Gehostete Collaboration-, Messaging- und Office-Lösungen, wie sie Microsoft, IBM oder auch Google bieten, kommen Unternehmen in Zeiten, in denen jeder Cent mehrfach umgedreht werden muss, entgegen. Die Angebote sind nach Bedarf zu- und abschaltbar, können exakt justiert und finanziert werden - und sind so sicher, wie ein von Microsoft, IBM oder Google kontrolliertes Rechenzentrum eben sicher ist. Vielen Betrieben reicht das aus, sie sehen ihre eigene Infrastruktur als deutlich gefährdeter an. Praktisch am Thema Cloud ist auch der flexible Online-Zugriff von unterschiedlichen Lokationen aus, so dass innerhalb von Unternehmen oder firmeneigenen Netzwerken mit Kunden und Partnern einfach kooperiert werden kann.
Microsoft glaubt an Sharepoint Online
Achim Berg ist von der Idee überzeugt: "Cloud Computing ist ein realer Trend, kein Hype", sagt der Microsoft-Geschäftsführer im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Derzeit erlebe sein Unternehmen eine ungewöhnlich große Nachfrage nach entsprechenden Services. In den vergangenen neun Monaten hätten sich über 500 deutsche Unternehmen, insbesondere aus dem Mittelstand, für Produkte aus der "Business Productivity Online Suite" entschieden, zu der unter anderem "Sharepoint Online", "Exchange Online" und "Office Communications Online" gehören. Vor allem die Sharepoint-Nachfrage sei groß, berichtet Berg.
Cloud auf der CeBIT
Microsoft zeigt auf der CeBIT 2010 eine Live-Demo der Online-Services sowie Partnerlösungen, die auf Sharepoint Online und Exchange Online basieren. Zudem gibt es Deployment-Tipps zur Migration von Altsystemen sowie der Integration der Online-Services in ein bestehendes Active Directory. (Halle 4, A26)
IBM ist mit seinem Lotus-Live-Angebot in Halle 2 am Stand A10 zu finden. Interessierte wenden sich an den Demopunkt Nummer 045 in der Zone Smarter Work. Infos gibt es zu Dokumenten-Sharing, Aufgaben-Management, Online-Konferenzen, Webinars, Instant Messaging, E-Mail und anderem.
Google hat sich - sehr kurzfristig - ebenfalls für eine CeBIT-Präsenz entschieden. Das Unternehmen wird auf einem 100-Quadratmeter-Stand in der Webciety-Area (Halle 6, Stand G40) ausstellen.
Unternehmen mit 40 oder 50 Mitarbeitern zeigen sich dem Microsoft-Chef zufolge besonders aufgeschlossen. Sie schätzten die schnelle Software-Einführung, die exakte Kostenkontrolle und die Möglichkeit, gesetzlicher Richtlinien, zum Beispiel für Schutz und Aufbewahrung elektronischer Kommunikation und E-Mails, mit geringerem Aufwand einhalten zu können. Die sich abzeichnenden Marktverschiebungen in Richtung Cloud-Lösungen seien längst auch im Partnernetz erkannt worden. Einige Microsoft-Partner, die vorher gar nicht so in Erscheinung getreten seien, beherrschen die Cloud-Themen laut Berg besonders gut und spielen sich jetzt in den Vordergrund.
Cloud-Lösungen für Messaging, Collaboration und Office bietet beileibe nicht nur Microsoft an - auch wenn das Unternehmen durch seine starke Marktpräsenz gut positioniert ist. Viele Kunden steuern von der E-Mail bis hin zum CRM-System ohnehin schon auf Microsoft-Kurs. Für sie geht es nun darum, in ihrer gewohnten Arbeitsumgebung Kosten- und Flexibilitätsvorteile zu heben. Sie möchten Anwendungen zwischen dem lokalen Rechenzentrum und der "Cloud" verschieben können und sich von aufwändigen Wartungsarbeiten und fixen Lizenzkosten entlasten - denn Cloud-Services werden nach aktuellem Bedarf benutzer- oder volumenabhängig abgerechnet.
