Nokia Siemens erklärte in einer Presseaussendung, die sich merkwürdigerweise fast ausschließlich auf den Kauf der Funksparte bezieht, die Übernahme sichere dem Unternehmen eine gewichtige Rolle im amerikanischen TK-Markt. Derzeit ist Nortel der größte nordamerikanische TK-Ausrüster. Entsprechend versicherte Simon Beresford-Wylie, CEO von Nokia Siemens Networks, der Kauf zeige Nortel-Kunden, dass sie sich nicht sorgen müssten.
Die beiden Käufe sollen Ende September abgeschlossen sein.
Nokia Siemens Networks mit Sitz in Espoo bei Helsinki beschäftigt 60.000 Menschen. Nortel Networks, dass im Januar dieses Jahres Insolvenz gemäß Chapter 11 angemeldet hat, beschäftigt weltweit 25.000 Mitarbeiter. (wl)