Marktübersicht – Alternativen zur HDD

Hybrid-Festplatten und SSDs im Aufwind

Klaus Hauptfleisch ist freier Journalist in München.
Hybride Festplatten mit SSD-Komponenten und herkömmlicher Magnettechnik sollen Anwendern mehr Leistung zu erträglichen Preisen bringen. Doch auch reine SSD-Laufwerke werden für PC- und Notebook-Nutzer attraktiver.
Trotz vieler Vorteile: Weder die Hybriden noch die SSDs werden konventionelle Festplatten in naher Zukunft gänzlich ablösen.
Trotz vieler Vorteile: Weder die Hybriden noch die SSDs werden konventionelle Festplatten in naher Zukunft gänzlich ablösen.

Hybride Festplatten mit SSD-Komponenten und herkömmlicher Magnettechnik sollen Anwendern mehr Leistung zu erträglichen Preisen bringen. Doch auch reine SSD-Laufwerke werden für PC- und Notebook-Nutzer attraktiver.
von Klaus Hauptfleisch (freier Journalist in München)
Rund 89 Prozent aller Notebooks sind 2012 noch mit einer klassischen magnetischen Festplatte ausgeliefert worden. Laut IDC wird der Anteil bis 2016 aber dank sinkender Flash-Preise zugunsten von SSDs (Solid State Drives), Hybrid-Festplatten und Dual Drives (SSD und HDD im Duett) auf nur noch etwa 52 Prozent sinken. Die „Hybriden“ stehen noch ganz am Anfang – das zeigen schon die vielen Kürzel wie Hybrid-HDD, H-HDD, HHD und SSD. Doch schon in vier Jahren sollen sie sich noch vor der SSD zum zweitgrößten Notebook-Storage-Segment mausern. Mit den stetig wachsenden Flash-Speichern könnten sie zunehmend auch in Desktop-PCs und Workstations Einzug halten.

Einen schnellen Überblick über die vorgestellten Hybrid-Festplatten und SSDs bietet unsere Bilderstrecke:

Hybrid-HDDs vor dem Durchbruch

Dem neuen IDC-Forecast zufolge sind die Hybriden 2016 auf Platz zwei im Bereich Notebook-Storage. Eine vorherige Grafik zeigt einen Anstieg von rund 225 auf 325 Millionen Stück zwischen 2012 und 2015.
Dem neuen IDC-Forecast zufolge sind die Hybriden 2016 auf Platz zwei im Bereich Notebook-Storage. Eine vorherige Grafik zeigt einen Anstieg von rund 225 auf 325 Millionen Stück zwischen 2012 und 2015.
Foto: IDC

Vermarket werden Hybrid-Festplatten als das „Beste aus beiden Welten“ oder als perfekte Symbiose gewohnt hoher Festplattenkapazitäten mit der Geschwindigkeit einer SSD, auch wenn dies mit den heutigen kleinen Flash-Speichern nicht ganz erreicht wird. In der Regel werden heute 4 GB bis 8 GB NAND-Flash-Speicher verbaut. In den kommenden Jahren soll die Kapazität aber auf 50 GB und mehr steigen. Das werde Hybridplatten einen Leistungsschub bescheren, der auch den Weg in den B2B-Markt für Desktop-PCs und Workstations ebne, erwartet IDC-Analyst Daniel Bizo.

Der Vorläufer der modernen Hybrid-HDD (H-HDD), damals noch mit SDRAM, war die Quantum Rushmore von 1997. Sie wurde, wohl auch wegen des hohen Preises, drei Jahre später wieder eingestampft. Den Neuanfang mit Flash-Speichern machte im März 2007 die zwei Jahre später von Seagate übernommene Festplattensparte von Samsung. Seagate selbst hat Mitte 2007 nachgezogen und war samt dem Samsung-Part somit lange Zeit ziemlich allein auf weiter Flur.

