Britische und amerikanische Piratenparteien haben die Protestbewegung "Anonymous" dazu aufgefordert, Rache-Hacks gegen Copyright-Befürworter in der Unterhaltungsindustrie zu unterlassen. Das geht aus einem Brief hervor, der dem Online-Portal Torrentfreak vorliegt. Die DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) können dem Kampf gegen bestehendes Urheberrecht mehr schaden als nutzen, so die Befürchtung der Piratenparteien.
Hintergrund ist, dass Anonymous im September mit "Operation Payback" Webseiten unter anderem der Motion Picture Association of America (MPAA) und der Recording Industry Association of America (RIAA) mit DDoS-Attacken vom Netz geschossen hat. Diese extreme Form des illegalen Angriffs wurde seither fortgesetzt.
Keine Cyberwaffen
Nach Ansicht der Piratenparteien ist die Operation Payback als großflächiger Angriff auf diverse Organisationen aus dem Ruder gelaufen. Daher müsse die Serie der Attacken enden. "Durch eine Weiterführung der Operation-Payback-Attacken werdet ihr jene behindern, die für eine Urheberrechtsreform und eine Beschneidung von Copyright-Missbräuchen eintreten, aber dies innerhalb der Grenzen des Gesetzes tun", heißt es im Brief an Anonymous. Die Gruppe solle moderatere, legalere Prostestmethoden nutzen.
Dass die Piratenparteien angesichts von DoS-Attacken um den Ruf von Anti-Copyright-Aktivisten fürchten, ist verständlich. Die Angriffsform ist einfach, aber potenziell verheerend und kam unter anderem zum Einsatz, als der georgisch-russische Konflikt 2008 auf den Cyberspace übergegriffen hat. Gerade in den USA gibt es immer wieder sehr kritische Stimmen zu DoS-Attacken. Im Juli hat beispielsweise der ehemalige CIA-Chef Michael Hayden eine internationale Ächtung dieser Form der Cyberwaffe gefordert.
Nach Anonymous-Aussagen gegenüber TorrentFreak will die Bewegung dem Aufruf der Piratenparteien Folge leisten. Schon im Vorfeld hatte es Anzeichen einer Mäßigung gegeben, als akzeptablere Forderungen in Aussicht gestellt wurden. "Niemand würde auf uns hören, wenn wir sagen, Piraterie sollte legal sein. Aber wenn wir fordern, dass die Copyright-Lebensdauer auf eine 'faire' Länge gekürzt wird, würde das viel vernünftiger klingen", so ein Bewegungs-Sprecher.
Aus Sicht der Behörden kommen solche Aussagen wohl etwas zu spät. Einem Cnet-Bericht zufolge ermittelt das FBI spätestens, seitdem Anfang November auch die Webseite des United States Copyright Office von Operation Payback getroffen wurde. (pte/rw)