Lotus Live aus der Cloud
Auch IBM hat mit seinen Lotus-Produkten eine breite Marktpräsenz und liegt folglich mit den Online-Services "Lotus Live" ebenfalls gut im Geschäft. Im Angebot sind unter anderem Dokumenten-Sharing, Aufgaben-Management, Online-Konferenzen, Webinars, Instant Messaging und E-Mail. Wie Microsoft peilt auch IBM kleine und mittelständische Betriebe an, die ihre gesamte E-Mail-Infrastruktur in die Wolke verlagern wollen. Doch auch Großunternehmen hängen schon an der Angel: IBM unterhält zum E-Mail-Service "iNotes" große Verträge mit dem Mobilfunk-Experten Nokia, Dow Chemical und dem Elektronikkonzern Panasonic, der auf diesem Weg einige tausend Mitarbeiter mit Webmail-Funktionen versorgt und auch Lieferanten und Partner in die Cloud-Infrastruktur einbindet.
Bei Big Blue geht man davon aus, dass immer mehr Unternehmen ihre mobilen Arbeitskräfte von einer hausinternen Mail-Lösung auf eine flexible Plattform migrieren wollen. Die technische Basis der Live-Produkte stammt zu einem Gutteil von der Firma Outblaze aus Hongkong, deren E-Mail-Services IBM im vergangenen Jahr übernommen hatte. Die Kombination der Messaging-Lösung mit der Sicherheit, die durch der Name IBM verspricht, soll kleinere Unternehmen davon überzeugen, in die Wolke zu wechseln.
GoogleApps überwindet Hindernisse
Das Vertrauen, dass Microsoft und IBM bereits genießen, muss sich Google - vor allem angesichts der nicht enden wollenden Big-Brother-Diskussion - erst noch erarbeiten. Dennoch: Die Google Apps haben den Vorteil, dass sie einfach, sicher und preiswert sind. Außerdem arbeiten bereits viele Menschen privat mit dem E-Mail-System Google Mail, der Online-Officesuite Texte & Tabellen oder der Instant-Messaging-Lösung Google Talk. Hinzu kommen Dienste wie Google Sites zum einfachen Erstellen gemeinsamer Textseiten, Tabellen und Foren im Web - Google hatte die Funktionalität im Jahr 2006 durch die Übernahme des Internet-Startup JotSpot erworben - oder Google Video, ein sicherer Video-Channel für Unternehmen.
Viele Unternehmen wollen sich auf solche Angebote von Google nicht einlassen, weil sie Sicherheitsbedenken haben oder dem Hersteller keine professionelle Bereitstellung zutrauen. Allmählich scheint sich aber der Wind zu drehen. Schlagzeilen machte kürzlich das Schweizer Medienhaus Ringier, das für seine rund 8000 Mitarbeiter weltweit in allen Geschäftsbereichen Google Apps einführen will. Der Rollout der "Google Apps Premier Edition" erfolgt Land für Land und soll bis Oktober 2010 komplett abgeschlossen sein. Ringier löst mit dem gehosteten Paket von Google acht verschiedene E-Mail- und Kalendersysteme und Dutzende von Mail-Domains ab, die zurzeit noch konzernweit genutzt werden.
Ringier nutzt auch den Spam-Schutz und die Langzeitarchivierung, die Google seit der Übernahme von Postini für die E-Mail-Komponente offeriert. Die Verwaltung der Nutzer erfolgt über ein konzernweites Active Directory; die Anmeldung bei Google Apps soll als Single-Sign-on gegen dieses Verzeichnis realisiert werden. Weitere Kunden sind beispielsweise die Stadt Los Angeles, die 30 000 Mitarbeiter mit Google Apps arbeiten lassen will und dafür vom Internet-Giganten besondere Sicherheits-Features und eigene Server im Rechenzentrum zugestanden bekommt. (hv)