Wer rund 200 Aktionären erklären muss, warum sie das Geschäftsjahr 2008 abhaken müssen, vielleicht sogar das Unternehmen selbst, hat es naturgemäß schwer. Das musste Arques-Vorstand Hans Gisbert Ulmke auf der diesjährigen Hauptversammlung der Starnberger Beteiligungsgesellschaft erfahren. Denn die Handvoll Sprecher der Kleinaktionäre zeigten sich deutlich erbost über die Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres und dann auch über die Aussichten für dieses Jahr, die ihnen Ulmke, gerade seit einem Tag Vorstandvorsitzender, präsentierte.
Dabei hatte Ulmke sich das Büßerhemd vorsorglich schon angezogen und in seiner nahezu wörtlich vom Blatt abgelesenen Rede von fatalen Fehlern seiner Vorgänger in den Jahren 2005 bis 2007 gesprochen. Er monierte "mehrere Fehlkäufe", "verkehrte Bewertungen von Firmen" und anderes mehr, um dann, nach "dieser Aufarbeitung der Vergangenheit", auf die Gegenwart und Zukunft von Arques zu kommen. Die an der Börse brutal abgestürzte Firma habe im letzten Jahr dank verlustreicher Verkäufe den Turnaround" geschafft und kehre nun wieder zu ihrem alten Geschäftsmodell zurück: Marode Firmen für eine symbolischen Preis zu kaufen, sie mit sanfter pekunärer Hilfe der Verkäufer zu sanieren und sie dann "mit einem deutlichen Plus" zu verkaufen.
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Dass diese ausschließlich optimistische Darstellung Ulmkes einige Aktionäre mit Zahlen und Fakten untermauert haben wollten, scheint das Arques-Management bei seiner Vorbereitung auf die Hauptversammlung allerdings übersehen zu haben.
Denn als beispielsweise ein Vertreter der DWS (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) Näheres zu dem vollkommen missglückten Verkauf des Distributors Tiscon mitsamt der Töchter COS an den russischen Investor KCK Association wissen wollte, beispielsweise eine Kopie des Verkaufsvertrages sehen wollte oder eine Erläuterung dazu, was mit den zirka 2,5 Millionen Darlehen passiert sei, die Arques in den vergangenen sechs Monaten Tiscon notgedrungen gewährt hatte, griffen die Vorstände Felix Frohn-Bernau (Akquisitionen, Exits) und Michael Hütten (Operations) in die Trickkiste überkommener Unternehmensrhetorik. "Tiscon wurde zu einem immer schwierigerem Fall", sagte Frohn-Bernau - angesichts der weltweiten Finanzkrise, aber auch der Geschäftszahlen 2008 eine wenig überraschende Erkenntnis. Dass es sich bei dem Verkauf um den "Versuch einer Rettung" gehandelt habe, wie der Finanzvorstand beteuerte, wollte den Aktionärsvertretern ebenso wenig einleuchten wie die Versicherung, es sei "kein Scheingeschäft" gewesen.