Der boomende Netbook-Markt ist Prozessor-seitig noch relativ fest in Intels Hand, doch mit dem US-amerikanischen Telekommunikationsunternehmen Qualcomm bekommt der Hersteller der Atom-Prozessoren einen weiteren Konkurrenten. Qualcomm-CEO Paul Jacobs sagt, dass bereits im ersten Halbjahr 2009 eine Reihe von Netbooks mit dem Prozessor "Snapdragon" startet, berichtet die Financial Times. Mit dauernder Konnektivität und geringerem Stromverbrauch soll die Plattform Geräten auf Atom-Basis überlegen sein. Wie auch der britische Chiphersteller ARM drängt Qualcomm von Smartphones her kommend in den Markt für größere Geräte.
"Im Computing-Bereich wird es meiner Meinung nach einen Wettbewerb zwischen Snapdragon-basierten und Atom-basierten Netbooks geben", sagt Jacobs. Denn mit dem System-on-a-Chip Snapdragon, das auf der ARM-Prozessorarchitektur basiert, setzt Qualcomm an, größere Geräte als Smartphones zu erobern. Laut Jacobs werden wenigstens 15 Unternehmen noch in der ersten Jahreshälfte Snapdragon-Netbooks ausliefern. Dabei verspricht sich der Qualcomm-CEO klare Vorteile gegenüber Intels Atom, da bei Snapdragon die Kommunikationstechnologien direkt integriert sind und das Gerät immer aktiv ist.
"Meine E-Mails werden ständig heruntergeladen, ich muss nicht den Laptop öffnen, um online zu gehen", beschreibt Jacobs. Das Ganze arbeite viel stärker in Echtzeit. "Ich bin sicher, das ist ein attraktiveres Modell", so der Qualcomm-CEO. Er vertritt auch die Ansicht, dass Atom-basierte Geräte für Kommunikationszwecke relativ viel Strom benötigen. Damit ortet er einen Vorteil der ARM-Architektur, den die Briten schon im November herausgestrichen haben. Die Unternehmen setzen auf Linux als Betriebssystem. ARM arbeitet an einer Ubuntu-Umsetzung, die allen Unternehmen zugute kommen soll, die eine ARM-Architektur nutzen, betont das Unternehmen. Qualcomm zeigte indes auch Eigeninititative und hat auf der Consumer Electronics Show demonstriert, dass Android auf der Snapdragon-Plattform läuft.
Während Qualcomm also in den Netbook-Markt drängt, rechnet Jacobs damit, dass Intel seinerseits einen Vorstoß in Richtung Smartphone-Segment versuchen wird. Das werde das Verschwimmen der Grenzen zwischen den Geräteklassen und die Konkurrenz zwischen den beiden Gruppen verdeutlichen. "Intel versucht dahinterzukommen, wie sie ins Smartphone-Segment gelangen. Sie nennen das MIDs und versuchen einfach, den Namen zu ändern", meint der Qualcomm-CEO. Intel selbst sieht die Mobile Internet Devices (MIDs) freilich als eine neue Klasse kompakter mobiler Computer, die auch mit den Ultra-Mobile PCs (UMPCs) genannten Mini-Tablets nicht ident sind. Ob das von Jacos erwartete Verschwimmen von Grenzen den Geräteklassen-Wald zwischen Smartphones und Netbooks lichten kann, bleibt abzuwarten. (pte/rw)