Eine Sonderstellung nimmt die Mitte 2011 von OCZ Technology präsentierte RevoDrive Hybrid mit 100 GB MLC-Flash und 500 GB bis 1 TB Festplattenspeicher ein. Denn es handelt sich dabei um eine PCIe-Steckkarte, womit sie sich für Desktop-PCs und Tower-Workstations, weniger aber für Laptops eignet. Toshiba ist erst Ende 2012 auf den Plan getreten, Western Digital als dritter Festplattenhersteller hat zwar schon Muster versandt, allerdings noch keine fertigen Produkte auf dem Markt.

Das OCZ RevoDrive Hybrid fällt etwas aus dem Rahmen, denn sie vereint auf einer PCIe-Steckkarte Festplatte und einen großen Flash-Speicher.
Das OCZ RevoDrive Hybrid fällt etwas aus dem Rahmen, denn sie vereint auf einer PCIe-Steckkarte Festplatte und einen großen Flash-Speicher.

Kein Wunder, dass IDC-Mann Bizo den Hybrid-Anteil noch als marginal bezeichnet. Mit Toshiba und Western Digital als neuen Mitspielern soll der Hybridzug jetzt erst richtig anrollen. IDC geht davon aus, dass der H-HDD-Anteil bei Notebook-Festplatten von 5 Prozent in diesem Jahr bis 2015 auf 20 Prozent steigen wird. Demnach würden die Hybriden die SSD (17 Prozent Marktanteil in 2015) schon hinter sich lassen. Zusammen mit den Dual Drives sollen Hybridlösungen dann sogar schon 25 Prozent des Notebook-Storage-Marktes ausmachen.

Western Digital hat zwar schon Samples verschickt und mit der Hybrid-Festplatte auf der CES 2013, aber außer dem Foto werden alle Informationen noch unter Verschluss gehalten.
Western Digital hat zwar schon Samples verschickt und mit der Hybrid-Festplatte auf der CES 2013, aber außer dem Foto werden alle Informationen noch unter Verschluss gehalten.
Foto: Western Digital

Seagate bereitet neue SSHD-Generation vor

So setzt Seagate die Hybriden der Momentus-Familie in Szene.
So setzt Seagate die Hybriden der Momentus-Familie in Szene.
Foto: Seagate

Newcomer Western Digital hat auf der CES in Las Vegas schon eine sogenannte WD Black SSHD mit bis zu 1 TB Festplattenspeicher und 24 GB NAND-Flash vorgestellt, will sich aber vor Marktstart ebenso wenig in die Karten gucken lassen wie Seagate. Beide Hersteller waren daher nicht bereit, für diese Marktübersicht Informationen bereitzustellen. Seagate hält neue Produkte noch bis zur CeBIT 2013 unter Verschluss und hätte es als Auslaufmodell am liebsten auch mit der aktuellen Momentus XT SSHD getan.
Die Hybriden mit Flash-Managementtechnik und Adaptive Memory sind jeweils mit Spindelgeschwindigkeiten von 7.200 Umdrehungen pro Minute (U/min) in zwei verschiedenen Ausführungen erhältlich: Die ST750LX003 kommt mit 750 GB Festplattenkapazität, 8 GB NAND-Flash-Speicher vom Typ SLC (Single-Level Cell) und einer SATA-Schnittstelle mit 6 Gbit/s.
Die ST95005620AS verbindet eine 500-GB-Festplatte mit 4 GB SLC-Speicher und einer SATA-Schnittstelle mit 3 Gbit/s. Die durchschnittliche Suchzeit beim Lesen und Schreiben ist jeweils mit 11,0 ms (Millisekunden) respektive 13,0 ms angegeben. Einsatzbereiche der H-HDDs mit den Maßen 9,5 x 69,85 x 100,35 mm sollen Notebooks ebenso sein wie Desktop-PCs, aber auch mobile und stationäre Workstations sowie entsprechende Spielesysteme und All-in-one-PCs in kleinem Formfaktor.

