Für Unternehmen ist es heute schwieriger denn je, in ihrem Netzwerk privates Webbrowsing vom Datenverkehr im Zusammenhang mit geschäftsrelevanten Applikationen zu unterscheiden. Hier liefert der Netzwerkspezialist Blue Coat interessante Daten rund um die fünf Anwendungen und Websites, die am Arbeitsplatz die meiste Bandbreite fressen. Außerdem gibt der dortige Geschäftsführer Dietmar Schnabel Tipps, wie Reseller ihren Kunden beim sinnvollen Umgang mit ihren Netzwerk-Ressourcen helfen können.
1. YouTube
Jeden Monat sehen sich die Besucher von YouTube in der Summe mehr als drei Milliarden Stunden an Videos an. Und jede Minute laden die Nutzer des Portals 72 Stunden an neuen Videos zu YouTube hoch. Dabei handelt es sich nicht etwa um ein rein amerikanisches, sondern um ein weltweites Phänomen. Denn 70 Prozent des Verkehrs zu YouTube stammen von außerhalb der USA. Bereits mehr als zehn Prozent der weltweiten Videoabrufe gehen mittlerweile von 350 Millionen mobilen Endgeräten aus, was den Bedarf an Bandbreite weiter in die Höhe treibt.
Und auch der Umstieg auf HD trägt dazu bei, dass das Bandbreitenproblem größer wird: Denn die neuen Video-Formate in hoher Qualität benötigen bis zu 1,5 MBit/s an Bandbreite pro Video - was 75 Prozent einer klassischen 2-MBit-Leitung entspricht, mit der viele Unternehmen mit dem Internet verbunden sind.
2. Apple
Apple hat in den letzten vier Jahren 316 Millionen Geräte mit dem Betriebssystem iOS verkauft. Das ist doppelt soviel wie die Anzahl an Macs, die das Unternehmen in seiner gesamten Geschichte verkauft hat. Das Umfeld von iOS mit Updates des Betriebssystems, Downloads (Filme, Podcasts, TV), Uploads (Bilder, Videos) iCloud und dem App-Store hat sich in den letzten zwei Jahren zu der am schnellsten wachsende Kategorie von Netzwerkverkehr entwickelt.
Man bedenke: Das Update auf iOS 5 war rund 800 Megabyte groß, ein HD-Film belegt im Schnitt drei Gigabyte und jeder iCloud-Account erhält fünf GB freien Speicherplatz in der Cloud. Da immer mehr Mitarbeiter ihre privaten Endgeräte auch an ihrem Arbeitsplatz nutzen, sind diese Daten und Inhalte auch in den Netzwerken Ihrer Kunden. Das sollten Sie bei den Ihren Kunden noch vorzulegenden Netzausbauplänen berücksichtigen.
3. Soziale Netze
In sozialen Netzwerken wirkt die Kombination aus vielen Uploads (Dateien von Benutzern zur Website) und Downloads (Inhalte anderer Benutzer ansehen) doppelt auf den Verbrauch von Bandbreite: Jede Sekunde werden beispielsweise über 3.000 Bilder zu Facebook hochgeladen, was mehr als 5 GBit/s an Bandbreite verbraucht. Video-Uploads sind hierbei nicht eingerechnet! Das Betrachten von Bildern und Videos aus Anwendungen wie Socialcam hat dabei dieselben Auswirkungen auf das Netzwerk wie YouTube.
Blue Coat rechnet damit, dass der Bandbreitenbedarf von sozialen Netzwerken in den kommenden Jahren weiter stark wachsen wird.
4. Video-Streams der Fernsehsender
Fernsehsender stellen immer mehr Sendungen live und auf Abruf über das Web zur Verfügung. Die ZDF-Mediathek kommt beispielsweise laut einem Interview mit dem ZDF-Chefredakteur aus dem Mai 2012 auf rund 40 Millionen Views pro Monat. Die Client-Software der BBC bedient mittlerweile im Durchschnitt schon 160 Millionen Anforderungen pro Monat. Und Hulu, ein US-amerikanisches Portal für Inhalte aus verschiedenen Fernsehnetzen, kam für das im April 2012 abgeschlossene Geschäftsjahr sogar auf 457 Millionen Views.
5. Olympische Spiele 2012 in London
Ab dem 27. Juli 2012 werden zahlreiche Athleten aus über 200 Ländern der Erde um mehr als 300 Gold-, Silber- und Bronzemedaillen aus 36 Sportarten kämpfen. Zu diesem sportlichen Ereignis werden die Veranstalter rund 5.000 Stunden an Videomaterial produzieren, das dann weltweit sowohl live als auch on demand über das Internet gesendet wird.
Ein Video-Stream benötigt heute im Durchschnitt rund 500 kBit/s an Bandbreite, in HD-Qualität bis zu 1,5 MBit/s. Bei den olympischen Spielen 2008 in Peking betrug der Standard-Video-Stream noch 200 kBit/s. Die Olympischen Sommerspiele 2012 werden daher auch neue Weltrekorde beim Verbrauch von Bandbreite im WAN und Internet setzen - und viele Unternehmensnetze und Anwendungen werden darunter leiden.
Blue Coat geht davon aus, dass in nicht aktiv administrierten Unternehmensnetzwerken die private Nutzung dieser Anwendungen und Websites zwischen 30 und 60 Prozent der gesamten verfügbaren Bandbreite verbraucht.
Dies wiederum kann dazu führen, dass geschäftskritische Unternehmensanwendungen in die Knie gehen, dadurch die Anzahl der Helpdesk-Anfragen steigt und die Produktivität der Mitarbeiter sinkt.