Mitarbeiter wollen flexibel, mit eigenen Geräten und ohne Kontrolle arbeiten. Doch in Deutschland, so zeigt Teil zwei der von Dell und Intel beauftragten Studie "Evolving Workforce", ist das nicht selbstverständlich.
von Tobias Wendehost
Zahlreiche Studien postulieren, dass sich die Arbeitswelt in einem tiefgreifenden Wandel befindet. Langfristige Beschäftigungsverhältnisse werden demnach seltener, Beschäftigte wechseln häufiger den Job, und immer öfter ersetzen freie Mitarbeiter oder Angestellte von Subunternehmen fest angestelltes Personal.
Die beiden Unternehmen Dell und Intel haben vor dem Hintergrund dieser Annahmen eine dreiteilige Studie in Auftrag gegeben, die Veränderungen der Arbeitswelt in der Internet-Ära untersucht. Der erste Teil (siehe Kasten) leitete vor dem Hintergrund sozialer und politischer Faktoren sieben Trends für die Entwicklung der Arbeitswelt ab. Im zweiten Teil der Studie, der nun vorgestellt wurde, hat das Marktforschungsinstitut TNS Global Arbeitnehmer zu ihrer Einschätzung befragt.
Offen für Technik
Das Internet ist für die Mehrheit der Befragten eine Möglichkeit, die eigene Arbeit effektiver zu gestalten. Dabei haben Beschäftigte in Schwellenländern wie China oder Brasilien eine höhere Erwartung (91 Prozent) an das Internet als Arbeitnehmer in Industrieländern (76 Prozent). Insgesamt gaben 70 Prozent der Befragten an, dass IT-unterstützte Prozesse ihnen erlauben würden, sich mehr auf die von ihnen bevorzugte Arbeit zu konzentrieren.
Arbeitsorganisation
Durch moderne Kommunikationsmittel sind feste Arbeitsorte- und zeiten keine zwingende Voraussetzung für reibungslose Abläufe. Drei von vier Teilnehmern der Befragung sind der Auffassung, dass flexible Arbeitszeiten eine produktivere Arbeit ermöglichen. Die Arbeit außerhalb der Büroräume spielt für die Beschäftigten eine zunehmend wichtige Rolle. Immerhin 45 Prozent gaben an, auf diese Weise mehr Arbeit erledigen zu können.
IT-Consumerization
Der Einsatz von IT-Geräten in Unternehmen wird immer vielfältiger, da Arbeitnehmer auch privat genutzte Systeme am Arbeitsplatz einsetzen wollen (Bring your own Device). Bereits sechs von zehn Umfrageteilnehmern können heute ihre Geräte sowohl beruflich als auch privat nutzen. Dabei fällt auf, dass dieser Trend in den Schwellenländern deutlich weiter verbreitet ist. So liegt der Anteil der Mitarbeiter, die ihre eigenen Geräte auch beruflich nutzen, in Mexiko bei 87 Prozent und in China bei 84 Prozent, in Frankreich dagegen sind es nur 57 Prozent, in Deutschland gar 51 Prozent. Dieser Unterschied zeigt sich auch beim Einfluss der Befragten auf die Auswahl der Technik in ihren Unternehmen, die in den Schwellenländern bei 59 Prozent und in den Industrieländern bei 31 Prozent liegt. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten erwartet in zehn Jahren ein stärkeres Mitspracherecht bezüglich der Unternehmens-IT.