Toshiba kombiniert NAND, DDR2 und HDD

Toshiba sieht sich als einziger Anbieter von Storage-Lösungen, der sowohl HDD- als auch NAND-Flash-Technologien entwickelt, so Europa-Vize-Chef Martin Larsson. Die Mitte 2012 angekündigten ersten eigenen Hybridlaufwerke haben eine dreistufige Konfiguration, die pyramidenförmig das Optimum an Preis-Leistung und Kapazität verkörpern soll.
Als Basis dient eine Festplatte mit einer Kapazität bis 1 TB, in der Mitte liegt der flinkere NAND-Flash-Speicher mit bis zu 10 GB, an der Spitze ein kleiner, superschneller DDR2-SDRAM-Cache. H-HDDs sind zwar auf das GB berechnet weit günstiger als SSDs. Da aber derzeit noch Single-Level-Cells (SLC) zum Einsatz kommen, sieht Toshiba in naher Zukunft noch keine Preisänderung kommen – zumindest solange noch keine Hybriden mit der günstigeren Multi-Level-Cell-Variante (MLC) eingeführt werden.

8 GB NAND-Flash hat Toshiba der ersten H-HDD mit dem kryptischen Namen MQ01ABD-H mitgegeben. Es gibt auch schon einen Prototypen mit 16 GB Flash-Speicher.
8 GB NAND-Flash hat Toshiba der ersten H-HDD mit dem kryptischen Namen MQ01ABD-H mitgegeben. Es gibt auch schon einen Prototypen mit 16 GB Flash-Speicher.
Foto: Toshiba

Die Ende September 2012 vorgestellten 2,5-Zoll-H-HDDs der Serie MQ01ABD-H kommen mit 8 GB NAND-Flash- und 1 TB oder 750 GB Festplattenspeicher und einer Umdrehungsgeschwindigkeit von 5.400 rpm .Die SATA-Transferrate gibt Toshiba mit 6 GBit/s an, die Geräuschentwicklung im Suchmodus mit niedrigen 24 dB. Als Besonderheit weist der Hersteller auf selbstlernende Algorithmen zur Performance-Steigerung hin, die das Anwenderverhalten beim Datenzugriff analysieren, um jeweils den optimalen „Speicherort“ für die Daten zu bestimmen. Häufig genutzte Daten zum Bespiel werden im schnellen NAND-Cache abgelegt, weniger häufig genutzte vom Flash-Speicher auf die Magnetscheibe verlagert.

So sieht der Aufbau der Hybrid-Lösung von Toshiba aus.
So sieht der Aufbau der Hybrid-Lösung von Toshiba aus.
Foto: Toshiba

Übersicht SSDs

Hersteller und Produktname

NAND-Flash

Max. seq. Schreib-/Leserate*

Formfaktor/Interface/Höhe**

Intel SSD Serie 335

180/240 GB MLC

450/500 MB/s

2,5" SATA III, 9,5 mm

Toshiba Serie THNSNFxxxGzzS

64-512 GB MLC

420/524 MB/s

2,5" SATA III, 7,0 mm + 9,5 mm

Toshiba THNSNFxxxGMCS

64-256 GB MLC

420/524 MB/s

mSATA (III)

Samsung SSD 840 Basic Series

120-500 GB TLC

520/540 MB/s

2,5" SATA III, 7 mm

Samsung SSD 840 Pro Series

64-512 GB TLC

330/540 MB/s

2,5" SATA III, 7 mm

SanDisk Ultra Plus SSD

64-256 GB

440/515 MB/s

2,5" SATA III, 7 mm

SanDisk ReadyCache SSD

32 GB

k.A.

2,5" SATA III, 7 mm

Transcend HSD310

8-64 GB

65/143 MB/s

Half Slim SATA II, 4 mm

Transcend MSA630

32/64 GB

82/261 MB/s

mSATA (II)

OCZ Vector SSD

128-512 GB MLC

530/550 MB/s

2,5" SATA III, 7 mm

PCIe-Lösungen

Intel SSD 910 Series

400/800 GB MLC

1.000/2.000 MB/s

PCIe 2.0 x 8

OCZ RevoDrive 3 X2

480/960 GB MLC

1.300/1.500 MB/s

PCIe 2.0 x 4

OCZ Z-R Drive R4 CM88

800 GB-3,2 TB MLC

2.800 MB/s

PCIe 2.0 x 8

*) teils kapazitätsabhängig, Angabe jeweils mit der höchsten
**) SATA II = SATA 3 Gbit/s, SATA III = SATA 6 Gbit/s, PCIe 2.0 x 1 = 500 MB/s

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