Die deutsche Gesellschaft ist von einer digitalen Spaltung betroffen. Millionen Menschen haben immer noch keine Möglichkeit, über einen ausreichend schnellen Breitband-Zugang ins Internet einzusteigen. So lautet das Resümee der kürzlich zu Ende gegangenen Konferenz der Initiative gegen digitale Spaltung "Bürger für Breitband - Breitband für Bürger". Um mehr Verbindlichkeit beim Ausbau des schnellen Webs und ein garantiertes Recht auf Breitband zu fordern, wurde der "Dittrichshütter Appell" an die Bundesregierung übermittelt.
"Breitband für alle darf man nicht nur wollen, man muss es garantieren. Das Internet gehört heute zum Leben. Es muss jedem, egal, wo er wohnt oder arbeitet, in angemessener Weise zur Verfügung stehen", fasst Bernd Rudolph, Sprecher der Initiative gegen digitale Spaltung, zusammen. Da der Markt dies offenbar allein nicht schaffe, müsse der Staat eingreifen. "Hier ist die Politik gefordert, an die wir uns mit unserem gemeinsamen Appell richten", erläutert Rudolph auf Nachfrage von pressetext.
Marktversagen und fehlende Vision
Die von der Bundesregierung eingeschlagene Strategie erweise sich der Dimension des bestehenden Problems als nicht angemessen. "Die darin formulierten Ziele sind nicht hinreichend. Es muss befürchtet werden, dass die bestehende Unterversorgung in großen Teilen Deutschlands permanent wird", heißt es im Wortlaut des Appells, der von einem "deutlich erkennbaren Marktversagen" spricht.
Um das Problem anzugehen, fordern die Unterzeichner die Festlegung von Zielmarken für die flächendeckende Breitbandversorgung. Ein Erreichen von lediglich 75 Prozent der Haushalte, wie es bis 2014 vorgesehen ist, sei eindeutig zu wenig. "Es fehlt die erforderliche Vision. Die Regierung muss endlich sagen, bis wann Deutschland wirklich flächendeckend versorgt sein soll und wie sie das umsetzen will. Ansonsten droht der Hochtechnologiestandort Deutschland international im Mittelmaß zu versinken", mahnt Rudolph.
Leidenschaftliche Schilderungen Betroffener
Mehr als hundert Teilnehmer haben auf der Breitbandkonferenz den Stand der Breitbandversorgung und mögliche Wege zur Aufhebung der digitalen Spaltung in Deutschland beraten. "Es ist das erste Mal, dass wir eine derartige Konferenz, die wir auch als wichtiges Zeichen für die Öffentlichkeit sehen, abgehalten haben. Die rege Teilnahme und die lebhaften Auseinandersetzungen auf dem Podium und im Auditorium machen das Ausmaß und den Ernst der Problematik deutlich", betont Rudolph.
Mehr zu dem Thema Netzwerke lesen Sie hier:
So gab es unter anderem leidenschaftliche Schilderungen betroffener Bürger zu hören, die seit Jahren vergeblich um eine Breitbandversorgung kämpfen. "Einige Teilnehmer berichteten davon, dass junge Leute inzwischen aus diesen Regionen weggezogen seien. Letztlich stand die Frage im Raum, ob die unversorgten Dörfer dem Aussterben preisgegeben werden. Eine konkrete Antwort darauf konnte niemand geben", so Rudolph. (pte) (wl)