- Sieben Trends zur Arbeit von morgen
Die Studie "Evolving Workforce Research" von Dell und Intel beschreibt, wie die Arbeit von morgen aussehen könnte und nennt sieben Trends. - 1. Crowd-Sourcing
In der Arbeitswelt von morgen arbeiten Menschen in <b>virtuellen Teams</b> zusammen, oft ohne sich zu kennen. Diese Teams werden kurzfristig zusammengestellt und sind über moderne Kommunikationsmittel verbunden. Anders als in vielen heutigen Projekten definiert sich diese Crowd vor allem funktional und weniger durch Hierarchien. Pervasive IT und Cloud Computing bieten dafür eine technische Grundlage. Die Mitarbeiter in solchen virtuellen Teams gehen oft <b>kein festes Beschäftigungsverhältnis</b> ein, sind flexibel und daran gewöhnt, mit stark schwankenden Einkommensverhältnissen zurechtzukommen. Das kann zwar kurzfristig zu einer Steigerung der Produktivität führen, langfristig können Unternehmen aber auch Schwierigkeiten bei der Bindung von Spezialisten bekommen. - 2. Das Ergebnis muss stimmen
War die Arbeitswelt bisher primär über die vertraglich geregelte Arbeitszeit organisiert, so rückt jetzt das <b>Arbeitsergebnis</b> in den Fokus. Da sich die Produktivität der Arbeitsprozesse gerade unter den Bedingungen des Crowdsourcings nur unzureichend über die Anzahl aufgewendeter Stunden erfassen lässt, werden zunehmend <b>Output-orientierte Messmethoden</b> eingeführt. - 3. Einsatz von mobilen Geräten
In Unternehmen werden <b>unterschiedliche Endgeräte</b> und Betriebssysteme verwendet, die auf die jeweiligen Einsatzbereiche abgestimmt sind. Cloud Computing bietet dafür eine Fülle von Möglichkeiten, da die jeweiligen Endsysteme damit auf einen <b>praktisch unbegrenzten Vorrat</b> an Daten und Anwendungen zugreifen können. Kompatibilität, Interoperabilität und Datensicherheit sind dabei entscheidende Faktoren. Nur solche Systeme werden sich durchsetzen, die sich nahtlos in die IT-Landschaften integrieren lassen. - 4. Generationenkonflikte
Die Generationen sind einen <b>unterschiedlichen Umgang</b> mit IT und mit Kommunikationstechnik gewohnt. Das kann zu Spannungen zwischen erfahrenen und jüngeren Mitarbeitern führen. Letztere sind vielleicht Digital Natives, haben aber nicht den Erfahrungsschatz ihrer älteren Kollegen. Generell werden die <b>Arbeitsteams künftig heterogener</b> zusammengesetzt sein, nicht nur hinsichtlich des Alters, sondern auch was den kulturellen oder ethnischen Hintergrund betrifft. Erfolgsentscheidend wird auch sein, ob es gelingt, den Wissensaustausch zwischen Generationen und Gruppen voranzubringen. - 5. Werte versus Regeln
Die IT gibt Unternehmen Möglichkeiten, die Leistung ihrer Mitarbeiter umfassend zu analysieren. Arbeitsprozesse werden auf dieser Basis reglementiert und kontrolliert. Da ein gutes <b>Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer</b> elementar ist, müssen beide Seiten einander vertrauen. Zukunftsorientierte Firmen könnten daher eher auf ein werte- als auf ein regelbasiertes Modell bauen. - 6. Innovative Mitarbeiter
Innovationen werden künftig weniger vom Management eingebracht als von Mitarbeitern, die ihre privaten Geräte und Anwendungen auch im beruflichen Umfeld nutzen. Diese Beschäftigten sind mit IT sozialisiert und wollen ihren selbstbestimmten Lebensstil beibehalten, wozu der <b>Gebrauch von privaten Notebooks, Smartphones</b> ebenso gehören kann wie Social-Media-Aktivitäten. Die Mitarbeiter sind mit den Systemen in der Regel bestens vertraut und können mit ihnen effizient arbeiten, so dass Restriktionen von Seiten der Unternehmen kontraproduktiv wären. Sie müssen daher <b>Verfahren entwickeln</b>, um diese privaten Systeme in ihre IT-Strukturen zu integrieren. - 7. Neue Aufgaben für die IT
Mit dieser Consumerization entstehen <b>neue Anforderungen</b> an die IT. Sie muss die Entwicklungen und die Bedürfnisse der Mitarbeiter aufgreifen und dabei bedenken, dass sich neue Mitarbeiter bewusst wegen der <b>Verfügbarkeit moderner Systeme</b> für einen Arbeitgeber entscheiden. Die IT-Verantwortlichen sollten solche über herkömmliche IT-Themen hinausreichenden Aspekte in ihren Aufgabenkatalog aufnehmen. - Fazit
Da der Wandel durch die rasante Entwicklung der Kommunikationstechnik vorangetrieben wird, sollen Arbeitgeber den Hebel an dieser Stelle ansetzen und <b>individuelle Konzepte</b> zum Umgang damit entwickeln. Die <b>Integration der sozialen Medien</b>, die Bereitstellung einer umfassenden Kommunikationsstruktur und die Einbindung privat genutzter Geräte bieten Chancen, um Arbeitnehmer an ein Firma zu binden und die Arbeit effektiv zu gestalten.